Wie der Artenverlust das Ökosystem beeinflusst

DFG bewilligt Jenaer Ökologen ein Großforschungsprojekt zur Biodervisität

Wahrscheinlich leben etwa acht bis zehn Millionen Pflanzen-, Tier-, Pilz-, Bakterien- und sonstige Arten auf unserer Erde. Biologen haben bisher allerdings erst rund zwei Millionen beschrieben. Während die Wissenschaft die meisten Arten noch katalogisieren muss, verringern gleichzeitig Umweltbelastungen und Naturzerstörung diese biologische Vielfalt in einem bisher nie gekannten Ausmaß. Welche Konsequenzen dieser Verlust der so genannten „Biodiversität“ für unsere Erde haben wird, ist im Moment nicht abzuschätzen. „Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass der Verlust an Biodiversität auch für den Menschen unangenehme Folgen haben wird“, sagt der Jenaer Ökologe Prof. Dr. Wolfgang W. Weisser, „da die Stoffkreisläufe die Grundwasserqualität, das Nitratrückhaltevermögen des Bodens oder auch die Produktivität beeinflussen“. Weltweit versuchen deshalb Wissenschaftler herauszufinden, wie sich ein Verlust an Arten auf die in einem Ökosystem ablaufenden Prozesse auswirkt. In einem jetzt anlaufenden Forschungsprojekt wollen auch Jenaer Wissenschaftler ihren Teil dazu beitragen.

Die Frage nach der Bedeutung von Biodiversität für die Stoffkreisläufe in Ökosystemen fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in Jena mit insgesamt 1,5 Millionen Euro. An dem Großforschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Weisser von der Friedrich-Schiller-Universität und Prof. Dr. Detlef Schulze vom Jenaer Max-Planck-Institut für Biogeochemie und ihren Arbeitsgruppen beteiligen sich auch das Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie in Jena, die Technischen Universitäten Darmstadt und Berlin sowie die Universität Zürich (Schweiz). Am Beispiel des Modellökosystems Grünland sollen Kohlenstoffbilanzen der Ökosysteme aufgestellt und die Umsatzraten und Verluste von Nährstoffen in den Systemen in Abhängigkeit von der Biodiversität berechnet werden. Dazu werden ab Mai 2002 über 500 Wiesen aus unterschiedlich vielen Pflanzenarten in der Saaleaue angesät und untersucht.

Das Projekt ist stark interdisziplinär ausgerichtet. Arbeitsgruppen aus den Bereichen Hydrologie, Biogeochemie, Bodenkunde, Botanik, Zoologie und Agroökologie wirken eng zusammen. Die DFG fördert dieses europaweit größte Projekt seiner Art zunächst bis 2004, die geplante Laufzeit beträgt aber zehn Jahre. Aus DFG-Mitteln werden zwölf Wissenschaftler und sechs Gärtner bzw. technische Mitarbeiter für die acht Teilprojekte eingestellt. Hinzu kommen weitere Mitarbeiter, die von den beteiligten Institutionen für dieses Projekt zur Verfügung gestellt werden.

„Wir erwarten für die nächsten Jahre eine rege Beteiligung verschiedener Forschergruppen aus der ganzen Welt, die die einzigartige Versuchsanlage nutzen werden“, erklärt Prof. Weisser. „Die Förderzusage durch die DFG unterstreicht die Rolle Jenas als eines der europäischen Zentren für ökologische Forschung“, ist er sicher.

Kontakt:
Prof. Dr. Wolfgang W. Weisser
Institut für Ökologie
der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dornburger Str. 159
07743 Jena
Tel.: 03641 / 949410
Fax: 03641 / 949402
E-Mail: Wolfgang.Weisser@uni-jena.de

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Axel Burchardt idw

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