Digitale Revolution eher verhalten

PC und Internet sind bei der Mehrheit der Deutschen kein alltägliches

Die digitale Revolution hat sich nicht so umfassen durchgesetzt wie allgemein angenommen wird. Zwar sind nach den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes 61 Prozent aller Haushalte in Deutschland mit einem PC ausgestattet, aber die tägliche Nutzung des Gerätes beschränkt sich auf 13 Prozent. Was sich bereist in anderen deutschsprachigen Studien zeigte, wird vom Freizeit-Forschungsinstitut der British American Tobacco (BAT) in einer neuen Studie bestätigt: „Der vorausgesagte Verdrängungswettbewerb ’PC statt TV’ findet nicht statt“, heißt es in der Studie „Freizeit-Monitor 2004“, in der das Freizeitverhalten der Deutschen untersucht wurde.

Das Fernsehen hat laut der Studie nichts von seiner Attraktivität verloren. Die TV-Einschaltquoten bleiben stabil und die neuen Medien kommen zusätzlich hinzu.“ Zu den regelmäßigen Freizeitbeschäftigungen (mindestens einmal pro Woche) gehören nach wie vor Fernsehen (97 Prozent), Radiohören (91 Prozent) und Zeitunglesen (84 Prozent). Eine Mehrheit der Deutschen (53 Prozent) gibt ehrlich zu, den PC „vielleicht einmal jährlich“, seltener oder gar nie zu Hause zu nutzen.

„Der Computer ist für die privaten Verbraucher in erster Linie ein Kommunikations- und Unterhaltungsmedium und nur gelegentlich eine Informations- oder Einkaufsbörse“, so BAT-Leiter Horst W. Opaschowski: „Im Internet-Markt gibt es mehr Gucker als Bucher. Einkaufen per Mausklick ist kein Massengeschäft“. Zwar habe ein Viertel (24 Prozent) der Bevölkerung schon einmal die Möglichkeiten des Online-Shoppings genutzt, aber fast viermal so hoch ist hingegen der Anteil der Bundesbürger (88 Prozent), die öfter am Einkaufsbummel Gefallen finden. Tatsächlich haben mehr als zwei Drittel der Deutschen noch nie von Online-Shopping und E-Commerce-Angeboten Gebrauch gemacht. Der Begriff der „digitalen Spaltung“, sonst meist in Bezug auf die Versorgung mit Breitband-Internet gemeint, scheint bei näheren Betrachtung der Ergebnisse der Studie ein Phänomen zu sein, welches alters- und bildungsabhängig ist. „Die Verfügbarkeit von Computern und Internetzugang sagt noch nichts über die alltägliche, private Nutzung aus. Wer täglich am PC arbeitet, für den ist er ein normales Instrument in den Alltagsprozessen. Für die Mehrheit der Konsumenten ist der PC aber noch immer kein Gerät des täglichen Gebrauchs“, so Michael Sander, Geschäftsführer der TCP Terra Consulting Partners GmbH in Lindau.

Die „digitale Spaltung“ der Konsumenten ist nach der Studie des Freizeitforschungsinstituts nicht nur ein Alters-, sondern auch ein Bildungsproblem. Die eifrigsten Internet-Benutzer finden sich erwartungsgemäß bei den jüngeren Altersgruppen: bis 34 Jahren nutzen 73 Prozent der Deutschen generell das Internet, hingegen sind es bei den über 55-Jährigen nur 18 Prozent. Aber ähnlich deutlich zeigen sich auch die Bildungsunterschiede: vom Homebanking machen gerade einmal sechs Prozent der Hauptschulabsolventen regelmäßig (wenigstens einmal in der Woche) Gebrauch; der Anteil der Befragten mit Gymnasialbildung ist mehr als viermal so hoch (26 Prozent). „Die digitale Spaltung ist vor allem ein Bildungsproblem und weniger eine Frage des Netzanschlusses oder der technischen Fertigkeiten. Mit dem Internet-Zugang lassen sich Bildungsmängel, also Defizite in Schule und Ausbildung nicht ausgleichen“, so Opaschowski.

Für den Unternehmensberater Sander zeigt sich hier beim PC- und Internetkonsum ein Nutzerverhalten, dass er auch bei Mobilfunk beobachtet: „Ein großer Teil der PC- und Internetnutzung findet als Entertainment statt. Wenn es aber um Abläufe des täglichen Lebens geht, ist der Anteil der Nutzer deutlich geringer. Das ist im Mobilfunk ähnlich: das Datengeschäft läuft in erster Linie mit Klingeltönen und Bildern, also purer Unterhaltung“. Auch die Faszination des multimedialen PCs wirkt nicht eingeschränkt, so die BAT-Studie. Für die technischen Neuheiten auf dem Medienmarkt fehlt den meisten nicht nur das Geld, sondern auch die nötige Zeit. Die intensive Multimedia-Nutzung spart keine Zeit, wirkt eher als Zeitfalle und vereinnahmt die Zeitressourcen der Verbraucher. Daher treiben viele Menschen nach Feierabend lieber Sport (33 Prozent), fahren Fahrrad (36 Prozent) oder gehen mit Freunden aus (28 Prozent) und bleiben nicht online allein zu Haus.

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Gunnar Sohn pressetext.deutschland

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