Deutsche Forschungseinrichtungen untersuchen Monsun Westafrikas und seine Folgen
Die Regionen der Erde im Übergangsbereich von feuchten zu trockenen Verhältnissen reagieren sehr empfindlich auf Schwankungen des Klimas. Besonders deutlich wurde dies in den letzten Jahrzehnten durch die lang anhaltende Trockenheit in der Sahelzone südlich der Sahara, die Millionen von Menschen betraf. In manchen Jahren blieb der Regen nahezu aus, in anderen Jahren war er sehr intensiv. Ein zurzeit laufendes, großes europäisches Forschungsvorhaben, an dem auch das Forschungszentrum Jülich beteiligt ist, soll die Ursachen der Veränderlichkeit des Monsuns und dessen Folgen für die Landwirtschaft und die Gesundheit der betroffenen Bevölkerung klären.
Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich waren vom 31. Juli bis zum 18. August 2006 mit ihren Messgeräten auf dem Höhenforschungsflugzeug Geophysica über Westafrika unterwegs. Im August wurden hier fünf Messflüge in die obere Troposphäre und Stratosphäre von der Hauptstadt Burkina Faso in Ouagadougou aus gestartet. Ziel waren die riesigen Gewitterkomplexe, die sich täglich während des afrikanischen Monsuns bilden. Der Monsun-Regen wird durch das Monsun-Windsystem Westafrikas gesteuert, welches im Zeitraum von Juni bis September feuchte Luftmassen in das Innere des Kontinents verfrachtet.
Die Jülicher Wissenschaftler aus dem Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre untersuchten bei ihren Messflügen, wie sich diese Gewittertürme auf den Transport von natürlichen und anthropogenen Substanzen in die höheren Atmosphärenschichten auswirken. Vor allem der Wasserhaushalt und die Wolkenphysik an der Grenze zwischen Troposphäre und Stratosphäre standen im Focus ihrer Untersuchungen. Die Atmosphärenforscher setzen drei Instrumente ein, um den Wassergehalt, Halogenradikale und verschiedenen Spurengasen zu messen. Aus deren Verteilung können sie nun Transportprozesse in der Atmosphäre bestimmen. Mit dem Ende der Messungen in Westafrika beginnt für die Jülicher Forscher nun die Auswertung der zahlreichen Messdaten. Mit ersten Resultaten ist in wenigen Monaten zu rechnen. Das Team der Jülicher Forscher wurde von Kollegen der Universität Wuppertal tatkräftig unterstützt. Die Theoriegruppe aus Jülich half mit ihrem Atmosphärenmodell bei der Flugplanung und wird an der späteren Interpretation der Daten aus dem Experiment beteiligt sein.
Die Messungen sind Teil des EU-Forschungsvorhaben AMMA (Afrikanische Monsun Multidisziplinäre Analyse), welches auf einer französischen Initiative basiert und mit insgesamt 36 europäischen und vier afrikanischen, pannationalen Organisationen durchgeführt wird. Koordinator ist die französische Einrichtung CNRS (Centre National Recherche Scientifique). Das EU-Vorhaben ist in das internationale AMMA-Projekt eingebettet, an welchem sich unter anderem die Vereinigten Staaten und viele weitere afrikanische Institutionen beteiligen. Forscherinnen und Forscher deutscher Einrichtungen leisten maßgebliche Beiträge zu dem Programm AMMA mit intensiven Messungen in der Region im Jahr 2006, mit Langzeitbeobachtungen sowie mit Modelluntersuchungen. Ziel ist es, ein besseres Verständnis des Monsuns zu erreichen und die Vorhersagbarkeit mit Modellen zu verbessern, um sowohl für den Ackerbau als auch das Gesundheitswesen Vorsorgemaßnahmen zu ermöglichen sowie die Bedeutung Westafrikas für das globale Klimasystem zu untersuchen. Beteiligt sind Arbeitsgruppen der Universitäten Bonn, Bremen, Frankfurt, Karlsruhe, Kiel, Köln, Mainz und München, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), der Forschungszentren Jülich (FZJ) und Karlsruhe (FZK) in der Helmholtz-Gemeinschaft sowie des Max-Planck Instituts für Kernphysik in Heidelberg. Die durchgeführten Messungen erfolgen eng abgestimmt mit den europäischen Partnern und afrikanischen Einrichtungen, um für einen längen Zeitraum die Vorgänge in der Atmosphäre und über dem Atlantik im Golf von Guinea zu dokumentieren. Neben den intensiven, temporären Messungen des Jahres 2006 werden in der gleichen Region die vom BMBF finanzierten langfristigen Forschungsprojekte GLOWA Volta, IMPETUS und BIOTA West Afrika weitergeführt, die dort bereits seit einigen Jahren umfangreiche, länderübergreifende meteorologisch-hydrologische Messnetze betreiben.
Links zu AMMA:
http://www.unikoeln.de/math-natfak/geomet/meteo/amma/
(deutsche Einrichtungen),
https://www.amma-eu.org/ (Europa),
http://www.amma-international.org/ (international)
Langfristige Forschungsprojekte:
http://www.glowavolta.org,
http://www.impetus.uni-koeln.de, http://www.biotaafrica.de
Pressekontakt für das Forschungszentrum Jülich:
Annette Stettien, Wissenschaftsjournalistin,
Öffentlichkeitsarbeit, Forschungszentrum Jülich
Tel. 02461 61-2388/8031, Fax 02461 61-4666,
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