Krupp-Stiftung: 5 Mio. für bundesweit einmaliges Schülerlabor

In der RUB entsteht bundesweit einmaliges Schülerlabor Krupp-Stiftung: 5 Mio. für „unvergesslichen Schulunterricht“


Schüler spielerisch für Natur und Technik begeistern und ihre Schulpartnerschaften stärken will die Ruhr-Universität Bochum in Zukunft mit einem in dieser Form bundesweit einmaligen Schülerlabor. Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ermöglicht mit fünf Millionen Mark Förderung die Einrichtung des Labors, die RUB selbst trägt die Baukosten von drei Millionen Mark und stellt das Personal. Das Schülerlabor ist eine Initiative der beiden Bochumer Krupp-Preisträger Prof. Dr. Roland Fischer (Anorganische Chemie, Fakultät für Chemie) und Prof. Dr. Onur Güntürkün (Biopsychologie, Fakultät für Psychologie).

Green Cards sind keine Lösung

Gameboy ja, Physik nein? Walkman ja, Mathematik nein danke? Vollsynthetische Techno-Klamotten ja, Chemieunterricht nein? Eher als Pflicht denn als Kür empfinden viele Schüler den naturwissenschaftlichen Unterricht und sind froh, Chemie und Physik in der Oberstufe gleich wieder abwählen zu können. Kaum fünf Prozent der Schüler in NRW wählen eines dieser Fächer als Leistungsfach. Entsprechend wenige haben gute mathematisch-naturwissenschaftliche Grundkenntnisse, entscheiden sich für solch ein Studienfach oder wollen gar Ingenieur werden. Immer neue „Green Cards“ können jedoch keine Lösung für den Bedarf an qualifiziertem technischem Nachwuchs für die Wirtschaft sein.

Wissenschaft hautnah erleben …

Ein besonderes Schülerlabor der RUB soll dem gegensteuern: Ein paar Stunden am Lerncomputer der Neurowissenschaftler, und ein Weltbild gerät ins Wanken; die Psychologie ist plötzlich nicht mehr nur Therapie von seelischen Störungen, sondern erklärt, wie ein Mensch funktioniert, was seinem Kopf abläuft – nicht in irgendeinem, sondern hautnah erlebt am eigenen Leibe. Ein Experiment mit neuartigen Kunststoffen – und Chemie ist mehr als nur sprödes Formelwerk. Zwei dünne Drähte, ein Messgerät, einmal ordentlich auf den Tisch hauen – und verblüffend einfach gelingt ein physikalischer Effekt, für dessen Entdeckung es vor 20 Jahren den Nobelpreis gab. Greifbare Beispiele lassen das erlernte Fachwissen Form annehmen. Die Erfahrung mit Förderprogrammen da und dort zeigt, dass den Schülern oft nur ein Schlüsselerlebnis fehlt. Das scheinbare Desinteresse der Schüler ist im Nu verflogen, wenn sie schon früh in der Schule erfahren, wie interessant und wie spannend Mathematik, Naturwissenschaften oder Maschinenbau sein können – und was es für sie in der Hirnforschung, bei der Entwicklung neuer Materialien oder der Bewältigung komplexer Aufgaben wie der Klimaforschung oder der Energietechnik zu entdecken gibt.

… weckt Begeisterung

Hier setzt demnächst ein neuartiges Schülerlabor der RUB an: Erstmals an einer Universität in Deutschland soll den Schülern fächerübergreifend angeboten werden, spielerisch ihre Begeisterung für die Wissenschaft zu entdecken. Anstatt es dem getrennten Engagement der einzelnen Fakultäten zu überlassen will die Universität mit diesem Projekt ihre schon erprobten vielfältigen Aktivitäten für die Schulen und mit den Schulen zusammenfassen und weiterentwickeln. Der Vorteil für Lehrer und Schüler: Ein zentraler Ansprechpartner der RUB steht zur Verfügung, egal ob es um Psychologie oder Biologie, Chemie oder Neurowissenschaft, Mathematik, Physik Informatik oder Bauingenieurwesen geht.


