Sichere Leitlinien für die Behandlung der Psyche

Seit einigen Jahren setzen Ärzte die sogenannte Tiefe Hirnstimulation ein, um verschiedene psychiatrische Erkrankungen zu behandeln – beispielsweise Depressionen oder Zwangserkrankungen. Entsprechende Therapieversuche, die allerdings weltweit nur in wenigen Zentren und bei einer bislang geringen Zahl an Patienten vorgenommen wurden, stimmen durchaus optimistisch.

Auch ist die Tiefe Hirnstimulation inzwischen ein Standardverfahren bei der Behandlung schwerer Bewegungsstörungen, etwa der Parkinson'schen Krankheit. Die Anwendung dieser neurochirurgischen Therapieform in der Psychiatrie weckt auf manchen Seiten die Befürchtung einer Wiederkehr der Psychochirurgie. Vor diesem Hintergrund erscheint es notwendig und sinnvoll, die medizinisch-wissenschaftlichen Aktivitäten in einem ethisch-juristischen Kontext zu betrachten und von Beginn an kritisch zu begleiten.

Diese Herausforderung nimmt jetzt ein interdisziplinär zusammengesetztes Expertenteam an. Den Anstoß zur Bildung der Arbeitsgruppe gab Professor Dr. Thomas Schläpfer von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn. Koordiniert wird das Projekt von der Europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Teilnehmer der Arbeitsgruppe werden sich mit der grundlegenden Frage befassen, inwieweit die etablierten Therapie- und Forschungsstandards in der Psychiatrie angepasst werden müssen, um den speziellen Bedingungen der Tiefen Hirnstimulation gerecht zu werden.

Im Einzelnen verfolgt die Gruppe folgende Ziele: Es sollen ethische Kriterien für die Auswahl von Patienten und methodische Vorgaben für Versuchs- und Untersuchungsprotokolle formuliert werden. Weiterhin werden Fragen der Patientenautonomie (z. B. Einwilligungserklärungen) behandelt. Schließlich wird es darum gehen, wie sich die Untersuchung langfristiger Behandlungsfolgen verbessern lässt. Die Gruppe will sich auf klare ethische und methodische Standards verständigen – und am Ende Leitlinien vorlegen, die sowohl die Erforschung der therapeutischen Möglichkeiten der Tiefen Hirnstimulation in der Psychiatrie als auch deren klinische Anwendung regeln sollen.

An dem Arbeitsprozess beteiligt sind international führende Experten der jeweiligen klinisch-therapeutischen Fächer Neurochirurgie, Psychiatrie, Neurologie und Neuropsychologie sowie Juristen und Medizinethiker. Damit bringt das Vorhaben Fachleute aus allen relevanten Disziplinen an einen Tisch. Die Ergebnisse sollen 2011 bei einer internationalen Tagung vorgestellt werden.

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