Exemplare der Fischart Kessler-Grundel erstmals in der Elbe festgestellt

Hamburger Forscher bestätigen, dass erstmals Exemplare der Fischart Kessler-Grundel in der Elbe nachgewiesen wurden. Bild: UHH/Ralf Thiel

Die Kessler-Grundel, benannt nach dem Zoologen Karl Fjodorowitsch Kessler, ist ein maximal 22 Zentimeter langer, am Gewässerboden lebender Fisch, der sich von wirbellosen Tieren und kleinen Fischen ernährt.

Hauptsächlich verbreitet ist die Art in den Brackwasserzonen der nördlichen und westlichen Schwarzmeer-Küsten; auch in den Flüssen Donau, Dnister, Südlicher Bug und Dnepr ist sie heimisch. Seit den 90er-Jahren beobachteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Ausbreitung in Richtung Nordwesten, unter anderem wurden Exemplare im Rhein nachgewiesen.

Die Hamburger Wissenschaftler untersuchten insgesamt zwölf Exemplare, die Fischern im Zeitraum von August 2015 bis Juni 2016 zwischen Lauenburg (Schleswig-Holstein) und Hamburg ins Netz gegangen waren. Zunächst wurden die gefangenen Individuen anhand morphologischer Merkmale (u. a. Beschuppung, Flossenstrahlanzahlen, Färbung, typische Körpermaße) als Kessler-Grundeln identifiziert.

Anschließend wurden molekulargenetische Analysen gemacht, wozu Material verwendet wurde, das zwei nach dem Fang gestorbenen Fischen entnommen worden war. Alle Untersuchungen bestätigten, dass die Fische zur Art Ponticola kessleri gehören.

„Die Exemplare in der Elbe sind aufgrund der bisherigen Verbreitungstendenzen nicht völlig überraschend“, erklärt Prof. Dr. Ralf Thiel, Leiter der Abteilung Ichthyologie des Centrums für Naturkunde der Universität Hamburg. Für die Forscher, die bei dieser Studie mit dem Biosphaerium Elbtalaue und dem Landessportfischerverband Schleswig-Holstein e. V. zusammenarbeiteten, ist nun vor allem interessant, wie die Fische in die Elbe gelangten.

„Eine mögliche Erklärung könnte der Transport von Individuen im Ballastwasser von Schiffen sein, wodurch die Fischart von einem Fluss zum anderen verbreitet werden kann“, so Thiel. Dafür spräche unter anderem, dass eine der ersten Sichtungen in der Nähe der Einmündung des Elbe-Seitenkanals in die Elbe gemeldet wurde, also der Verbindung zwischen der Elbe und dem Mittellandkanal – und damit dem Rhein. In diesen Kanälen selbst wurde die Kessler-Grundel – im Gegensatz zu anderen Fremdfischarten mit ähnlichen Ursprungsgebieten – noch nicht nachgewiesen.

Thiel, Ralf; Schulze, Sven; Hempel, Mattias; Husemann, Martin (2017): Most northerly record of the bighead goby Ponticola kessleri (Günther, 1861) in the Elbe River, Germany. BioInvasions Records 6 (1): 73-78. DOI: https://doi.org/10.3391/bir.2017.6.1.12

Für Rückfragen:
Prof. Dr. Ralf Thiel
Centrum für Naturkunde (CeNak)
Abteilungsleiter Ichthyologie
Tel.: +49 40 42838-5637
E-Mail: ralf.thiel@uni-hamburg.de

https://www.uni-hamburg.de/presse/pressemitteilungen/2017/pm16.html

Media Contact

Birgit Kruse idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Spezielle Beschichtungen auf der ISS im Test

Montanuniversität Leoben bringt Innovation ins All: Ein bedeutender Schritt für die Weltraumforschung und die Montanuniversität Leoben: Nach langen Vorbereitungsarbeiten sind hochentwickelte Dünnfilmbeschichtungen aus Leoben nun auf der Internationalen Raumstation (ISS)…

Holzfeuerungen mit bis zu 80% weniger NOx-Emissionen

Fraunhofer Forscher haben gemeinsam mit dem Projektpartner Endress Holzfeuerungen eine neuartige Feuerungstechnik entwickelt, die NOx-Emissionen um bis zu 80 Prozent reduzieren kann. Damit können auch zukünftige Grenzwerte zuverlässig eingehalten werden….

Ein neues Puzzlestück für die Stringtheorie-Forschung

Wissenschaftlerin vom Exzellenzcluster Mathematik Münster beweist Vermutung aus der Physik. Dr. Ksenia Fedosova vom Exzellenzcluster Mathematik Münster hat mit einem internationalen Forschungsteam eine Vermutung aus der Stringtheorie bewiesen, die Physikerinnen…