Altern mit Zukunft
Die Deutschen werden immer älter. Und auch wenn der demografische Wandel im öffentlichen Bewusstsein inzwischen fest verankert ist, dominieren in den Diskursen darüber Angstszenarien: Der Blick fällt häufig auf die Schwächen und drohenden Verluste, insbesondere für Menschen jenseits der 80 Jahre.
Dieser Fokussierung auf den „Defizitgedanken“ möchte ein Forscherteam der Universitäten Dresden, Heidelberg und Marburg mit seinem Projekt „Gutes Leben im hohen Alter angesichts von Verletzlichkeit und Endlichkeit – eine Analyse von Altersbildern in öffentlichen Diskursen und Alltagspraktiken“ entgegen treten. Gefördert wird dieses mit 639.000 Euro durch die Volkswagen-Stiftung.
Die Leitung des gerontologischen Projekts liegt in den Händen des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg, dessen Direktor, Prof. Dr. Andreas Kruse, auch Vorsitzender der Altenberichtskommission der Bundesregierung ist.
„In unserem Institut befassen wir uns seit Jahren mit Fragen der Menschenwürde und Lebensqualität bei chronischer Erkrankung, vor allem bei Demenz. Und hier machen wir immer wieder die Erfahrung, dass der Umgang des Patienten und seiner Familie sowie der Ärzte und Pflegefachkräfte mit dieser Erkrankung in hohem Maße davon beeinflusst ist, wie diese gesundheitlichen Grenzsituationen in unserer Gesellschaft und Kultur gedeutet, bewertet und öffentlich dargestellt werden“, erklärt Andreas Kruse, der dieses Projekt angestoßen hat. Gemeinsam mit dem Philosophen Prof. Dr. Thomas Rentsch von der TU Dresden und dem Kulturanthropologen Prof. Dr. Harm-Peer Zimmermann von der Universität Marburg widmet er sich nun der Frage, welche gesellschaftlichen Altersbilder in den vergangenen 30 Jahren dominierten, welche Veränderungen sich in Bezug auf diese Bilder ergeben haben und wie diese heute aussehen.
Analysiert werden sollen sowohl die medizinische und pflegewissenschaftliche Fachliteratur wie auch wissenschaftliche Beiträge zur Gerontologie und zur Ethik. Auch der politische Diskurs zu Themen des Alters und der Versorgung kranker Menschen wird in die Untersuchung mit einbezogen. Expertengespräche mit 150 Ärzten und Pflegefachkräften ergänzen diese Analyse. Auf Grundlage der in dem Projekt gewonnenen Ergebnisse werden schließlich Strategien entwickelt, wie die Öffentlichkeit sensibilisiert werden kann für differenziertere Bilder des Alters in gesundheitlichen Grenzsituationen. In diesem Kontext sollen Empfehlungen für den politischen und ethischen Diskurs ausgesprochen werden. „Unsere grundlegende Annahme lautet: Die sensible, fundierte gesellschaftlich-kulturelle Darstellung des Alters in seiner Verletzlichkeit und Endlichkeit ist überaus bedeutsam für die Fähigkeit des einzelnen älteren Menschen, die Grenzen des Alters anzunehmen und diese kreativ zu bewältigen“, so Andreas Kruse.
Kontakt:
Prof. Andreas Kruse
Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg
andreas.kruse@gero.uni-heidelberg.de
http://www.gero.uni-heidelberg.de
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