Milet-Ausgrabungen: Den alten Griechen in die Töpfe geschaut


Die Zubereitung von Essen und Trinken im Altertum
Stipendiat erforscht antikes Küchenwesen

Einen Blick in die Küche, das Herz des Hauses der antiken Milesier, wirft der RUB-Historiker Ahmet Aydemir. Für seine Dissertation „Das Küchenwesen im alten Milet“ (Betreuer: Prof. Dr. Volkmar von Graeve) sammelt er historische Funde aus der Gegend von Milet, vergleicht sie mit Stücken aus anderen Gegenden und fügt aus seinen Beobachtungen und den Beschreibungen antiker Texte und Darstellungen ein umfassendes Bild der Kochkultur des Altertums zusammen. Zur Vollendung seiner Studien wird er seit kurzem von der National-Bank AG Essen mit einem Jahresstipendium unterstützt.

Funde, Texte und Bilder geben Aufschluss

Welches Küchengeschirr haben die Milesier bei der Zubereitung ihrer Mahlzeiten benutzt? Welche Gerätschaften standen ihnen zur Verfügung und welche Räume ihrer Häuser haben sie als Küche genutzt? Das sind die Fragen, die Ahmet Aydemir umtreiben. Grundlage seiner Forschung sind vor allem Funde aus Kalabaktepe, einem Stadtquartier der antiken Stadt Milet. Dort haben Archäologen Wohnschichten aus archaischen Zeiten ausgegraben und dabei auch Küchenware aus Ton und Steinen gefunden. Bei der Freilegung der Grundrisse von archaischen Wohnhäusern fanden sich auch Aschengruben und feste sowie tragbare Herde. Pflanzliche und tierische Reste dienen ebenfalls als Ausgangspunkte der Untersuchungen. Weil die Funde aus Kalabaktepe allein nicht ausreichen, um gesicherte Erkenntnisse zu erlangen, will Ahmet Aydemir außerdem Funde von anderen Ausgrabungsorten in seine Forschung mit einbeziehen. Auch antike schriftliche Quellen, die Hinweise auf das Küchenwesen enthalten, und bildliche Darstellungen, etwa Bilder von Mahlzeiten auf Vasen, sollen bei der Erforschung des Küchenwesens behilflich sein.

Antike Scherben unter der Lupe

Die bisherigen Funde, die zwischen 1984 und 1995 in Kalabaktepe ausgegraben wurden, sind mittlerweile fotografiert und gezeichnet, sowie typologisch geordnet und in ihrer Gebrauchsform bestimmt. Dazu haben die Wissenschaftler z. B. Scherben zusammengefügt, um die Benutzungsmöglichkeiten verschiedener Geräte besser erkennen zu können. Töpfe, Grills, Herde, Öfen, Mühlen, Mörser und Gefäße und kleine Tische aus Ton haben sie so schon identifiziert. Mit Hilfe einer Lupe haben Forscher die makroskopische Beschaffenheit der Gegenstände untersucht und mit einem Farbkatalog die Tonfarben der Keramik bestimmt. Geologen und Mineralogen versuchen außerdem herauszufinden, woher die verwendeten Materialien stammen. Ahmet Aydemir plant außerdem eine Verbreitungsstatistik der gefundenen Güter. Mit ihrer Hilfe will er die Funktion bestimmter Räume herausfinden.

Weitere Informationen

Ahmet Aydemir, Flözstraße 16, 44799 Bochum, Tel. 0234/9731840, 
E-Mail:  aaydemir@web.de
Prof. Dr. Volkmar von Graeve, Fakultät für Geschichte der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-22528, Fax: 0234/32-14-234

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Dr. Josef König  idw

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