High-Tech und Erfrischungen –
ein Zentrum der Begegnung
zum Wohlfühlen

Das Schülerlabor soll ein Zentrum der Begegnung sein – sowohl zwischen Mensch und Wissenschaft als auch zwischen Mensch und Mensch. „Die Schüler sollen sich dort auf Anhieb wohlfühlen“, unterstreicht Prof. Dr. Roland Fischer, Prorektor für Lehre, Studium und Studienreform, „und sie sollen überall selbst aktiv werden. Tutoren, die die Schüler begleiten, sollen vor allem deren Eigeninitiative unterstützen“. Die Ausstattung des Labors soll dank der großzügigen Förderung keine Wünsche offen lassen: Unterschiedliche Experimentierzonen werden ergänzt durch einen Diskussionsraum, einen Video- und Computerraum, davor schaffen eine Cafeteria und ein Empfangsbereich für das Schülerlabor entspannte Atmosphäre – der Labormief vergangener Jahrzehnte ist passé.

Ergänzung zum Schulunterricht

„Wir werden natürlich keine Konkurrenz zur Schule sein“, sagt Fischer. Im Gegenteil: Das Schülerlabor wird eine Ergänzung des Unterrichts sein. Es soll eine Brücke schlagen zwischen Schulwissen und aktueller Forschung und den Schülern die Orientierung bei der späteren Studienwahl erleichtern. Prof. Dr. Onur Güntürkün, Dekan des Fachbereichs Psychologie, kann zwar über Mangel an Studienanfängern nicht klagen. „Aber unser Problem ist, dass wir falsch wahrgenommen werden – die wenigsten ahnen, was wir hier alles machen: Nicht nur klinische Psychologie, sondern auch neurowissenschaftliche Forschungen, die uns erklären sollen, wie der Mensch funktioniert. Das will eigentlich jeder wissen, aber bisher studiert kaum jemand deshalb Psychologie.“

Neugier steckt an

Ob in Chemie oder Psychologie – erst beim hautnahen Kontakt mit jungen Forschern und ihren Experimenten stecken die Neugier und die Faszination der Wissenschaftler die Schüler an. Die Veranstaltungen richten sich an Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen. Geplant ist außerdem eine fachdidaktische Begleitung der Projekte besonders für die Lehrerbildung. Daneben sollen attraktive Fortbildungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer mit dem Schwerpunkt fächerübergreifender Unterricht entwickelt werden.

Schülerkongress:
„Der genetische Fingerabdruck“

„Der Tag im Schülerlabor soll unvergesslich sein“, wünscht sich Fischer. Eine erste Bewährungsprobe steht bevor: Gemeinsam mit der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie startet am 9. September der Schülerkongress „Der genetische Fingerabdruck“. Knapp 1000 Schülerinnen und Schüler haben sich schon für die viertägige Veranstaltung angemeldet – hier können sie selbst die Erbsubstanz aus Obst und Gemüse herausholen oder veränderte Gene in Lebensmitteln nachweisen.

Die Alfried Krupp von Bohlen
und Halbach-Stiftung

Die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ist das Vermächtnis von Dr.-Ing. E.h. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, dem letzten persönlichen Inhaber der Firma Fried. Krupp. Dank des Erbverzichtes seines Sohnes Arndt ging sein gesamtes Vermögen auf die von ihm errichtete Stiftung über, die ihre Tätigkeit am 1. Januar 1968 aufnahm. Sie soll die Erträge aus ihrer Unternehmensbeteiligung – heute ist sie als Aktionärin maßgeblich an der ThyssenKrupp AG beteiligt – ausschließlich und unmittelbar für gemeinnützige Zwecke verwenden. Seit 1968 hat sie in den Satzungsbereichen Wissenschaft in Forschung und Lehre, Erziehungs- und Bildungswesen, Gesundheitswesen, Sport und Kultur mehr als 700 Mio. DM für Fördervorhaben aufgewendet, rd. 11 Mio. DM davon für die RUB.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Roland Fischer, Fakultät für Chemie der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Te. 0234/32-24174, Fax: 0234/32-14174, Email: rfischer@aci.ruhr-uni-bochum.de
Prof. Dr. Dr. h.c. Onur Güntürkün, Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, 0234/32-26213, Fax: 0234/32-14377; Email: Onur.Güntürkün@ruhr-uni-bochum.de

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Dr. Josef König idw

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