EU: Grünes Licht für Product Placement

Das EU-Parlament hat sich darauf geeinigt in Zukunft Product Placement im Fernsehen zu erlauben. Entgegen den Wünschen Deutschlands wird es in Filmen, Serien und Sportsendungen Produktplatzierungen geben. Die EU-Richtline verlangt allerdings eine genaue Kennzeichnung der Schleichwerbung. So sollen künftig alle Sendungen, in denen Product Placement stattfindet, im Zwanzig-Minutentakt mit einem entsprechenden Signal gekennzeichnet werden.

„Wir hatten in Deutschland unsere Probleme damit, uns mit der Idee von Produktplatzierungen anzufreunden. Nun muss sich das deutsche Recht aber an die EU-Vorgaben anpassen“, meint Wolfgang Thaenert, Chef der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk, gegenüber pressetext. Der Medienexperte hatte in der Vergangenheit bereits darauf hingewiesen, welche Gefahren die Erlaubnis zu Product Placement mit sich bringen kann (pressetext berichtete: http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=060927030 ). Nun ginge es allerdings nicht um Befindlichkeiten, sondern darum, die Fernsehrichtlinie entsprechend umzusetzen. „Wir sind treue Europäer und es liegt nun an der nationalen Gesetzgebung sich anzupassen“, so Thaenert im pressetext-Gespräch.

Aus der deutschen Politik kommt weiterhin viel Kritik an der Freigabe von Produktplatzierungen. So heißt es seitens der SPD etwa, dass die Neuregelung eine Grauzone erschaffe, die die Zuschauer verunsichern könnte. Einen kleinen Erfolg verbuchen die Grünen, die zumindest durchgesetzt haben, dass es in Kinderprogrammen keine Werbung für ungesunde Nahrungsmittel geben darf. Das EU-Parlament entschied, dass die TV-Sender dazu einem gemeinsamen Ehrenkodex folgen sollten.

Natürlich sei die neue Richtlinie kein Erfolg und löse wenig Begeisterung aus. „Es muss unbedingt weiterhin gewährleistet sein, dass redaktionelle Inhalte von der Werbung unabhängig bleiben“, sagt Thaenert. Die EU-Vorgaben werden in Zukunft auch Internetfernsehen und Video on Demand-Angebote betreffen. Damit solle deutlich werden, dass audiovisuelle Medienservices ebenso wie Fernsehen als Kultur- und Wirtschaftsgut anzuerkennen sind, so CDU-Abgeordnete Ruth Hieronymi.

Bleibt letztlich noch offen, wie die Zuseher auf die geplanten Signale in den Sendungen reagieren werden. Jedenfalls sei laut EU-Parlament eine Liberalisierung notwendig geworden, nachdem die europäische Fernsehindustrie immer stärker mit rückläufigen Werbeeinnahmen zu kämpfen hatte. Wirtschaftlich scheint die Neuregelung also ein voller Erfolg. Immerhin kennt der Zuschauer das Thema Produktplatzierung auch schon aus US-Produktionen. In den Vereinigten Staaten ist Schleichwerbung in elektronischen Medien ohnehin die Regel.

Media Contact

Claudia Zettel pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.europarl.de

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