Welche Folgen hat die unterschiedliche Erreichbarkeit des Frauenarztes?
In einem neuen Forschungsprojekt des Instituts für Community Medicine der Universität Greifswald wird untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen der Inanspruchnahme des Frauenarztes und der räumlichen Erreichbarkeit der Praxen besteht.
„Die in der Studie durchgeführte Analyse kann als eine wichtige Datenbasis für die Planung der räumlichen Verteilung medizinischer Versorgungsangebote dienen“, betonte der Leiter des Instituts für Community Medicine, Prof. Wolfgang Hoffmann. „Aus den Ergebnissen können gegebenenfalls gezielt Maßnahmen zum Abbau räumlicher Defizite abgeleitet oder neue Versorgungsmodelle für dünn besiedelte Regionen entwickelt werden. Darüber hinaus sollen die gewonnenen Erkenntnisse in die Planung von medizinischen Präventions- und Aufklärungskampagnen einfließen.“
Neben dem Gesundheitszustand wirken sich zahlreiche demographische, ökonomische und kulturelle Faktoren auf die Nutzung medizinischer Leistungen aus. Aber auch die Struktur des Gesundheitssystems wie beispielsweise der Versicherungsstatus oder die Fahrzeit zu medizinischen Einrichtungen können Einfluss auf den Besuch des Frauenarztes haben. Studien in England und den USA konnten mit der Methode der Fahrzeitanalyse belegen, dass mit zunehmender räumlicher Entfernung zur nächstgelegenen medizinischen Versorgungseinrichtung ungünstigere Erstdiagnosen von Krebserkrankungen und eine erhöhte Sterblichkeit auftreten können. Dieser mögliche Zusammenhang ist für Deutschland bisher nicht untersucht worden.
Das Forschungsprojekt wird insbesondere die Inanspruchnahme eines Gynäkologen durch ältere Frauen, die in ländlichen Regionen leben, in den Fokus stellen, da der regelmäßige Termin beim Frauenarzt entscheidend zur Krebsfrüherkennung beiträgt. Konkret soll im Rahmen der Analyse ermittelt werden, ob mit steigender Entfernung und der Länge der Fahrzeit zwischen dem Wohnort und dem nächstgelegenen Gynäkologen die Häufigkeit des Arztbesuches abnimmt. Dabei werden in die Fahrzeitanalyse sowohl die Anfahrt mit dem privaten Pkw als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln berücksichtigt.
Als Grundlage dienen die Daten der SHIP-Studie (Study of Health in Pomerania/http://www.medizin.uni-greifswald.de/cm/fv/ship.html). SHIP ist eine wissenschaftliche Langzeitstudie des Instituts für Community Medicine, in der die Gesundheit der regionalen Bevölkerung in ihrer Komplexität untersucht wird. Die Studienregion umfasst die Landkreise Ostvorpommern und Nordvorpommern sowie die Städte Stralsund und Greifswald. Da der nächstgelegene Frauenarzt für die Probandinnen auch außerhalb der eigentlichen Studienregion liegen kann, werden die umliegenden Landkreise im Abstand von 12 km von der Studienregionsgrenze mit einbezogen.
Erste Ergebnisse der Studie, die durch Mittel der co:bios Stiftung (http://www.cobios-stiftung.de) und des Forschungsverbunds Community Medicine der Universität Greifswald ermöglicht wird, werden für Oktober 2009 erwartet.
Ansprechpartner Universitätsklinikum Greifswald
Institut für Community Medicine
Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health
Ellernholzstraße 1-2, 17475 Greifswald
Projektleitung: Prof. Dr. med. Wolfgang Hoffmann, MPH
T +49 3834 86-77 50 E wolfgang.hoffmann@uni-greifswald.de
Wissenschaftliche Leitung: Dipl.-Psych. Konstanze Fendrich
Wissenschaftliche Mitarbeit: Dipl.-Geogr. Claudia Berlin
T +49 3834 86-77 55
E fendrich@uni-greifswald.de
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Weitere Informationen:
http://www.community-medicine.de http://www.klinikum.uni-greifswald.de http://www.cobios-stiftung.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen
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