Klimawandel erfordert neue Wege: Innovative Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser und Überflutung ein Schwerpunkt der acqua alta

Nicht nur steigende Pegelstände, auch vermehrt vollgelaufene Keller durch Starkregenfälle sind Szenarien, die uns in Zukunft häufiger beschäftigen werden. Allein in Deutschland lagen die Schäden, die sie 2010 verursachten, bei über einer Milliarde Euro.

Der Bedarf an innovativen Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser und Überflutung wird immer dringender. Hier reicht das Spektrum von technischen Lösungen für die Deichsanierung bis hin zu neuen Ansätzen, wie mit den Wassermassen bei extremen Regengüssen umgegangen werden kann. Auf der acqua alta, der Fachmesse mit internationalem Kongress für Klimafolgen, Hochwasserschutz und Wasserbau, diskutieren Vertreter aus Forschung, Wirtschaft, Kommunen und Politik unter anderem den aktuellen Stand der Technik des Hochwasserschutzes. Vom 11. bis 13. Oktober stellen Experten aus dem In- und Ausland im CCH-Congress Center Hamburg neue Entwicklungen und Projekte vor, insgesamt werden rund 70 Referenten aus 10 Nationen erwartet. Die Hafenmetropole bietet 2011 als Umwelt-Hauptstadt Europas einen besonderen Rahmen für diese Fachveranstaltung.

Neue Erkenntnisse zur Deichsicherung
Deiche, Schutzmauern und -wände sind das Rückgrat des technischen Hochwasserschutzes. Die acqua alta gibt einen umfassenden Einblick in die aktuellen Entwicklungen der zukunftsweisenden Deichsanierungsverfahren. Prof. Norbert Meyer vom Institut für Geotechnik und Markscheidewesen der Technischen Universität Clausthal stellt beispielsweise ein System zur Überflutung von Deichen und Böschungen vor, das gezielte Deichkorridore zur Steuerung der Wasserströme vorsieht: „Eine der Hauptursachen für Deichschäden ist die Überströmung der Anlagen bei Hochwasser, denn das verursacht die Erosion des Deiches. Gezielte Deichkorridore können hier Entlastung bringen.“

Dass Deichsanierungen nicht unbedingt langwierig und teuer sein müssen, zeigen unter anderem neue Verfahren, die durch das Forschungsinstitut für Tief- und Rohrleitungsbau gemeinnützige GmbH (FITR) in Zusammenarbeit mit Partnern aus Deutschland und Europa entwickelt wurden. So kann beispielsweise durch die Injektion von modifizierten Tongemischen in den Deich der Hochwasserschutz weiter verbessert und effektiver werden. Das Verfahren wird beim Fachkongress in Hamburg vorgestellt.

Die Entwicklungen beim mobilen Hochwasserschutz sind rasant. Daher bietet der BWK – Bund der Ingenieure für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau, auf der acqua alta ein umfassendes Seminar zu mobilen Hochwasserschutzanlagen an.

Starkregen und Überschwemmung
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die meisten Städte und Gemeinden bei Starkregenereignissen nur unzureichend geschützt sind. Die Regenwassermengen können von den lokalen Siel-, Kanal- und Gewässernetzen nicht aufgenommen werden. Eine Studie im Rahmen des Forschungsverbunds Klimzug Nord zeigt, wie wichtig innenstadtnahe Gewässer bei Starkregen sind. Die Studie läuft bis 2014, Sandra Hellmers von der TU Hamburg-Harburg erläutert auf der acqua alta die ersten Teilergebnisse: „Am Ende des Projektes entsteht ein Überblick, mit welchen klimabedingten Folgen für das Siel- und Gewässernetz zu rechnen sind. Anpassungsmaßnahmen der dezentralen Bewirtschaftung wie begrünte Dächer oder Grünflächen mit Versickerungsmulden können jedoch erheblich zu einer Minderung der Folgen von Starkregen beitragen und die Spitzenlast ausgleichen.“

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Prof. Wolfgang Dickhaut von der HafenCity Universität Hamburg. Er weist ein Retentionspotential bei urbanen Gewässern nach, das es zu fördern gilt. Hierzu zählt er nicht nur dezentrale Bewirtschaftung, seine Untersuchungen zeigen, dass auch Auenlandschaften im Stadtraum möglich sind. Hierzu gibt es bisher keine vergleichbaren Studien. „Selbst konservativ gerechnet halte ich eine Reduzierung der Spitzenabflüsse extremer Hochwasser um mindestens 10 bis 20 Prozent mittel- bis langfristig für erreichbar. Gleichzeitig könnten die ökologischen Beeinträchtigungen der Gewässer deutlich reduziert werden.“

Hochwasserexperte Reinhard Vogt, Geschäftsführer des HochwasserKompetenzCentrum e.V. in Köln, entwickelt gerade im Auftrag des Generalverbands der deutschen Versicherer einen Hochwasserpass. Hausbesitzer können per Internet die Hochwassersicherheit ihrer Immobilie ermitteln und erhalten Empfehlungen für mögliche Schutzmaßnahmen. Für Techniker und Ingenieure soll es eine onlinebasierte Fortbildung geben, die sie dazu berechtigt, die ermittelten Selbstauskünfte offiziell zu bestätigen. „Wir gehen davon aus, dass wir auf der acqua alta bereits den Entwurf des Hochwasserpasses präsentieren können“, so Vogt.

Internationaler Austausch
Der internationale Austausch über innovative Konzepte und Maßnahmen steht im Mittelpunkt der acqua alta. So wird Dr. John Pisaniello von der Universität South Australia die Besonderheit der privaten landwirtschaftlichen Dämme in Australien erläutern. Sie können in Regenzeiten eine Gefahr für benachbarte Gemeinden darstellen, in Dürreperioden zur ungleichen Verteilung des Wassers führen. Auch Beiträge aus Rotterdam oder Kopenhagen zeigen auf, welche Konzepte andere Metropolen prüfen, um die Konsequenzen von Überflutungen für die Städte mildern zu können. Weitere Informationen zum Kongress gibt es im Internet unter www.acqua-alta.de

Die acqua alta, Fachmesse mit internationalem Kongress, findet vom 11. bis 13. Oktober 2011 im Congress Center Hamburg statt. Mit den Themenschwerpunkten Klimafolgen, Hochwasserschutz und Wasserbau bietet sie allen beteiligten Organisationen, Instituten, kommunalen Spitzenverbänden und Branchen eine Plattform für den fachlichen Austausch und die Entwicklung gemeinsamer Strategien. Auf der Fachmesse in der Ausstellungshalle des CCH präsentieren spezialisierte Unternehmen innovative Produkte, Technologien und Dienstleistungen. Weitere Informationen: www.acqua-alta.de

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