Der Trick mit der Salzuhr

Der Bayer-Ingenieur Alfred Soppe testet das "Slurry-Verfahren", mit dem in Dormagen jedes Jahr bis zu 500.000 Tonnen wässriger Salzsuspension von der Schiffsanlegestelle in den Elektrolysebetrieb gepumpt werden.

Mitarbeiter-Idee spart zwei Millionen Euro im Jahr

Das hätte sich der Bayer-Ingenieur Alfred Soppe nicht träumen lassen: seine „Salzuhr“, Symbol für integrierten Umweltschutz, wird zwei Tage lang im Garten von Schloß Bellevue in Berlin ausgestellt. Die Präsentation im Schloßpark geht auf eine Einladung von Bundespräsident Johannes Rau zurück. Er hatte Bayer und weitere Firmen und Institute zur „Woche der Umwelt“ nach Berlin in den Garten seines Amtssitzes Schloß Bellevue eingeladen. Sie stellen dort am 3. und 4. Juni umweltfreundliche Produkte und Produktionsprozesse der Öffentlichkeit und den Medien vor. Neben der Salzuhr ist Bayer mit weiteren Exponaten zu den biologisch abbaubaren Produkten Baypure® und Baylase®, dem wasserbasierten 2-K-PUR-Lacksystem, und der vom Bundesumwelt-ministerium geförderten Therban®-Anlage dabei.

Die Salzuhr zeigt, das man manchmal ungewöhnliche Wege gehen muss, um reife, eingefahrene Produktionsprozesse noch effektiver zu gestalten. Die etwa ein Meter hohe Plastik unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von einer gewöhnlichen Sanduhr. Anstelle trockenen Sandes ist die Bayer-Uhr jedoch mit Wasser und Salz gefüllt. Und obwohl jeder schon die Erfahrung mit feuchtem Salz gemacht hat, das klumpt und sich hartnäckig weigert, den Salzstreuer zu verlassen, rieselt in der Bayer-Uhr das nasse Salz wie feiner Sand durch die Verengung. Diesen, auf den ersten Blick kuriosen physikalischen Effekt, hat Soppe zur Entwicklung des sogenannten „Slurry-Verfahrens“ genutzt. Mit ihm ist es möglich, einen Brei aus Wasser und Salz durch eine Rohrleitung zu pumpen.

Wie wichtig ein einfacher und sicherer Salztransport für Bayer ist, wird deutlich bei der Betrachtung der Salzmengen, die allein im Dormagener Werk für die Produktion von Natronlauge und Chlor benötigt werden: bis zu 1.600 Tonnen täglich. Über viele Jahre hinweg wurde das Salz über den Rhein nach Dormagen transportiert und am Worringer Anleger auf offene LKW´s verladen. Diese transportierten die weiße Fracht dann über die Straßen zum Elektrolysebetrieb – bis zu 25.000 Lkw-Fahrten im Jahr.

Heute stehen am Worringer Kai zwei riesige Aufgabetrichter, in die das Salz von den Schiffen verladen wird. Vor Ort mit Wasser suspendiert, wird es dann von einer Pumpe durch eine Rohrleitung umweltfreundlich in das Dormagener Werk geschickt. Die Pipeline mündet dort in zwei Silos, die jeweils 3.000 Tonnen Salz fassen können. Mehr als eine Million Tonnen Salz wurden auf diese Weise in den vergangenen zwei Jahren vom Kai zur Anlage gefördert. Die Einsparungen belaufen sich auf zwei Millionen Euro pro Jahr. Noch wichtiger: Tausende von Litern kostbaren Treibstoffs werden gespart und die Luft wird nicht unnötig mit Abgasen belegt. Deshalb ist das „Slurry-Verfahren“ ein doppelter Gewinn: für Ökonomie und Ökologie.

In der Leverkusener Elektrolyse-Anlage kommt das Slurry-Verfahren ebenfalls zum Einsatz.

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