Erosion der Privatsphäre

Sensoren in Kühlschrank, die automatisch Milch nachbestellen, oder im Auto, wo sie bei Müdigkeit des Fahrers Alarm schlagen – intelligente Umgebungen (Ambient Intelligence) sind die nächste Revolution der Computertechnologie. Doch die mit Intelligenz ausgestatteten und vernetzten Gegenstände werden sich nur durchsetzen, wenn den Bedenken der Nutzer, insbesondere beim Datenschutz, Rechnung getragen wird. Zu diesem Schluss kommt das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe, das gemeinsam mit vier internationalen Instituten für die Europäische Union Schutzmaßnahmen in einer Welt mit intelligenten Umgebungen untersucht hat.

Um den sozialen, ökonomischen, rechtlichen und technischen Hindernissen auf die Spur zu kommen, hat das Institut existierende Projekte und Studien bewertet. Weil es sich um eine Technik handelt, zu der es bisher kaum praktische Erfahrungen gibt, entwickelten die Forscher so genannte „dunkle Szenarien“. „Dabei geht es nicht um Schwarzmalerei“, betont Projektkoordinator Dr. Michael Friedewald. Ziel sei vielmehr ein realistisches Bild der Gefahren und Risiken zu zeichnen, mit denen beim alltäglichen Einsatz von Ambient Intelligence zu rechnen ist. In den Was-wäre-wenn-Szenarien wurden beispielsweise die Auswir-kungen von Hacker-Angriffen auf Verkehrsleittechnik bewertet oder der Diebstahl von Kundendaten bei einem Unternehmen.

Neben technischen Risiken durch den Ausfall immer komplexerer Systeme und die Gängelung durch vorgefertigte Angebote, ist der Datenschutz in allen Szenarien das wichtigste Kriterium, das über Erfolg und Misserfolg von Ambient Intelligence entscheidet. Die Vernetzung unsichtbarer und allgegenwärtiger Computer erleichtert das Sammeln und Verknüpfen von Daten zu persönlichen Profilen und kann zu einer Erosion der Privatsphäre führen.

Als Quintessenz des Projekts haben die Projektpartner Handlungsempfehlungen für Politik, Wissenschaft und Wirtschaft erarbeitet, insbesondere zum Schutz der Privatsphäre. Auch wenn die Datenschutzgesetze schon Jahrzehnte alt sind und auf die heutigen technischen Möglichkeiten angepasst werden sollten, empfiehlt das Fraunhofer ISI der Politik dennoch, zunächst keine Regulierung des noch jungen Marktes vorzunehmen, sondern erst bei Bedarf mit Gesetzen nachzusteuern

Kontakt:
Dr. Michael Friedewald
Telefon: (0721) 6809 – 146
E-Mail: michael.friedewald@isi.fraunhofer.de
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI untersucht Marktpotenziale technischer Entwicklungen und deren Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinären Forschungsgruppen konzentrieren sich auf neue Technologien, Industrie- und Serviceinnovationen, Energiepolitik und nachhaltiges Wirtschaften sowie auf die Dynamik regionaler Märkte und die Innovationspolitik.

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Bernd Müller idw

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