Geistige Probleme nach OP mit Herz-Lungen-Maschine halten mindestens einen Monat an
Neuropsychologen der University of North Carolina in Wilmington haben Belege dafür zusammengetragen, dass Operationen, bei denen eine Herz-Lungen-Maschine eingesetzt wird, bei Patienten Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsprobleme nach sich ziehen.
Eine solche Maschine wird vor allem in der offenen Herzchirurgie eingesetzt und übernimmt vorübergehend die Herz- sowie Lungenfunktion.
Auch früher waren schon entsprechende Behauptungen aufgestellt worden; die aktuellen Daten sind jedoch nach Angaben der Forscher statistisch „härter“. Auch konnten sie erstmals zeigen, dass die kognitiven Defizite nach den ersten Wochen weiterhin bestehen. Die Studie ist in der Juli-Ausgabe der Fachzeitschrift „Neuropsychology“ erschienen.
Bei einer Operation mit Herz-Lungen-Maschine muss der Körper – wie bei vielen größeren Operationen – mit einer Reihe abnormaler physiologischer Zustände fertig werden, wie Entzündung, Sauerstoffmangel, erhöhten Blutzuckerwerten, erniedrigter Körpertemperatur, Amnesie-auslösenden Präparaten und Mengen mikroskopisch kleiner Blutgerinnsel .
Studienleiter Dr. Julian Keith und seine Kollegen untersuchten die geistigen Leistungen von 39 Patienten, und zwar ein bis zwei Tage vor und drei bis vier Wochen nach einer Bypass-Operation. Darüberhinaus zogen sie Daten von 49 Kontrollpersonen hinzu. Bypass-Patienten und Kontrollpersonen zeigten vor wie auch nach der Operation unterschiedliche neuropsychologische Leistungen. Die Wissenschaftler schrieben die niedrigeren Gedächtnis-Werte vor der Operation Ängsten, medizinisch begründetem Verfall oder beidem zu.
Bei den Tests nach dem Eingriff beziehungsweise – bei den Kontrollpersonen – der zweiten Test-Batterie, schnitten die Kontrollteilnehmer in puncto Aufmerksamkeit und Gedächtnis deutlich besser ab als die Patienten – nach Ansicht der Wissenschaftler ein Beleg dafür, dass die für Aufmerksamkeit zuständigen Gehirnmechanismen besonders verletzlich sind. „Es ist keine Frage, dass post-operative Leistungen der Patienten in einigen Messbereichen schlechter sind, als man verglichen mit Kontrollpersonen erwarten würde“, sagt Keith. „Die Frage ist: Was bedeutet dieser Befund?“
Der medizinische Aspekt ist womöglich der Schlüssel, meint der Experte, „vor allem, da es nun so aussieht, als ob einige der an der koronaren Herzerkrankung beteiligten Krankheitsprozesse dieselben sein könnten, wie die an Demenz-Erkrankungen (inklusive Alzheimer) beteiligten Mechanismen.“ In diesem Fall wäre die zugrunde liegende Erkrankung, weniger die Operation an sich, für die Gedächtnisprobleme verantwortlich.
Neuropsychology (2002) Vol. 16, No. 3, pp. 411 – 421
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