Arktische Gifte setzen Eisbären zu

Neue Studie bestätigt gewaltige PCB-Rückstände am Nordpol

Erneut haben internationale Forscher vor den giftigen Rückständen am Nordpol gewarnt. Wie gefährlich die Chemikalien tatsächlich sind, kann bereits an Eisbären festgestellt werden, berichten die beiden Wissenschaftsmagazine Journal of Toxicology and Environmental Health und Environmental Health Perspectives.

Die jüngste Untersuchung wurde von der Umweltorganisation WWF durchgeführt. Demnach konnten die Experten bei Eisbären bereits Verhaltens- und Fortpflanzungsstörungen feststellen. Die Wissenschaftler hatten die Eisbären in Spitzbergen und im Norden Kanadas untersucht. Für die Verhaltensstörungen werden in erster Linie PCB (Polychlorierte Biphenyle) und verschiedene Pestizide verantwortlich gemacht. Augenscheinlich wurde, dass die Eisbären weniger körpereigene Abwehrstoffe gegen allfällige Infektionen aufwiesen. Zusätzlich konnten die Wissenschaftler veränderte Hormonspiegel feststellen.

Forschungsleiter Andrew Derocher, der langjährige Erfahrungen mit Eisbären und chemischen Giften hat, erklärte, dass in den vergangenen Jahren die Zahl an erkrankten Tieren stetig zugenommen hatte. „Die meisten Eisbären tragen höchstwahrscheinlich Hunderte von Menschenhand freigesetzte Gifte in sich, mit denen sie im Laufe der Evolution niemals vorher in Berührung gekommen waren“, so der Forscher. Der WWF hatte in seiner Studie zwar erwähnt, dass zahlreiche der in den Eisbären gefundenen Giftstoffe heute nicht mehr in Verwendung sind, doch brauche es extrem lange bis sich die Rückstände, die in Polargebieten auch im Eis, Wasser und Boden vorhanden sind, abbauen. Einige der gefährlichen hormonell wirkenden Chemikalien werden aber auch heute noch in großen Mengen hergestellt.

Bereits im Jahr 2000 konnten Wissenschaftler in Spitzbergen feststellen, dass mehr als ein Prozent der Eisbären Hermaphroditen waren: Sie hatten sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsorgane. Die Auswertung zweier Massenvergiftungen mit PCB-verunreinigten Lebensmitteln 1968 in Japan und 1979 in Taiwan führte erstmals zu gesicherten Erkenntnissen über Langzeitwirkungen von PCBs auf Lebewesen. Neben chronischen toxischen Wirkungen werden den PCBs heute fetale Missbildungen sowie Feminisierungen männlicher Tiere mit der Folge geringerer Fertilität und abnehmender Populationen zugeschrieben. Sie stehen weiters auch in Verdacht, krebserregend zu sein. PCB werden zum Beispiel in Kondensatoren, Transformatoren, in Hydrauliköl, in Lacken, Harzen, Kunststoffen, Druckerfarben, Klebstoffen und in dauerhaft elastischen Dichtungsmassen verwendet. Die größten noch bestehenden Altlasten werden in den Farben von Brücken (Korrosionsschutzanstriche), in Kondensatoren und in den Fugenmassen großer, älterer Betonbauten vermutet. In den meisten Staaten wurde die Verwendung von PCB für offene Systeme verboten.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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