Bisher unbekannte Froschart aus der Zeit der Dinosaurier entdeckt

Nasikabatrachus sahyadrensis

Eine bisher unbekannte Froschart aus der Zeit der Dinosaurier hat bis heute im Western Ghats, einem Gebirge im Süden Indiens überlebt. Seine Entdecker, der Inder S. D. Biju und der Belgier Franky Bossuyt, schätzen das Alter der Art auf rund 130 Mio. Jahre. Laut dem britischem Fachjournal Nature wurde damit erstmals seit 1926 eine neue biologische Familie der Froschlurchen entdeckt.

Die sieben Zentimeter langen Wesen schimmern in dunklem Blau bis Lila und die vorspringende Schnauze ähnelt eher dem Maul einer Spitzmaus als einem Gras- oder Wasserfrosch. Insgesamt erinnert das lebende Fossil an eine Qualle mit einem kleinen Kopf und Beinen statt Tentakeln. Die neue Froschart, die von den Zoologen auf den Namen „Nasikabatrachus sahyadrensis“, nach dem Sanskrit-Ausdruck für Nase getauft wurde, sieht aber nicht nur verblüffend aus, sie hat auch eine ungewöhnliche Geschichte.

Nach einer Analyse des Erbguts sind die nächsten lebenden Verwandten die so genannten Sooglossiden. Diese Amphibien leben aber auf den Seychellen, also rund 3.000 Kilometer von den blauen Fröschen entfernt. Für den Mainzer Froschforscher Stefan Lötters von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie handelt es sich damit um einen interessanten Beleg, der eindeutig für eine Verbindung zwischen Indien und den Seychellen spricht.

Indien, das als „Wiege der modernen Frösche“ gilt, war vor rund 130 Mio. Jahre vom Urkontinent Gondwana abgebrochen und rund 74 Mio. Jahre später mit Asien kollidiert. Vor etwa 65 Mio. Jahre trennten sich die heutigen Seychellen von der indischen Landmasse. Einer früheren genetischen Studie von Bossuyt zufolge haben sich die meisten modernen Gattungen während der Drift des indischen Subkontinents entwickelt. Nach der Kollision mit Asien breiteten sich die Amphibien über die ganze Welt aus. Nature vergleicht den „Jahrhundertfund“ mit der Entdeckung des lange ausgestorben geglaubten Urfischs Quastenflosser, die 1938 für weltweites Aufsehen gesorgt hatte.

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Wilhelm Bauer pressetext.austria

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