Operation an den „Stirnrunzel”-Muskeln kann Migräne lindern
US-Forscher der Case Western Reserve University in Cleveland, Ohio, beschreiten mit einer Operation neue Wege in der Migräne-Therapie.
Hängt eine Migräne mit den Gesichtsmuskeln zusammen, die die Funktion bestimmter Nerven stören, können die Schmerzen geheilt oder deutlich gelindert werden, indem ein Teil dieser Muskeln entfernt wird. Bei den Nerven handelt es sich um Verzweigungen des Trigeminus-Nervs. Dieser sorgt im Gesicht sowohl für Bewegung als auch für Empfindung.
Das Gute dabei: Ob die Operation Erfolg haben wird oder nicht, lässt sich durch die Injektion des Bakteriengifts Botulinumtoxin testen. Wenn dieses über die Lähmung der Muskulatur – wie sie etwa auch gegen Falten eingesetzt wird – gleichzeitig Migräne lindert, erscheint eine Operation erfolgversprechend, berichten die Forscher um Dr. Bahman Guyuron.
An der Studie nahmen 29 Migräne-Patienten teil, deren Kopfschmerzen offenbar keinen Bezug zu anderen Beschwerden hatten. Auch reagierten sie nicht auf frei verkäufliche Schmerzmittel. Wie die Injektion des Bakteriengiftes in den Musculus corrugator supercilii der Stirn verriet, kamen 24 Patienten als Kandidaten für die Operation in Frage – bei ihnen besserte sich die Migräne um mindestens 50 Prozent bezüglich Schwere und Häufigkeit in den sechs Wochen nach den Injektionen. Dieser Muskel kann übrigens die Stirn in Falten legen.
Immerhin 22 Patienten entschieden sich für die Operation. Bei den Patienten, die Botulinumtoxin von ihren Schmerzen befreite, wurde ein Teil des Muskels, der auf beiden Seiten des Gesichts vorhanden ist, entfernt. Half das Bakteriengift nicht vollständig, schnitt der Operateur auch noch einen Teil eines Astes des Trigeminusnervs weg.
Das Ergebnis: 21 Patienten berichteten, dass sich ihre Schmerzen um mindestens 50 Prozent verbessert hätten. Dabei dauerte die Nachbeobachtung zwischen 222 bis 494 Tage. Legt man eine Skala von eins bis zehn zugrunde, sank die Intensität der Kopfschmerzen von 8,9 auf 4,1. Ihre Häufigkeit fiel von 5,2 auf 0,8 Kopfschmerz-Attacken pro Monat. Die hohe Ansprechrate einerseits und eine nicht ebenso hohe Linderung der Schmerzen andererseits sprächen für mehrere auslösende Punkte, meinen die Wissenschaftler.
Bei zwei Patienten, die nicht auf das Bakteriengift angesprochen hatten, brachte eine kosmetische Operation den Erfolg: Mit den Stirnfalten verschwand auch die Migräne.
Plastic and Reconstructive Surgery (2002) Vol. 109, No. 7, pp. 2183 – 2189
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen
Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…