Software-Agenten in der Auto-Produktion

Mehr als 450 automatisierte Produktionsstationen – vom Rohbau bis zur Montage – gibt es in der C-Klasse-Fertigung bei Daimler in Bremen. Um hier den Überblick zu behalten, bilden Leitsysteme den gesamten Produktionsablauf ab und ermöglichen es, die Fabrik auf einen Blick zu sehen.

Fällt etwa eine Anlage aus oder tritt eine andere Störung auf, ist dies im Leitsystem zu erkennen. Welche Auswirkungen die Störung hat, zeigt das System jedoch nicht an. Sind Engpässe in der Frühschicht zu erwarten? An welcher Station? Wird die Soll-Stückzahl erreicht? Je komplexer die Produktion, desto schwieriger sind Auswirkungen von Störungen zu überblicken.

Künftig wird das einfacher: Das weltweit erste agentenbasierte Produktionsleitsystem ProVis.-Agent® steuert und überwacht die Produktion der Mercedes-C-Klasse. „Das System errechnet, was der Mitarbeiter im Leitstand machen muss, um die Soll-Stückzahl möglichst zu erreichen: beispielsweise eine geplante Pause verschieben, Mitarbeiter innerhalb der Linien anders einsetzen oder die Reihenfolge der Fahrzeuge kurzfristig ändern“, erklärt Dr.-Ing. Olaf Sauer, Leiter des Geschäftsfelds Leitsysteme am Fraunhofer-Institut für Informations- und Datenverarbeitung IITB in Karlsruhe, wo ProVis.Agent entwickelt wurde.

Übliche produktionsnahe Softwaresysteme sind meist nicht miteinander verbunden, so dass Informationen aufwendig und zum Teil manuell zusammengeführt und interpretiert werden müssen. „Damit Planungssysteme und operative Steuerungssysteme nahtlos ineinander greifen, hat sich eine neue Generation produktionsnaher IT-Systeme etabliert, die unter dem Begriff Manufacturing Execution Systeme, kurz MES, zusammengefasst werden. Software-Agenten oder Services verbinden diese MES-Komponenten miteinander“, erläutert Sauer.

Im Presswerk in Bremen wurde das System kürzlich in Betrieb genommen. „Erstmals können wir Informationen aus verschiedenen IT-Systemen des Presswerks in das Leitsystem einbinden“, sagt Sauer. „Kameras überwachen Schrottbänder und die Waggonverladung, ein anderes System erfasst die Betriebsdaten von Pressen und Transportbändern. Das Presswerk nutzt zudem fahrerlose Transportsysteme, ein neues Lagerverwaltungssystem und SAP zur Auftragsverwaltung. Alle diese Anwendungen sind über unsere Integrationsplattform zur übergreifenden Bedienung und Beobachtung in einer zentralen Leitwarte zusammengefasst.“

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Dr. Janine Drexler Fraunhofer-Gesellschaft

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