Kosmische Teilchenschauer als Grund für das Dinosauriersterben?
Ein Materieschauer aus dem Weltraum könnte vor Jahrmillionen auf der Erde zu bedrohlichen Klimaänderungen geführt haben, gefolgt von einem Massensterben, dem auch die Dinosaurier zum Opfer fielen – so zumindest lautet eine Theorie von Wissenschaftlern der Universität Bonn.
Sie waren die Herrscher eines ganzen Erdzeitalters, bis sie vor 65 Millionen Jahren plötzlich verschwanden. „Vielleicht wurde es den Dinosauriern zu dieser Zeit einfach zu feucht und zu kalt auf dem Blauen Planeten“, meint Professor Dr. Hans Jörg Fahr vom Bonner Institut für Astrophysik und Extraterrestrische Forschung.
Das Sonnensystem umkreist alle 250 Millionen Jahre einmal das Zentrum der Milchstraße. Dabei durchwandert es auch dichte Wolken mit interstellarer Materie. Während normalerweise der Sonnenwind wie eine riesige schusssichere Weste den blauen Planeten vor dem interstellaren Teilchenfeuer abschirmt, ist er nun überlastet: Plötzlich prasseln bis zu hundertmal mehr Partikel mit Hochgeschwindigkeit auf unsere Atmosphäre. Ihr Einschlag zerschmettert die Luftmoleküle in elektrisch geladene Bruchstücke. Sie wirken als Kondensationskeime, an denen sich kleine Wassertropfen bilden. „Folge: eine dichte Wolkendecke, mehr Niederschlag, sinkende Temperaturen“, so Professor Fahr, der sich dabei auf weltweite Studien stützt.
Durchschnittlich alle 60 Millionen Jahre durchquert das Sonnensystem dichte Materiewolken, die einen solchen Klimaschock auslösen könnten, zeigte der Physiker zusammen mit seinen Bonner Kollegen Dr. Horst Fichtner und Dr. Klaus Scherer. „Etwa in diesen Zeitabständen starben in der Vergangenheit auch plötzlich zahlreiche Tierarten aus.“ Dass der Weltraumeffekt unser Klima schon mehrmals dramatisch beeinflusst haben könnte, unterstreichen auch Untersuchungen anderer Arbeitsgruppen, die den Zusammenhang zwischen Wolkenbedeckung und Sonnenaktivität unter die Lupe nahmen: „Je geringer die Sonnenaktivität und damit die Schirmwirkung des Sonnenwindes, desto mehr kosmische Teilchen dringen bis zur Erde vor, und desto mehr irdische Wolken entstehen“, fasst der Physiker zusammen.
Das Weltraum-Wetter könnte übrigens auch über die Geschwindigkeit der Evolution entscheiden. Die kosmische Strahlung, vor der uns der Sonnenwind schützt, ist nämlich so energiereich, dass sie das Erbgut der Lebewesen verändern kann. Ist die Schirmwirkung des Sonnenwindes schwach, der Schutzmantel um die Erde also dünn, entstehen daher innerhalb kürzerer Zeit mehr Mutationen – und die sind die treibende Kraft der Entwicklung des Lebens.
Eine Langfassung der Pressemitteilung mit Bildern findet sich ab 14 Uhr im Internet
Weitere Informationen: Professor Dr. Hans Jörg Fahr, Institut für Astrophysik und Extraterrestrische Forschung, Tel.: 0228/73-3677, E-Mail: hfahr@astro.uni-bonn.de
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