Wohin mit dem Atommüll?
Erstmalig berichtet NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND umfassend über die Atommüll-Problematik in den USA / Veröffentlichung aktueller Zahlen aus den USA und Deutschland / Detaillierte Übersichtskarte der gesamten deutschen Nuklearanlagen
Die Frage der Endlagerung von hochradioaktiven Stoffen wird immer drängender. Selbst wenn die erste amerikanische Endlagerstätte Yucca Mountain im US-Bundesstaat Nevada in einigen Jahren ihren Betrieb aufnehmen kann, werden ihre Kapazitäten schon bald erschöpft sein, berichtet NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND in der jüngsten Ausgabe (Juli 2002). In Deutschland wird es voraussichtlich um das Jahr 2030 ein atomares Endlager für hochradioaktive Stoffe geben. Bis dahin werden hier allein etwa 16.000 Tonnen abgebrannter Brennelemente angefallen sein.
In den USA ist mit der Sanierung von 114 Atomanlagen begonnen worden. Die betroffenen Flächen umfassen insgesamt 8.500 Quadratkilometer, also etwa die Hälfte der Fläche Schleswig-Holsteins. Insgesamt lagern dort 47.000 Tonnen hoch radioaktiver abgebrannter Brennelemente aus der friedlichen Kernenergienutzung und der atomaren Waffenproduktion. Ebenso 344 Millionen Liter hochradioaktive Abfälle aus der Plutoniumproduktion sowie Millionen Kubikmeter verstrahlte Werkzeuge, Metallreste, Schutzbekleidungen, Öle, Lösungsmittel und andere Abfälle. Außerdem fallen 245 Millionen Tonnen Abraum aus der Förderung des Uranerzes an. Ein Güterzug mit diesen Abraummengen und den 344 Millionen Litern flüssigen Atommülls würde gut einmal um den Äquator reichen.
In Deutschland fallen jährlich etwa 450 Tonnen hochradioaktiven Mülls aus Atomkraftwerken an (in den USA 2000 Tonnen), außerdem rund 4700 Kubikmeter mittel- und geringstrahlende Abfälle aus Forschungseinrichtungen, der Medizin und der Energieversorgung. Von 2005 an dürfen abgebrannte Brennelemente nicht mehr zur Wiederaufbereitung in die Anlagen Sellafield (England) und La Hague (Frankreich) gebracht werden. Sie werden bis auf weiteres dezentral bei den Kraftwerken gelagert. Zur Zeit sucht eine Kommission von Fachleuten, der Arbeitskreis Endlagerstandorte (AkEnd), nach neuen Kriterien, die auf atomare Endlager für hochradioaktive Abfälle angewendet werden sollen. Kritiker bezweifeln, dass sich Atommüll über Hunderttausende von Jahren überhaupt sicher lagern lässt.
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