Datennetze der Zukunft heißen Next Generation Networks NGN
Telefonate und Internetdaten über die gleiche Leitung zu transportieren, führt oft zu Qualitätseinbußen. Es sei denn, die Sprachdaten sind so gekennzeichnet, dass sie Vorrang haben. Ein Integrated Access Device genanntes Gerät eignet sich für Next Generation Networks.
Die Datennetze der Zukunft heißen Next Generation Networks NGN. Darin können digitale Telefongespräche und Internetdaten gleichzeitig übertragen werden. Der Vorteil: Für beide wird nur noch eine gemeinsame Leitung benötigt. Das kann die Kosten ganz erheblich senken. Innerhalb der Leitung muss jedoch die Priorität der einzelnen Datenpakete geregelt werden – andernfalls kann es bei Telefongesprächen zu Aussetzern oder Verzögerungen kommen. „Voice over IP“ heißt dabei das Zauberwort. Im Prinzip bedeutet es, dass Sprachdaten, die per Internet Protokoll IP unterwegs sind, immer Vorfahrt haben. Also: Auf der Datenautobahn schön links fahren und, wenn es eng wird, mit Blaulicht an den weniger eiligen Daten vorbeipreschen. Sind die Telefondaten nicht mit „Blaulicht und Linksblinker“ ausgestattet, können Teile des Gesprächs im Netz stecken bleiben. Ein flüssiger Dialog ist so nicht möglich und die Tonqualität ist schlechter als über eine herkömmliche analoge Leitung.
Neue Leitungen sind für NGN nicht nötig, aber neue Geräte. Sie müssen die Telefondaten in der richtigen Weise paketieren und mit der Priorität versehen. „Wir haben eine solche Schnittstelle zwischen Rechner, Telefon und Netz entwickelt“, sagt Dr. Helmut Steckenbiller von der Fraunhofer-Einrichtung für Systeme der Kommunikationstechnik ESK in München. „Unser Integrated Access Device oder kurz IAD ist etwa so groß wie ein Anrufbeantworter. Der Prototyp besitzt acht analoge Telefonanschlüsse und kann in NGN auch als Telefonanlage genutzt werden. Die Verbindung zu Datennetzen erfolgt über eine Ethernet- und eine USB-Schnittstelle.“ Das IAD ist dafür ausgelegt, Daten in beiden Richtungen symmetrisch zu übertragen – sie werden also genauso schnell gesendet wie empfangen. Mit dieser SHDSL-Technik (Symmetric High Bitrate Digital Subsriber Line) erreicht das IAD eine Übertragungsgeschwindigkeit, die doppelt so hoch sein kann wie in derzeit üblichen asymmetrischen DSL-Netzen. Große Datenmengen, wie sie etwa bei Videokonferenzen anfallen, lassen sich so in Echtzeit übertragen.
„Die Geräte und das Know-how stehen bereits zur Verfügung“, sagt Steckenbiller. „Nun fehlt nur noch der Startschuss von den Netzbetreibern.“ Wenn sie ihre Leitungen aufrüsten, liegt die dazu passende Anschlusstechnik ebenfalls parat: Sie wurde von Siemens in Zusammenarbeit mit der ESK entwickelt. Sind die nötigen Gegenstücke installiert, kann der Endnutzer mit einem IAD im Geschwindigkeitsrausch die Vorteile des Next Generation Networks genießen.
Ansprechpartner:
Dr. Helmut Steckenbiller
Telefon 0 89 / 54 70 88-3 80, Fax -2 25, helmut.steckenbiller@esk.fraunhofer.de
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