Neue Fledermausart auf Sardinien entdeckt – Sardisches Langohr gilt als besonders schützenswert

Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz haben zusammen mit italienischen Kollegen eine neue Fledermausart auf Sardinien entdeckt: Das „sardische Langohr“. Damit sind jetzt fünf Langohr-Fledermäuse in Europa bekannt. Bestimmung gelang durch morphologische und genetische Untersuchungen.

Das „sardische Langohr“ unterscheidet sich deutlich von den vier anderen Langohr-Fledermäusen in Europa durch die auffallende Länge des Ohrdeckels, das ist eine steife Hautfalte in der Ohrmuschelöffnung, und durch die besondere Form des Penisknochens beim männlichen Tier. Diese äußeren Merkmale ergeben in Verbindung mit dem Ergebnis neuer molekularbiologischer Methoden, die Unterschiede in der Erbsubstanz aufzeigen konnten, ein eindeutiges Bild von der neuen Fledermausart. Außerdem entdeckten die Forscher auf Sardinien eine bislang unbekannte Unterart des in Europa überall verbreiteten Braunen Langohrs. „Die Existenz dieser beiden Fledermausarten, die nur auf Sardinien vorkommen, zeigt die große Bedeutung der Insel für die Erhaltung der europäischen Fledermaus-Population“, heißt es in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung der Forschergruppe in der Fachzeitschrift „Acta Chiropterologica“ (Acta Chiropterologica, 4(2): 121-135, 2002).

„Die Population des sardischen Langohrs scheint nicht so klein zu sein. Weil es aber nur auf Sardinien vorkommt, ist es hochgradig schützenswert und wird auf der Roten Liste der in Europa schützenswerten Arten ganz nach oben kommen“, erklärte Andreas Kiefer zu der Entdeckung. Er und Michael Veith vom Institut für Zoologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie Mauro Mucedda und Ermanno Pidinchedda vom Zentrum für die Beobachtung und den Schutz der Fledermäuse auf Sardinien haben die neue Art mit dem wissenschaftlichen Namen „Plecotus sardus“ an drei stark bewaldeten Stellen auf Sardinien gefunden – teilweise in Gebieten mit zahlreichen natürlichen Höhlen, die den Tieren auch zur Überwinterung dienen. „Es wäre nicht verwunderlich, wenn wir auf Sardinien noch weitere Arten finden“, sagte Kiefer. „Was die Fledermaus-Fauna auf der Insel betrifft, stehen wir im Grunde noch am Anfang unseres Wissens.“

Der Mainzer Fledermausforscher war im Sommer 2002 in den Alpen schon einmal auf eine neue Art der Gattung der Langohren gestoßen: das Alpenlangohr kommt in Höhenlagen vor und fällt durch sein weißes und langes Fell am Bauch auf.
Überhaupt sind gerade in den letzten Jahren einige Fledermausarten neu entdeckt worden. Seit Mitte der 90er Jahre helfen molekularbiologische Methoden bei der Aufdeckung der Spezies. Die Aufschlüsselung von DNA-Sequenzen ermöglicht in Verbindung mit der morphologischen Bestimmung, Unterschiede zu bereits bekannten Arten eindeutiger als zuvor aufzudecken. Auf diese Weise konnten Forscher 1996 eine neue Zwergfledermausart und 2001 eine neue Bartfledermausart ausfindig machen. Insgesamt werden in Deutschland derzeit 24 Arten und in Europa rund 40 Fledermausarten gezählt – darunter nunmehr fünf Arten der Gattung Langohr. Unter anderem wegen der Bedrohung ihres natürlichen Lebensraumes stehen Fledermäuse, die als einzige Säugetiergruppe geschickt fliegen können, in Europa unter Naturschutz.

Kontakt und Informationen:
Andreas Kiefer
Institut für Zoologie
Abteilung Ökologie
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Tel. 06131/39-23941
E-Mail: kiwi@oekologie.biologie.uni-mainz.de

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Petra Giegerich idw

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