Kohlendioxid-Speicherung untertage: Ein umstrittener Weg zum Klimaschutz
Wasserstoff für Brennstoffzellen wird in den kommenden Jahrzehnten hauptsächlich aus Erdgas hergestellt werden – mindestens so lange, bis regenerative Energiequellen in großem Stil erschlossen sind. Ebenso wie bei der Verbrennung von Erdgas oder Kohle wird bei der Gewinnung von Wasserstoff aus dem fossilen Energieträger jedoch das Klimagas Kohlendioxid (CO2) frei. Diese Emissionen wollen Wissenschaftler nun verhindern. Die Idee: Das Kohlendioxid wird nicht in die Atmosphäre geblasen, sondern aufgefangen und in riesigen unterirdischen Lagerstätten für Jahrhunderte sicher verwahrt. Viele Experten melden allerdings Zweifel an, dass dieser Ansatz wirklich zukunftstauglich ist.
Vor der Westküste Norwegens ist die Lagerung von Kohlendioxid längst ökonomische Wirklichkeit. Der norwegische Ölkonzern Statoil pumpt dort jährlich eine Million Tonnen des Gases in eine Sandsteinschicht, 800 Meter unter dem Meeresboden. Das CO2 fällt bei der Förderung von Erdgas an, das in den dortigen Lagerstätten mit 9 Prozent deutlich mehr Kohlendioxid enthält als die von den Abnehmern verlangten maximal 2,5 Prozent.
Das Treibhausgas wird mit einem speziellen Verfahren aus dem Erdgas ausgewaschen. Statt es einfach in die Atmosphäre zu entlassen, wird es unter hohem Druck in die Tiefe befördert. Ob es dort unten auch langfristig bleibt, soll in den kommenden Jahren ein Forschungsprogramm zeigen. Das Projekt könnte nicht nur für das Klima ein Gewinn werden: Statoil erspart sich dadurch täglich umgerechnet 120.000 Euro CO2-Steuer an den norwegischen Staat.
Das Projekt des Ölkonzerns ist nur der Anfang: In den USA, in Deutschland und in Japan laufen eine ganze Reihe wissenschaftlicher Studien zur Speicherung von Kohlendioxid. Als mögliche Lagerstätten des Klimagases haben die Geologen vor allem ehemalige Erdgaslagerstätten im Visier. Da dort das Erdgas über Jahrmillionen sicher eingeschlossen war, sollten die unterirdischen Hohlräume auch das Kohlendioxid dauerhaft halten können, lautet die Annahme. Hinzu kommen mögliche Lagerstätten in so genannten Aquiferen – tief liegenden, salzhaltigen Grundwasserleitern, von denen sich die Geologen ebenfalls eine hohe Lagersicherheit versprechen. Zusammengenommen könnte die Lagerkapazität allein in Europa den Kohlendioxidausstoß vieler Jahrzehnte aufnehmen.
Doch so vielversprechend die Idee zunächst scheint, das Klimagas einfach wegzusperren, so schwierig ist die praktische Durchführung. Alle Verfahren, das Kohlendioxid abzutrennen und für die Speicherung untertage zu verdichten, haben eines gemeinsam: Sie brauchen Energie und senken den Wirkungsgrad der Anlagen deutlich – gleich, ob es sich um konventionelle Kraftwerke handelt, die Erdgas oder Kohle verbrennen oder um Reformer zur Wasserstoffproduktion aus Erdgas. Wie hoch diese Verluste unterm Strich tatsächlich für jeden einzelnen Anlagentyp sind, da gehen die Einschätzungen noch weit auseinander.
Viele Energieexperten beurteilen den Ansatz aus diesem Grund skeptisch. Weiterer Kritikpunkt ist, dass die Dichtigkeit der Lagerstätten über Jahrhunderte noch nicht bewiesen ist. Zudem lenkten die Projekte zur Lagerung von der dringenden Aufgabe ab, regenerative Energiequellen zu erschließen und die Nutzung fossiler Energieträger effizienter zu machen – nicht zuletzt auch durch Brennstoffzellen, mahnen die Kritiker. Wegen ihrer hohen Effizienz arbeiten Erdgas-Kraftwerke oder Brennstoffzellensysteme heute schon mit ausgesprochen niedrigen CO2-Emissionen
„Gehen wir von forcierten Anstrengungen im Bereich erneuerbarer Energien und Energieeffizienz aus, so gibt es nur ein kurzes Zeitfenster, innerhalb dessen CO2-Entsorgung überhaupt sinnvoll wäre“, sagt Martin Pehnt, Wissenschaftler am Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU) in Heidelberg. Angesichts der Dringlichkeit des Klimaschutzes und der Unsicherheiten bezüglich der Umweltverträglichkeit rät Pehnt daher, von vornherein den Fokus auf langfristig verträgliche Energieträger zu richten.
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