Mit Eiskarten der Bremer Uni durch die Nordostpassage!
Ende Mai 2002 ist der Extremabenteurer Arved Fuchs mit seinem Segelkutter „Dagmar Aaen“ in Hamburg gestartet. Sein Ziel: die Durchquerung der legendären Nordostpassage. Die Passage ist die kürzeste Verbindung zwischen den Häfen Nordeuropas und Asiens, entlang der russischen Küste. Die größte Unbekannte für die Crew um Averd Fuchs sind dabei die extremen Eisverhältnisse auf dem „Nördlichen Seeweg“; daran ist er bereits bei zwei Expeditionen gescheitert. Ob das Abenteuer in diesem Jahr von Erfolg gekrönt sein wird, ist noch offen. Sicher ist aber, dass Averd Fuchs ständig über die aktuellen Eisdaten verfügt. Täglich werden ihm vom Institut für Umweltphysik im Studiengang Physik der Universität Bremen diese Eiskarten zur Verfügung gestellt.
Das Bremer Physiker-Team um Professor Klaus Künzi liefert zurzeit die weltweit detailliertesten Eiskarten. Die Wissenschaftler Lars Kaleschke und Dr. Georg Heygster vom Institut für Umweltphysik haben ein Verfahren entwickelt, das alle Daten erfasst und auswertet, die von speziellen polar umlaufenden Satelliten geliefert werden. Aus diesen Daten entstehen mit einer neuen Methode Karten über die Ausdehnung des Meereises – Informationen also, wie sie Arved Fuchs und sein Team jetzt und in Zukunft für die Durchsegelung der Nordostpassage dringend benötigen.
Seit 20 Jahren umkreisen Satelliten die Erde auf polaren Umlaufbahnen. Die Mikrowellensensoren auf diesen Satelliten beobachten unbeeinflusst von Lichtverhältnissen und Wolkenbedeckung die Erdoberfläche und es lässt sich täglich ein vollständiges Bild über die Eissituation in der Antarktis oder Arktis erstellen. Lars Kaleschke ist es im Rahmen des EU-Projektes ARTIST (Arctic Radiation and Turbulence Interaction Study) in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus mehreren Ländern gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, das die Daten der Mikrowellensensoren verarbeitet und hervorragende Karten über die Meereis-Lage an den Polen erstellt. In diesen Karten sind Details erkennbar, die nicht nur für die Schiffsnavigation äußerst wichtig sind. Verbesserungen bringt das neue Verfahren auch für die Klimaforschung. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass sich die physikalische Wechselwirkung zwischen Ozean und Atmosphäre mit Hilfe genauer Eiskarten besser verstehen lässt – ein wesentlicher Faktor bei der Verbesserung von Klimamodellen. Die Eiskarte ist im Internet auf der täglich aktualisierten Webseite www.seaice.de einsehbar.
Über Kurzwellen wird Arved Fuchs täglich mit der Bremer Eiskarte versorgt. Die Bremer Unterstützung macht Fuchs von der wolkenabhängigen Satellitenanlage an Bord unabhängig. Der Fuchs-Mannschaft steht der schwierigste Teil der Fahrt noch bevor. Gegenwärtig ist die Nordostpassage nicht eisfrei und es ist noch völlig unklar, ob sich die Passage dieses Jahr überhaupt öffnen wird. Die Statistik der Klimaänderung spricht jedoch dafür: Die globale Erwärmung lässt das Eis der Arktis schmelzen – im Mittel nimmt die sommerliche Eisbedeckung etwa sieben Prozent pro Dekade ab.
Spannung auch bei den Wissenschaftlern vom Institut für Umweltphysik: Wird es Arved Fuchs mit Hilfe der Bremer Eiskarte gelingen, den Seeweg Richtung Behringstraße in den nächsten Monaten erfolgreich zu bewältigen?
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Institut für Umweltphysik
Institut für Fernerkundung
Lars Kaleschke (Tel. 0421 / 218 4726)
Dr. Georg Heygster (Tel. 0421 / 218 3910)
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.iup.physik.uni-bremen.de http://www.seaice.de http://www.arved-fuchs.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Interdisziplinäre Forschung
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