Bildungssysteme aller 16 Bundesländer im Vergleich: NSM-Bildungstest: Süd-Nord-Gefälle vergrößert sich

Das Bildungsniveau der drei Bundesländer Bremen, Berlin und Sachsen-Anhalt ist allenfalls drittklassig. Das ist ein zentrales Ergebnis einer aktuellen Studie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Die Analyse, die von einem zehnköpfigen Wissenschaftler-Team in den vergangenen elf Monaten erstellt wurde, untersucht zum ersten Mal in allen 16 Bundesländern die vier zentralen Bildungsbereiche Vorschule, Allgemeinbildende Schule, Berufsschule und Hochschule. Dem INSM-Bildungsmonitor liegen 105 Bildungsindikatoren wie Abbrecherquote, Studienberechtigtenquote oder Schüler-Lehrer-Relation zugrunde.

Während die Spitzenreiter Bayern und Baden-Württemberg aufgrund intensiver Schwerpunktsetzung noch die Chance besitzen, an das Niveau international führender Bildungsnationen wie Finnland und Kanada Anschluss zu finden, drohen die Schlusslichter der INSM-Bildungsstudie – Berlin, Bremen und Sachsen-Anhalt – mit ihrer Bildungsarbeit in der Versenkung zu verschwinden. „Das Bildungssystem in Deutschland ist, gemessen an seiner einstigen Vorrangstellung, in einer schockierend armseligen Verfassung“, sagt Tasso Enzweiler, Geschäftsführer der Initiative.

Anfang dieser Woche wurden auch vorab die wesentlichen Ergebnisse des internationalen Bildungstest PISA 2 veröffentlicht. „Gerade auch im Hinblick auf diese zweite Pisa-Studie wollte unsere Initiative genau wissen, wo die Stärken und Schwächen unseres Bildungssystems liegen und wie gut die Deutschen ihre junge Generation auf die Anforderungen der Wissensgesellschaft vorbereitet“, umreißt Enzweiler die Leitidee der Studie. Im Rahmen des PISA-2-Tests belegen deutsche Schüler in allen drei untersuchten Disziplinen lediglich Plätze in der unteren Hälfte der Leistungstabelle von insgesamt 31 Industriestaaten.

Die Kultusministerkonferenz der Bundesländer hatte vor wenigen Tagen ebenfalls die Veröffentlichung einer Vergleichsstudie über die Bildungsarbeit in den 16 Bundesländern angekündigt – allerdings erst für Herbst 2005. „Da wollten wir die Zeit nutzen, und mit diesen Ergebnissen Reformansätze und Impulse für die Bildungspolitik in den Bundesländern liefern, so Enzweiler.

Nach der Detailauswertung der Studie folgen Thüringen und Sachsen dem Spitzenduo Bayern und Baden-Württemberg. Diese vier Länder investieren am stärksten in ihre Schulen und Universitäten und setzen diese Mittel zudem effizient und zielgerichtet ein. Mit deutlichem Abstand zur Spitzengruppe kommen Hamburg und Schleswig-Holstein auf die weiteren Plätze, die allerdings mit ihren Bildungspunktzahlen bereits unter dem Durchschnitt aller 16 Bundesländer des INSM-Tests liegen. Schließlich folgt mit Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ein breites Mittelfeld. Die Schlussgruppe bilden das Saarland, Sachsen-Anhalt, Berlin und Bremen.

„Jetzt ist eine massive Qualifizierungsoffensive notwendig, um die Lage zu verbessern“ folgert Enzweiler. Denn an qualifizierten Fachkräften wird es in Deutschland künftig mangeln. Vor allem wegen des demographischen Wandels werde die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland in den kommenden vierzig Jahren von 40 auf 25 Millionen Menschen sinken. Deutschland, so Enzweiler, weise schon heute zu viele schlecht ausgebildete und zu wenig hochqualifizierte Arbeitskräfte auf.

„Wenn die Politik Reformen wie den zügigen Ausbau der Ganztagesschule, leistungsgerechte und einheitliche Bildungsstandards mit Mindestanforderungen und eine höhere Autonomie für Schulen und Universitäten implementieren würde, würde sich dies positiv auf die künftigen Bewertungen im INSM-Bildungstest auswirken“, ist sich Oliver Stettes sicher. Stettes und sein Kollege Axel Plünnecke, die Autoren der INSM-Studie, sind im Hauptberuf Wissenschaftler des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). „In diese Studie sind sämtliche Statistiken, die bis einschließlich September 2004 verfügbar waren, eingeflossen“, erläutern die Forscher die Datenbasis. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft will nach Angaben von Stettes und Plünnecke den INSM-Bildungstest einmal im Jahr wiederholen, um Reformmaßnahmen im Bildungssektor messen und bewerten zu können.

„Angesichts des zunehmenden Globalisierungsdrucks und des demographischen Wandels versündigen wir uns an unseren Kindern, wenn wir unser marodes Bildungssystem nicht mit eiserner Entschlossenheit reformieren“, sagt INSM-Geschäftsführer Enzweiler.

Für jedes Bundesland können die ausführlichen Stärken-Schwächen-Profile angefordert werden.

Media Contact

Jens Walter INSM

Weitere Informationen:

http://www.insm.de

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