Arbeitsteilung in deutschen Haushalten ist traditionell geprägt

Feierabend: Sie sitzt auf dem Sofa und lässt ihre frisch lackierten Fingernägel trocknen. Ihr Mann bereitet in der Küche das Abendessen zu. „Schatz, morgen hab’ ich wieder Vorstandssitzung. Kannst Du mir noch die hellblaue Bluse aufbügeln?“ Er ruft zurück: „Gut, mach’ ich, aber erst nach dem Abwasch.“ Szenen wie diese sind in deutschen Haushalten die Ausnahme, wie eine neue Studie von Soziologen der Universität Würzburg zeigt.

Das Forschungsteam vom Würzburger Lehrstuhl für Soziologie II hat in Kooperation mit dem Staatsinstitut für Familienforschung Bamberg (ifb) bundesweit über 3.000 Haushalte befragt. Dabei kam heraus, dass bei der Arbeitsteilung nach wie vor traditionelle Muster vorherrschen: Frauen leisten doppelt so viel unbezahlte Hausarbeit wie Männer. Dagegen gehen die Herren vor allem außer Haus einer bezahlten Tätigkeit nach.

35 Stunden pro Woche (Westdeutschland) bzw. 34 (Ost) sind es, die Frauen kochen, putzen, Wäsche machen, abwaschen und einkaufen. Die Männer in beiden Teilen Deutschlands bringen es nur auf 17 Stunden. Mit Erwerbstätigkeit, Fahrten zur Arbeit und Aus- oder Weiterbildung sind Männer in West- und Ostdeutschland durchschnittlich 52 Stunden pro Woche beschäftigt, dagegen Frauen im Westen 29 Stunden und im Osten immerhin 37 Stunden.

Damit hat sich der Studie zufolge im Haushalt im Vergleich zu früher durchaus einiges getan: 1965 rührten westdeutsche Männer mit drei Stunden Hausarbeit pro Woche gerade mal den kleinen Finger, während Frauen über zehnmal soviel Hausarbeit leisteten. Im Laufe der Zeit gingen immer mehr Frauen wenigstens in Teilzeit außer Haus arbeiten und die Männer steigerten ihren Anteil an der Arbeit im Haushalt. 1991 verbrachten westdeutsche Frauen noch 2,4 Mal so viel Zeit mit Hausarbeit wie ihre Partner.

In der DDR existierte die klassische Hausfrauenehe kaum, da fast alle Frauen genauso im Erwerbsleben standen wie die Männer. Darum waren die DDR-Männer auch fleißiger bei der Hausarbeit als ihre westdeutschen Geschlechtsgenossen. DDR-Frauen verrichteten 1965 gut viermal und 1991 „nur“ noch 1,8 Mal mehr Hausarbeit als ihre Partner. Umso auffälliger ist es, dass sich die ostdeutschen Männer zehn Jahre nach der Vereinigung wieder weniger an der Hausarbeit beteiligen als 1991. Die Arbeitsteilung in Ostdeutschland ist also in den 90er Jahren wieder traditioneller geworden; in Ost und West leisten Frauen heute zweimal so viel Hausarbeit wie die Männer.

Die Würzburger Forschungsgruppe besteht aus Jan Künzler, Wolfgang Walter, Gerd Pfister und Elisabeth Reichart und wird von Prof. Dr. Wolfgang Lipp geleitet. Sie fand bei der Auswertung der Daten einige Faktoren, welche die Arbeitsteilung beeinflussen: Je jünger und je höher gebildet eine Frau ist und je höher das Haushaltseinkommen ist, umso weniger Zeit verbringt sie mit der Hausarbeit. Männer beteiligen sich hingegen mehr, je liberaler ihre Einstellung zur Rollenverteilung der Geschlechter ist.

Für jede Stunde Erwerbsarbeit sparen Männer im Schnitt zwölf, Frauen knapp 20 Minuten Hausarbeit pro Woche ein. Die Zeit für Hausarbeit wird also stark davon begrenzt, wie lange jemand überhaupt zu Hause ist. Daher erwarten die Wissenschaftler eine gleichmäßigere Verteilung der Hausarbeit, wenn Mann und Frau gleich viel außer Haus erwerbstätig wären.

Dazu die Forschungsgruppe: „Genau das, eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen, gilt heute als wünschenswert. Frauen sind häufig gut qualifiziert und würden als Arbeitnehmerinnen auch zur Sicherung der Renten beitragen. Doch im Moment profitieren Partnerschaften, in denen ein Partner Hauptverdiener ist, noch am meisten von Steuererleichterungen wie dem Ehegattensplitting. Für Familien mit Kindern fehlt ein vielseitiges und bedarfsdeckendes Angebot an öffentlicher Kinderbetreuung, damit auch Mütter arbeiten gehen können. Wenn dann die Frau mindestens genauso viel Geld nach Hause bringt wie der Mann, brechen schlechte Zeiten für Faulpelze an. Denn Geld ist Macht – auch in der Beziehung. Und wer mehr Macht hat, kann sich mehr Hausarbeit vom Leibe halten. Auch das hat die Würzburger Studie gezeigt.“

Diese Untersuchung wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

Weitere Informationen: Elisabeth Reichart, T (0931) 888-4894, Fax (0931) 888-4890, E-Mail: 
elisabeth.reichart@mail.uni-wuerzburg.de

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Robert Emmerich idw

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