Bürokratie behindert Innovationen im Gesundheitswesen

Deutschlands Medizintechnik ist im internationalen Vergleich gut aufgestellt. Dennoch müssen Innovationshürden weiter abgebaut werden. Defizite bestehen insbesondere bei der klinischen Forschung sowie bei der Überführung in die Kostenerstattung durch die Gesetzliche Krankenversicherung, eine wichtige Voraussetzung für die breite Nutzung innovativer Technik in der Gesundheitsversorgung.

Das zeigt die im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) vom VDE und weiteren Partnern durchgeführte Studie „Identifizierung von Innovationshürden in der Medizintechnik“. Damit wurde erstmals eine umfassende und systematische Analyse von Innovationshürden beim Transfer medizintechnischer Innovationen in den deutschen Markt und in die Gesundheitsversorgung vorgelegt.

Die Studie, die auf der Basis von Expertenbefragungen erstellt wurde, umfasst Handlungsempfehlungen für den Innovationsstandort Deutschland. Beim VDE-Weltkongress der Medizintechnik vom 7. bis 12. September 2009 in München, der weltweit bedeutendsten Plattform zur Präsentation medizintechnischer Innovationen, werden die Konsequenzen und Folgerungen daraus vorgestellt. „Die Medizintechnik zählt zu den Hightech-Branchen, in denen Deutschland eine internationale Spitzenposition einnimmt. Der Weltkongress der Medizintechnik ist ein guter Anlass für eine weiterführende Diskussion darüber, wie wir die Rahmenbedingungen für medizintechnische Innovationen verbessern können“, so Dr. Thomas Becks, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE (DGBMT). Unter dem Motto „From Science to Innovation“ veranstalten VDE|DGBMT und das Forum MedTech Pharma im Rahmen des Weltkongresses am 7. September 2009 einen internationalen Kurstag zum Abbau von Innovationshürden in der Medizintechnik.

Zukunftsmarkt mit wachsenden Herausforderungen Gegenwärtig belegt die deutsche Medizintechnik-Industrie im internationalen Wettbewerbsfeld eine gute Position. In den vergangenen zehn Jahren expandierte der Umsatz um ca. 7 Prozent pro Jahr; im vergangenen Jahr erwirtschaftete die deutsche Medizintechnik-Branche 18,7 Milliarden Euro. Das Marktvolumen wurde 2006 in der EU auf 60 Milliarden Euro und in den USA auf 85 Milliarden Euro geschätzt. Zudem eröffnen medizintechnische Innovationen Potentiale zur Verbesserung der Patientenversorgung und zur Kosteneinsparung im Gesundheitssystem. Eine Voraussetzung für den Markterfolg deutscher Anbieter ist die hohe wissenschaftlich-technische Kompetenz.

Doch der Konkurrenzkampf mit dem Ausland wird härter, und zunehmend charakterisieren Technologie- und Wissensintensität, Interdisziplinarität und Regulierung den Zukunftsmarkt. Gerade in Deutschland sind laut VDE einige Hürden unnötig hoch. Da die Finanzierung im deutschen Gesundheitssystem schwierig sein kann, gehen Unternehmen mit ihren Produkten oft zuerst ins Ausland. Deutsche Ärzte können die Geräte dann erst in der zweiten oder dritten Gerätegeneration nutzen. Damit neue Ideen aus Wissenschaft und Forschung künftig schneller in erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen umgesetzt werden, sollten die Rahmenbedingungen für die beteiligten Akteure weiter verbessert und Innovationshemmnisse minimiert werden, empfiehlt der VDE.

Handlungsoptionen zur Stärkung des Innovationsstandortes Wesentliche „Schaltstellen“ für den Abbau von Innovationshürden sind demnach vor allem die Steigerung der Qualität und Reputation in der medizintechnisch-klinischen Forschung, neue Ansätze zur Finanzierung/Förderung klinischer Studien, eine engere Kooperation zwischen Technik-, Ingenieurwissenschaften und Medizin und eine stärkere interdisziplinäre Ausbildung in vorhandenen Studiengängen. Darüber hinaus gelte es, mehr nutzerfreundliche Information und Beratungsangebote zum Prozess der Erstattung innovativer Medizintechnik durch die Gesetzliche Krankenversicherung sowie eindeutige und längerfristig gültige Kriterien für die Kosten-/Nutzenbewertung innovativer Medizinprodukte zu etablieren. Weitere Handlungsoptionen sehen die Autoren der Studie darin, Medizinproduktanbieter in den Prozess der Aufnahme eines innovativen Medizinprodukts in die GKV-Erstattung einzubeziehen sowie Aufnahmefristen einzuführen.

Melanie Mora
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