Immunsystem wirbelloser Tiere erinnert sich an Parasitenbefall

Infizierter Copepode (Macrocyclops albidus). Im Rücken des nur knapp ein Millimeter großen Krebses kann man einen parasitischen Bandwurm (Schistocephalus solidus) erkennen. <br>Foto: Max-Planck-Institut für Limnologie <br>

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Nature (Vol. 425, 4. September 2003) veröffentlichen Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Limnologie in Plön Untersuchungen, die erstmals darauf hinweisen, dass auch Wirbellose unter Umständen über ein spezifisches immunologisches Gedächtnis verfügen. Sollte das der Fall sein, so könnten sich überdies Konsequenzen für die Bekämpfung von Krankheiten ergeben, die durch Wirbellose übertragen werden, wie z.B. Malaria.

Eine herausragende Eigenschaft des Immunsystems von Wirbeltieren und Menschen ist die Fähigkeit, nach Infektion durch einen Krankheitserreger ein Gedächtnis für dessen spezifische Eigenschaften aufzubauen (Antigen-Erkennung). Trifft der Betroffene dann erneut auf diesen Erreger, so reagiert sein Immunsystem schneller und zielgenauer. Diesen Effekt macht man sich bei Impfungen zunutze. Im Gegensatz dazu galt die Parasiten-Abwehr von Wirbellosen, wie Insekten und Krebsen, bislang als vergleichsweise unspezifisch. Zwar können auch Wirbellose nach Kontakt mit Krankheitserregern bzw. Parasiten die Aktivität ihrer Abwehrmechanismen steigern; die Spezifität dieser Mechanismen schien jedoch nicht über die grobe Unterscheidung zwischen verschiedenen Klassen von Erregern hinaus zu gehen.

Neue Daten aus dem Labor von Joachim Kurtz und Karoline Franz vom Max-Planck-Institut für Limnologie in Plön liefern nun jedoch erste Hinweise dafür, dass auch winzige, im Wasser lebende Krebse (Copepoden) über ein spezifisches immunologisches Gedächtnis verfügen. In ihren Experimenten setzten die beiden Forscher diese Kleinkrebse zweimal hintereinander dem Befall durch parasitische Bandwürmer aus. Dabei nahmen sie beim Zweitkontakt entweder Geschwisterparasiten, deren Antigene natürlich große Ähnlichkeit hatten mit jenen vom Erstbefall, oder sie setzten die Krebstierchen Parasiten einer anderen Geschwistergruppe aus mit deutlich anderen Antigen-Eigenschaften. Die Arbeitshypothese der Wissenschaftler lautete: Falls die Krebse ein spezifisches immunologisches Gedächtnis besitzen, dann sollte die Gefahr einer Infektion bei erneutem Kontakt mit sehr ähnlichen Parasiten geringer sein. Im Experiment konnten die Biologen tatsächlich einen solchen Gedächtnis-Effekt beobachten und er war, wie erwartet, umso stärker, je mehr sich die nacheinander attackierenden Parasiten ähnelten.

Unklar ist für die Forscher derzeit, welcher immunologische Mechanismus zu dieser erstaunlichen Spezifität führt. „Sollten auch andere Wirbellose über ein spezifisches immunologisches Gedächtnis verfügen, dann könnte dies weit reichende Konsequenzen haben nicht nur für das Verständnis der Evolution von Immunsystemen, sondern darüber hinaus auch für die Bekämpfung von Krankheiten, die wie zum Beispiel Malaria durch wirbellose Tiere übertragen werden“, sagt der Leiter der Studie, Joachim Kurtz.

Weitere Informationen erhalten Sie von:

Joachim Kurtz
Max-Planck-Institut für Limnologie, Plön
Tel.: 04522 – 763-256, Fax.: -310
E-Mail: kurtz@mpil-ploen.mpg.de

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Joachim Kurtz Max-Planck-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.mpil-ploen.mpg.de

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