Züge bekommen satellitenbasierte Ortung
Eisenbahnfahren soll in Zukunft noch sicherer werden. Dazu haben Forscher der Technischen Universität Braunschweig gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern und Industriepartnern ein Satelliten-Ortungssystem für Züge entwickelt. Ab 6. Juni wird der Einsatz des Systems ein Jahr lang in einem Regionalzug in der Hohen Tatra in der Praxis untersucht.
„Neben dem Sicherheitsaspekt ist der Einsatz des Galileo-Systems aber auch deutlich kostengünstiger“, erklärt Frank Hänsel, wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Eckehard Schnieder am Institut für Verkehrssicherheit und Automatisierungstechnik gegenüber pressetext. Bisher wurden Züge mithilfe technischer Komponenten, die am Gleis befestigt sind, im Gleisnetz geortet. Die Wartung solcher Systeme sei vor allem auf weniger frequentierten Strecken mit sehr hohen Kosten verbunden, erklärt der Experte. Was in der Praxis einfach klingt, sei allerdings in der technischen Umsetzung alles andere als einfach, erklärt Hänsel. „Bei einem Navigationssystem im Auto ist immer noch der Fahrer die letzte Instanz. Er entscheidet, wohin er das Fahrzeug lenkt.“ Bei einem Zug sei das etwas anders, denn schließlich kann der Lokführer nicht lenken und damit nur beschränkt ins Geschehen eingreifen. Die Ortung diene also nicht nur der Zusatzinformation des Fahrers, sondern beeinflusst zum Beispiel die Abstandshaltung, die Geschwindigkeitsüberwachung und die Gleisfreimeldung.
Sensoren am Fahrzeug erfassen Details der Schienenbefestigungen und der Weichenanlagen. „Ein Satellitenempfänger und eine digitale Karte des Schienennetzes ermöglichen erstmals die genaue Positionsbestimmung von Zügen, ohne dass, wie bisher üblich, technische Einrichtungen an der Eisenbahnstrecke vorhanden sein müssen“, erklärt Hänsel. Die Premiere des Systems soll nun ein Jahr lang im Nationalpark Hohe Tatra in der Slowakei auf seine Praxistauglichkeit hin geprüft werden. „Die 30 Kilometer lange Strecke durch das Hochgebirge stellt durch alpines Klima und die geographischen Besonderheiten hohe Herausforderungen an die Technik“, so der Experte.
Um die Position genau und sicher zu bestimmen und den Nachweis dafür zu erbringen, braucht es ein Vergleichssystem. „Unser Institut hat dafür ein unabhängiges Ortsreferenzsystem entwickelt, das mit einer Genauigkeit im Dezimeterbereich arbeitet“, erklärt der Wissenschaftler. „Grundsätzlich unterscheidet sich das neue System vom alten dadurch, dass nicht die Strecke über die Positionierung Auskunft gibt, sondern das Fahrzeug.“ Das Projekt wird im Rahmen der Internationalen Eisenbahnkonferenz ZEL 2008 in Zilina vorgestellt.
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Verkehr Logistik
Von allen Aktivitäten zur physischen Raum- und Zeitüberbrückung von Gütern und Personen, einschließlich deren Umgruppierung – beginnend beim Lieferanten, durch die betrieblichen Wertschöpfungsstufen, bis zur Auslieferung der Produkte beim Kunden, inklusive der Abfallentsorgung und des Recyclings.
Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Verkehrstelematik, Maut, Verkehrsmanagementsysteme, Routenplanung, Transrapid, Verkehrsinfrastruktur, Flugsicherheit, Transporttechnik, Transportlogistik, Produktionslogistik und Mobilität.
Neueste Beiträge
Lebensretter unter der Haut
Erstmals in der UMG Defibrillator mit Brustbein-Elektrode gegen den plötzlichen Herztod implantiert. Im Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) wurde einem Patienten mit Herzrhythmusstörungen erstmals ein neuartiger Defibrillator mit Brustbein-Elektrode implantiert:…
Studie zeigt Zunahme der UV-Strahlung in Mitteleuropa
Langzeitanalyse zu Daten aus dem deutschen UV-Messnetz erschienen: Ausgabejahr 2024 Datum 28.11.2024 In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die UV–Strahlung in Teilen von Mitteleuropa unerwartet stark erhöht. Zwischen 1997 und…
Stundenlanges Fräsen von Umformwerkzeugen passé
Die Großserienfertigung von Bipolarplatten für Brennstoffzellen erfolgt im Sekundentakt. Um eingesetzte Umformwerkzeuge vor Verschleiß zu schützen, werden sie aus hochwertigen Metalllegierungen gefräst. Im Nationalen Aktionsplan Brennstoffzellen-Produktion (H2GO) geht das Fraunhofer-Institut…