Unwetter können Vulkaneruptionen auslösen
Vulkanologe: „Niederschläge sind Extra-Kick“ für Ausbruch“
Schwere Regenfälle können Vulkane mit Staukuppen, unter denen sich Lava ansammelt, zum Ausbruch bringen. Wie britische Forscher bei der Untersuchung vulkanischer Aktivitäten auf der Karibik-Insel Montserrat entdeckten, war den drei jüngsten Eruptionen immer starker Regen vorangegangen. Von heftigen Niederschlägen werden aber offensichtlich nur diese auch als Stratovulkane bezeichneten Vulkane beeinflusst. Dies berichten Vulkanologen der University of East Anglia im Fachblatt New Scientist .
Die Forscher fanden bei den letzten drei Ausbrüchen des Vulkans Soufrière (Bild), der die Karibikinsel Montserrat seit 1995 verwüstet hat, einen Zusammenhang mit heftigen Regenfällen. Offenbar war das Wasser in den so genannten „Lavadom“ eingedrungen, verdampft und verursachte so einen Druckanstieg. Der Druckanstieg begründet sich dadurch, dass die Lava des Vulkans Soufrière so zäh ist, dass sie nicht abfließen kann, sondern als dicker Pfropfen, dem Lavadom, im Krater stehen bleibt. Wenn das Magma aus der Tiefe nachdrängt, wächst der Dom. Werden die Hänge dabei zu steil, bricht ein Teil des Domes ab. Diese plötzliche Druckentlastung führt dazu, dass die in der zähen Lava gefangenen Gase sich schlagartig ausdehnen können und explodieren. Sie reißen dabei weiteres Material aus dem Dom, so dass in Sekundenschnelle ein sich selbst verstärkender Prozess in Gang kommt, der anhält, bis der Druckausgleich erreicht ist. Die Wucht der Explosion reicht jedoch nicht aus, um alles Material zu staubfeiner Asche zu zerbrechen und weit in die Atmosphäre hinauf zu schleudern. Statt dessen bewegt sich ein Großteil der Gesteinstrümmer als glühend heiße Lawine den Hang hinab.
Am 18. Juli 1995 öffnete eine Wasserdampfexplosion einen ersten Schlot. Weitere Explosionen folgten Ende Juli und im August. Am 21. August 1995 wurde die nahegelegene Hauptstadt Plymouth mit einer Ascheschicht überdeckt. Ende September 1995 zeigte sich die erste frische Lava in Form eines kleinen nadelförmigen Domes. Zunächst wuchs der Dom ruhig, erreichte aber im März 1996 eine kritische Größe, und seine übersteilten Hänge begannen abzubrechen. Erste pyroklastische Ströme, die durch den Kollaps des Domes ausgelöst wurden, ergossen sich den Berg hinab.
Ein solcher Dom hatte sich auch kurz vor der Eruption im vergangenen Jahr gebildet. Doch der karibische Vulkan blieb ruhig. „Als nach siebenmonatiger Trockenheit Regen einsetzte, brach er innerhalb von wenigen Minuten aus“, erklärte Adrian Matthews. Der Forscher betont aber, dass ein Kollaps des Doms mitunter auch in Abwesenheit von Regen erfolgt. „Niederschläge sind quasi ein Extra-Kick“, ergänzte Matthews. Laut dem Vulkanologen gibt es auch einen statistischen Zusammenhang zwischen den jährlichen Regenzeiten und den Eruptionen des Ätnas und des Mount St. Helens. Der gewöhnliche Wetterbericht könnte den Vulkanologen daher künftig helfen, solche explosionsartigen Eruptionen exakter vorauszusagen und Menschenleben zu retten.
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