„Smartes“ Parken: Informationstechniker der TU Graz machen das „Internet der Dinge“ zuverlässiger

Das "Internet der Dinge" soll uns dank vieler kleiner, in die alltägliche Umgebung eingebetteter Computer den Alltag erleichtern und damit „smart“ machen. RedDaxLuma/Fotolia

Dem „Internet der Dinge“ machen derzeit noch Umwelteinflüsse und Funkstörungen zu schaffen. Soll das Konzept funktionieren, ist Zuverlässigkeit oberstes Gebot. Informationstechniker der TU Graz haben in einem EU-geförderten Projekt neue technische Lösungen erarbeitet und erfolgreich in Spanien getestet.

Bildmaterial bei Nennung der angeführten Quellen honorarfrei verfügbar unter http://presse.tugraz.at/webgalleryBDR/data/RELYonIT_2015/index.htm

Der Faktor Zuverlässigkeit ist ausschlaggebend, wenn uns ein Netzwerk aus vielen kleinen, in die alltägliche Umgebung eingebetteten Computern den Alltag erleichtern und damit „smart“ machen soll.

Das „Internet der Dinge“ ist momentan aber noch sehr abhängig von Umwelteinflüssen, wie Kay Römer vom Institut für Technische Informatik der TU Graz erklärt: „Die kleinen Computer stehen ja nicht geschützt im Wohnzimmer, sondern befinden sich im Asphalt oder an Gebäudefassaden. Hitze, besonders durch direkte Sonneneinstrahlung, Feuchtigkeit oder Funkstörungen etwa durch WiFi oder BlueTooth beeinträchtigen die Sensoren, die eigentlich beispielsweise feststellen sollen, ob ein Parkplatz frei oder belegt ist. Die Kommunikation im Netzwerk funktioniert dann verzögert, fehlerhaft oder gar nicht mehr“. Diese umweltbedingte Unzuverlässigkeit macht viele Anwendungen für das Internet der Dinge derzeit unmöglich. „Man kann sich vorstellen, was ein Nutzer einer App davon hält, zu einem Parkplatz gelotst zu werden, der gar nicht frei ist. Wenn das Internet der Dinge Einzug in Beruf, Medizin, Infrastruktur, Mobilität und so weiter finden will, muss es zuverlässig sein. Sonst funktioniert im schlimmsten Fall unser Alltag plötzlich nicht mehr“, so Römer.

Grazer Innovation in Barcelona und Madrid

Mit seinem Team hat der Technische Informatiker im Rahmen des EU-Projekts „RELYonIT“ zwei konkrete Anwendungsszenarien als Anlass genommen, die Probleme der Umwelteinflüsse auf die exponierten Mini-Computer wissenschaftlich zu betrachten und neue technische Konzepte und Lösungen zu entwickeln und testen: die Parkplatzsuche in Barcelona per Handy-App und das automatische Gebäude-Monitoring in Madrid. Die Vorgaben der Industriepartner waren klar: Nachrichtenverlust, Informationsverzögerung und Batterielebensdauer sollen sich in einem bestimmten Rahmen bewegen.

„Neben der Zuverlässigkeit der Informationen ist die Lebensdauer der Geräte wesentlich. Der Wartungsaufwand bei einem Parkplatzsystem wie im konkreten Beispiel in Barcelona mit mehreren tausend einzelnen, direkt an den Parkplätzen angebrachten Computern muss natürlich so gering wie möglich sein“, sagt Römer. Gemeinsam mit weiteren Projektpartnern hat das Team der TU Graz neue Lösungen für jene Software erarbeitet, die die Kommunikation zwischen den einzelnen Geräten steuert. „Wir haben die Ergebnisse vor Ort eingebaut und demonstriert.

Wir haben alle vorgegebenen Leistungsparameter erfolgreich umgesetzt“, fasst Kay Römer zusammen. Die Forscher bewegen sich dabei in einem sehr interdisziplinären Feld: „Das Internet der Dinge soll künftig viele Bereiche des alltäglichen Lebens durchdringen. Seitens der technischen Informatik sind wir daher innerhalb der TU Graz und darüber hinausgehend in engem Austausch mit anderen Disziplinen wie Architektur, Bauingenieurwesen oder Fahrzeugentwicklung“, so Römer.

RELYonIT ist im Oktober 2012 gestartet und hat eine Projektlaufzeit von 28 Monaten. Neben der TU Graz als Koordinatorin sind die TU Delft, die University of Lancester, das Swedish Institute of Computer Science und zwei spanische Unternehmenspartner, konkret Worldsensing und Acciona, Teil des Projekt-Konsortiums.

Gleich drei der fünf „Fields of Expertise“ genannten Forschungsschwerpunkte der TU Graz finden sich in diesem Projekt vereint: Sustainable Systems, Information, Communication & Computing und Mobility & Production.

Nähere Informationen: http://www.relyonit.eu

Rückfragen:
Univ.-Prof. Dipl.-Inform. Dr.sc.ETH Kay Römer
Institut für Technische Informatik
E-Mail: roemer@tugraz.at
Tel.: +43 (0) 316 873 6400

TU Graz – Mitglied der TU Austria
http://www.tuaustria.at/

Media Contact

Susanne Eigner Technische Universität Graz

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Rekordeffizienz – Tandem-Solarzellen aus Perowskit und organischem Material

Den Wirkungsgrad von Solarzellen zu verbessern, um von fossilen Energiequellen unabhängig zu werden, ist ein wesentliches Ziel der Solarzellenforschung. Ein Team um den Physiker Dr. Felix Lang von der Universität…

Ultraschnelle Dissoziation von Molekülen an BESSY II analysiert

Ein internationales Team hat an BESSY II erstmals beobachtet, wie schwere Moleküle (Bromchlormethan) in kleinere Fragmente zerfallen, wenn sie Röntgenlicht absorbieren. Mit einer neu entwickelten Analysemethode gelang es ihnen, die…

Wie schnell werden Kunststoffe in der Umwelt abgebaut?

Reinhart-Koselleck-Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft für den Konstanzer Chemiker Stefan Mecking. Wenn Kunststoffe in die Natur gelangen, werden sie dann biologisch abgebaut? Und falls ja, wie lange dauert das? Welche Faktoren…