Bundesamt für Naturschutz: GEO-Tag der Artenvielfalt auf der Insel Vilm mit erstaunlichen Ergebnissen
- 2098 Tier- und Pflanzenarten wurden festgestellt
- Totalreservat Vilm ist eine Perle unter den deutschen Schutzgebieten
Der 4. Geo-Tag der Artenvielfalt, den die Zeitschrift GEO gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) an der Außenstelle des BfN auf der Insel Vilm im Biosphärenreservat Südost-Rügen durchführte, brachte erstaunliche Ergebnisse. So wurden in den drei Untersuchungsgebieten Vilm, Goor und Bodden auf der Insel Rügen die beachtliche Zahl von 2098 Tier- und Pflanzenarten festgestellt. Sie verteilen sich in der Mehrzahl auf die Landgebiete Insel Vilm (1312 Arten) und Goor (1142 Arten), gegenüber 121 Arten – vor allem Algen, Krebstiere und Fische – im Boddengewässer der Ostsee. Am artenreichsten vertreten ist die Gruppe der Insekten mit insgesamt 975 Arten, gefolgt von den Farn- und Blütenpflanzen mit 414 gefundenen Arten.
Besonders interessant für die Wissenschaftler ist, dass es zwischen den beiden Landgebieten Vilm und Goor – trotz vieler Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten – bei etlichen Organismen-Gruppen nur eine relativ kleine Schnittmenge gemeinsamer Arten gibt: 150 von 975 bei den Insekten, nur 13 von 186 bei den Spinnentieren und 173 von 414 bei den Farn- und Blütenpflanzen! Dies weist darauf hin, dass die beiden Gebiete unterschiedliche Lebensräume aufweisen und vergleichbare Lebensräume unterschiedlich mit Arten ausgestattet sind. Von daher haben alle drei untersuchten Gebiete ihre besondere Eigenart und Bedeutung:
- Vilm als streng geschütztes Kerngebiet mit alten, ungenutzten Waldbeständen, intakten Stränden und Steilufern und vor allem als Zone vom Menschen ungestörter natürlicher Prozesse wie Laubwald- und Küstendynamik, natürliche Waldsukzession; hier fanden sich z.B. unter den Alt- und Totholzkäfern (insgesamt 49 Arten) eine ganze Reihe sehr spektakulärer und seltener Arten.
- Goor mit speziellen Moor- und Brackwasser-Standorten und Vorkommen seltener Arten. Dass in der entwicklungsgeschichtlich jungen Ostsee die Evolution noch voll im Gange ist, nämlich die Anpassung von Pflanzen- und Tierarten an die Brackwasserbedingungen vor allem im Flachwasserbereich der Küsten, zeigt sich z.B. am Vorkommen des nacheiszeitlich endemischen Ostsee-Vergissmeinnichts.
- Der Bodden und seine Seegraswiesen als Laich- und Aufzuchtgebiet für Fischarten der Ost- und Nordsee sowie als Überwinterungsgebiet für zahlreiche Wasservogelarten. So hat der Rügensche Hering im Greifswalder Bodden sein größtes Laichgebiet in der Ostsee. Der Bodden ist wegen der jungen Entstehungszeit noch vergleichsweise artenarm und ein Gebiet, in dem Artenvielfalt sich noch entwickeln wird.
Die Schwerpunktveranstaltung zum 4. GEO-Tag der Artenvielfalt fand am 8. Juni 2002 im Biosphärenreservat Südost-Rügen auf der Insel Vilm, im angrenzenden Rügischen Bodden und im Waldnaturschutzgebiet „Goor-Muglitz“ auf Rügen – gegenüber der Insel Vilm – statt. Ziel des diesjährigen GEO-Tages war es, die Artenvielfalt typischer und geschützter Lebensräume im Biosphärenreservat Südost-Rügen, ihre Charakteristika, Besonderheiten und Naturschutzbedeutung zu erfassen und herauszustellen. Untersucht wurden deshalb naturbelassene und genutzte Buchenwälder, Hutewälder, Forste, Gebüsche, offenes Kulturland, Küsten- und Strandbereiche, Tümpel und Moore sowie verschiedene Zonen der Boddengewässer in diesen drei Gebieten.
Insgesamt beteiligten sich rund 100 Experten für die verschiedensten Tier- und Pflanzengruppen an der GEO-Aktion, die in enger Zusammenarbeit mit dem BfN, den Universitäten Greifswald und Rostock sowie dem Deutschen Meeresmuseum in Stralsund durchgeführt wurde. Behördlich genehmigt und unterstützt wurde die Aktion durch das Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete in Malchin.
„Die Insel Vilm ist eine Perle unter den deutschen Schutzgebieten. Wir haben für einen Tag das Naturschatzkästchen „Insel Vilm“ geöffnet und damit gezeigt, wie wichtig konsequenter Naturschutz ist. Der Schutz der biologischen Vielfalt ist jedoch nur im gesellschaftlichen Konsens möglich. Das bedeutet, Naturschutz kann nur erfolgreich sein, wenn er im öffentlichen Bewusstsein präsent und als positiver Begriff besetzt ist,“ sagte der Präsident des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Dr. Hartmut Vogtmann. Der GEO-Tag wurde im Rahmen der Aktion „Leben braucht Vielfalt“ durchgeführt, um damit Verantwortungsbewusstsein und Verständnis für den Naturschutz zu fördern.
Hinweis:
Die Ergebnisse des GEO-Tages werden in der September-Ausgabe der Zeitschrift GEO ausführlich dargestellt.
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