Effiziente Sortiertechnik macht Mülltrennung überflüssig

Neue Verfahren schneiden ökologisch besser ab

Politik, Wissenschaft und Wirtschaft stellen die Mülltrennung des Grünen Punktes immer mehr in Frage. „Die Entwicklung der Sortiertechnik hat einen Quantensprung gemacht, der vor zehn Jahren noch undenkbar war“, sagte Gottfried Jung vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium beim dreitägigen „Kasseler Abfallforum“, das am gestrigen Donnerstag zu Ende ging. Es bestünden jetzt große Chancen, abfallwirtschaftlich effizienter zu arbeiten und bei der Verpackungsentsorgung neue Marktmechanismen zu realisieren.

Nach Einschätzung von Abfallexperten ist es schon jetzt möglich, auf Gelbe Tonnen und Säcke zu verzichten, ohne die Verpackungsverordnung zu ändern. In der Rechtsverordnung seien die Sammelbehälter nicht konkret festgelegt. „Geeignete Erfassungssysteme“ müssen eine Verwertung der Verpackungsabfälle ermöglichen. Das sei in vielen Gebietskörperschaften auch ohne die aufwändige Logistik des Grünen Punktes möglich.

Die NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn verfolgt die technischen Möglichkeiten mit großem Interesse, künftig die Verpackungsmaterialien aus einer trockenen Restmülltonne zu gewinnen. „Für eine solche Variante besteht allerdings als Grundvoraussetzung das Vorhandensein der flächendeckenden Biotonne und der Papiertonne“, so Höhn. Vor allen Dingen in Ballungsgebieten landen in Gelben Tonnen oder Säcken mitunter mehr Gemüsereste, Windeln oder altes Spielzeug als Verpackungen mit dem Grünen Punkt, weiß Müllexperte Michael Kern vom Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie.

Ein Unterschied zur Grauen Tonnen sei dabei kaum noch zu erkennen. Von „unnötigem Sammelaufwand“ und überhöhten Kosten könnten die Bundesbürger jetzt entlastet werden, schlussfolgerte die umweltpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Birgit Homburger. Die Mülltrennung im Haushalt sei „keine Voraussetzung mehr für eine hochwertige Abfallverwertung.“ Außerdem sei es wenig sinnvoll, den Müll erst von Hand trennen zu lassen, um ihn dann später wieder zu verbrennen, wie dies oft geschehen würde.

Die Methoden des Grünen Punktes beim Verpackungsrecycling seien auch energie- und umweltpolitisch eher fragwürdig. „Gegenüber herkömmlichen Verfahren der Müllverbrennung und Abfallentsorgung schneiden mittlerweile neuere Verfahren der mechanisch-biologischen und thermischen Abfallbeseitigung unter Klimagesichtspunkten besser ab“, betonte Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker, Vorsitzender des Bundestagsumweltausschusses, in seinem Kasseler Vortrag.

„Eine günstige Ausbeute liefert insbesondere das Herhof-Verfahren der Restabfallbehandlung, das die im Abfall enthaltenen Metalle weitgehend in den Wirtschaftskreislauf zurückführt und damit insbesondere bei Kupfer und Aluminium sehr viel Energie spart“, so Weizsäcker. Bei einer Trocknung der Biomasse-Anteile steige der Heizwert des Trockenstabilats deutlich über den formal-juristischen Grenzwert von 11.000 kJ/kg zur energetischen Verwertung nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz. „Da die verschiedenen Abfallkonzepte in unterschiedlichem Maße zum Treibhauseffekt beitragen, wird durch die geeignete Wahl des Behandlungsverfahrens eine Netto-Klimaentlastung möglich, die sich als Gutschrift anführen lässt. Dies gilt vor allem dann, wenn die Wirkungsgrade der thermischen Abfallbehandlung in Zukunft deutlich gesteigert werden“, führte der SPD-Politiker weiter aus.

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Gunnar Sohn pressetext.deutschland

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