Feuerbrand-Bekämpfung: Hefe statt Antibiotikum
Knapp vor der Apfelblüte erhalten die Obstbauern eine biologische Alternative zum im Vorjahr gegen Feuerbrand eingesetzten Antibiotikum Streptomycin: Blossom Protect fb, ein von einem Tullner Jungunternehmen hergestelltes biologisches Pflanzenschutzmittel auf Hefe-Basis, wurde nun durch die österreichischen Behörden regulär zugelassen.
Der Wirkungsgrad ist mit jenem des Antibiotikums vergleichbar. Umweltschützer und Imker hatten den Einsatz von Streptomycin heftig kritisiert, da das Antibiotikum Kontaminationen in Honig und Obst verursachen könne.
„Wir arbeiten derzeit auch um eine Zulassung in einigen anderen europäischen Ländern“, so Herbert Danner, Geschäftsführer von Bio-Ferm und Hersteller von Blossom Protect im pressetext-Interview. „Wir sind stolz, den behördlichen Hürdenlauf erfolgreich genommen zu haben, und jetzt nach vielen Nachweisen endlich das erste erwiesen hochwirksame, biologische Pflanzenschutzmittel gegen Feuerbrand erfolgreich zugelassen zu haben.“
Auch hinsichtlich der Anwendungskosten liege die ökologisch bessere Variante nahezu gleich. Basis des Produkts sind Hefen, die man vor zehn bis 15 Jahren von Apfelblütenböden isoliert hat. „Die Erreger haben kaum noch eine Chance, da ihnen die Hefen die Nährstoffe entziehen“, so Danner. Der Vorteil der Hefen sei der, dass sie keine Schäden anrichten. „Eine angebliche Berostung des Obstes konnte in den Versuchen nicht nachgewiesen werden.“
Die Anwendung von Streptomycin in der Landwirtschaft ist seit 2004 in der EU verboten – und nur im Rahmen einer „Gefahr im Verzug-Zulassung“ für vier Monate möglich. Umweltschützer und Imker kritisieren diese Vorgangsweise heftig und sprechen von einem rechtlichen Schlupfloch für ein Mittel das nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation WHO längst hätte aus dem Verkehr gezogen werden sollen. Neben der Kontamination von Obst und Honig steht das Antibiotikum auch – wie andere in der Landwirtschaft eingesetzten Antibiotika – im Verdacht dem multiresistenten Erreger Staphylococcus aureus (MRSA) Vorschub zu leisten. Dieser als „Krankenhauskeim“ bekannt gewordene Erreger, ist mit bisherigen Antibiotika kaum mehr bekämpfbar und gilt deswegen als besonders gefährlich.
Während in Österreich voraussichtlich nur ein paar hundert Hektar Obstbaumkulturen mit dem Hefe-Präparat behandelt werden, verzeichnet Blossom Protect in der Schweiz bereits gute Erfolge. Hier werden bereits zehn Prozent der Obstbaufläche mit dem Hefe-Produkt gespritzt. „Aber auch in Osteuropa und in Südtirol wird eine verantwortungsvolle naturnahe Obstproduktion immer stärker“, erklärt Danner. Hoffnungsmärkte sind zudem auch die USA und China.
Umweltorganisationen wie etwa GLOBAL2000 bezeichnen die Zulassung von Blossom Protect aus Sicht des Schutzes von Umwelt und Gesundheit als sehr erfreulich. „Mit der jetzt erfolgten österreichischen Zulassung ist erstmals ein für Mensch und Natur unbedenkliches, regulär zugelassenes Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung der Baumseuche Feuerbrand verfügbar“, so GLOBAL2000-Pestizidexperte Helmut Burtscher.
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