Neuer Leitfaden zur Trocknung von Arzneipflanzen

Kamille Foto: Ziegler/ATB

Arznei- und Gewürzpflanzen sind als pflanzliche Rohstoffe für die pharmazeutische, kosmetische und Nahrungsergänzungsmittelindustrie sehr gefragt. Trotz ihres hohen Wertschöpfungspotenzials wird nur etwa 15 % der hierzulande benötigten Rohstoffmenge in Deutschland angebaut. Dies liegt auch an den hohen Energiekosten der Trocknung, deren Anteil an den Produktionskosten bis zu 50 % betragen kann.

Die Produktion von qualitativ hochwertigen Arzneipflanzen setzt in allen Schritten der Verfahrenskette umfangreiches Fachwissen und Spezialkenntnisse voraus. Dies gilt insbesondere auch im Hinblick auf eine Reduzierung des Energiebedarfs der Trocknung. Trocknungsanlagen müssen zudem den betriebsspezifischen Produktionsbedingungen der jeweiligen Landwirtschaftsunternehmen individuell gerecht werden.

„Eine wirtschaftliche Produktion resultiert maßgeblich aus einer energieeffizienten Betriebsweise von Trocknungsanlagen. Wir hoffen, mit diesem Leitfaden dazu beizutragen, dass sich mehr Landwirte für den Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen entscheiden“, beschreibt Dr. Thomas Ziegler, Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie in Potsdam, die Motivation zur Erstellung des Handbuchs.

Trocknungstechnische Berechnungsbeispiele und detaillierte produktspezifische Werte sollen die Planung von neuen und auch die Optimierung von bereits bestehenden Trocknungsanlagen erleichtern. Der Leitfaden zeigt verschiedene regelungs- und anlagentechnische Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung beispielhaft auf. Basierend auf Simulationsergebnissen wird erläutert, wie sich Energieeinsparungen von mehr als 25 % realisieren lassen, wenn die Trocknung mit Teilumluft erfolgt bzw. unzureichend gesättigte Abluft genutzt wird.

Auch verschiedene Varianten der Energieversorgung einschließlich der Nutzung solarer Prozesswärme wurden vergleichend analysiert. Bei Kombination von Wärmepumpe, Blockheizkraftwerk (BHKW) und Teilumluft können Primärenergieeinsparungen von über 70 % erzielt werden. Anhand von Wirtschaftlichkeitsanalysen liefert der Leitfaden zudem Berechnungen zur Amortisation der für energieeffiziente Verfahren notwendigen Investitionen.

„Unser Ziel ist es, Ergebnisse der anwendungsorientierten Grundlagenforschung in die Praxis zu transferieren“, so ATB-Wissenschaftler Ziegler. „Bei der Trocknung von Arznei- und Gewürzpflanzen sind die Potenziale zur Steigerung der energetischen und wirtschaftlichen Effizienz noch lange nicht ausgeschöpft. Insbesondere zur energieoptimierten Regelung, aber auch zur Realisierung wärmepumpenunterstützter Trocknungsanlagen besteht weiterhin Forschungsbedarf. Interessierte landwirtschaftliche Betriebe und andere Unternehmen sind daher willkommen, sich als Kooperationspartner an einem entsprechenden Forschungsvorhaben zu beteiligen.“

Die Erstellung des Leitfadens wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) im Rahmen des Demonstrationsprojekts Arzneipflanzen (KAMEL) unterstützt (Förderkennzeichen: 22015612).

Der Leitfaden „Trocknung von Arznei- und Gewürzpflanzen“ ist in der Schriftenreihe Bornimer Agrartechnische Berichte (Heft 94) erschienen. Er umfasst 207 Seiten, 60 Tabellen und 64 Abbildungen. Der Leitfaden ist ab sofort als PDF-Version zum kostenfreien Download erhältlich (http://www.atb-potsdam.de/bab) und kann als Print-Version zum Selbstkostenpreis bestellt werden (atb@atb-potsdam.de).

Kontakt:
Dr.-Ing. Thomas Ziegler – Forschungsprogramm „Qualität und Sicherheit von Lebens- und Futtermitteln“
tziegler@atb-potsdam.de
http://www.atb-potsdam.de/drying

Helene Foltan – Presse und Öffentlichkeitsarbeit
hfoltan@atb-potsdam.de

Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB)
Max-Eyth-Allee 100, 14469 Potsdam
http://www.atb-potsdam.de

Das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB) forscht als national und international agierendes Forschungszentrum an der Schnittstelle von biologischen und technischen Systemen. Unsere Forschung zielt auf eine nachhaltige Intensivierung. Hierfür analysieren, modellieren und bewerten wir bioökonomische Produktionssysteme. Wir entwickeln und integrieren neue Technologien und Managementstrategien für eine wissensbasierte, standortspezifische Produktion von Biomasse und deren Nutzung für die Ernährung, als biobasierte Produkte und Energieträger – von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung. Damit tragen wir bei zur Ernährungssicherung, zum Tierwohl, zur ganzheitlichen Nutzung von Biomasse und zum Schutz von Klima und Umwelt.

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Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan idw - Informationsdienst Wissenschaft

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