Reibwerkzeuge mit Wendeschneidplatten erhöhen die Wirtschaftlichkeit
Die Werkzeugexperten von Komet Dihart haben eine Reibtechnik entwickelt mit den Vorteilen von Wendeschneidplatten, allerdings ohne jeglichen Einstell- oder Justageaufwand. Die Ergebnisse bei der Serienbearbeitung von Radträger-Hauptlagerbohrungen zeigen eine deutliche Erhöhung der Werkzeugstandwege im Vergleich zu bisher geläufigen Werkzeugen. Die neue Wendeschneidplatten-Reibtechnik befreit von der herkömmlichen Praxis mit gelöteten Werkzeugen, bietet aber dennoch die Sicherheit fertig auf Maß geschliffener Genauigkeit, und das ohne Einstellen oder Nachjustieren ab dem ersten Werkstück.
Mehrschneidigkeit von Wendeschneidplatten steigert Flexibilität von Reibwerkzeugen
Bislang schien der Einsatz von wechselbaren Schneiden beziehungsweise von Wendeschneidplatten beim Reiben im Widerspruch zu den Vorteilen der fest auf Maß geschliffenen Werkzeuge zu stehen. Basierend auf dem Funktionsprinzip der Einwegköpfe von Komet Dihart haben die Schweizer Reib-Spezialisten schon vor geraumer Zeit mit den Reamax-Hochgeschwindigkeits-Reibwerkzeugen ein modulares Werkzeugsystem mit wechselbaren Schneidkörpern auf einem Werkzeuggrundkörper entwickelt.
Die neue Wendeschneidplatten-Reibtechnik geht nun noch einen erheblichen Schritt weiter und nutzt die Mehrschneidigkeit von Wendeschneidplatten, um die Wirtschaftlichkeit und Flexibilität von Reibwerkzeugen zu erhöhen. Jede Reib-Wendeschneidplatte hat zwei nutzbare Schneiden.
Einfaches Handling der neuen Reibwerkzeuge
Zur Mehrschneidigkeit der Wendeschneidplatten und zum einfachen Handling, das Einstellen und Justieren spart, erhalten Anwender weitere Vorteile, wie man sie aus der Wendeschneidplattenanwendung bei der Bohrungsbearbeitung kennt. Zu den markantesten Vorzügen gehört, dass vielfältige Schneidstoff- und Beschichtungsvarianten die individuelle Anpassung an Bearbeitungsaufgaben und die perfekte Bearbeitung unterschiedlicher Materialien ermöglichen. Toleranz- und Geometrieänderungen lassen sich mit wenig Aufwand bewerkstelligen.
Im Gegensatz zu Bohrwerkzeugen werden jedoch die Wendeschneidplatten für Reibwerkzeuge als komplette Sets direkt auf dem Grundwerkzeug in ihrem jeweiligen, ebenfalls präzise gefertigten Plattensitz geschliffen. Damit sind die Positionen der einzelnen Schneiden bei der Herstellung sowie im Einsatz genau definiert. So lassen sich die Platten im konkret zugeordneten Plattensitz drehen, wobei die in einem Vorgang geschliffenen Schneiden im Reibprozess die erforderliche Genauigkeit und Oberflächengüte gewährleisten. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, zu jedem Trägerwerkzeug beliebig viele passgenaue Wendeplattensets herzustellen. Auch nachträgliche Neubestückungen werden in Dulliken ohne Wärmebehandlung durchgeführt.
Stabilität der neuen Reibwerkzeuge verbessert Standzeit
Das Wenden oder der Austausch der Wendeschneidplatten erfolgt über eine Schraubverbindung und ist mit wenigen Handgriffen erledigt. Dabei unterstützen Kennzeichnungen, welche die Position und Lage der Platten im Trägerwerkzeug eindeutig festlegen, den Anwender. Die Grundkörper selbst können nahezu beliebig oft bestückt und wieder eingesetzt werden. Weil sie bei der Werkzeugaufbereitung keiner thermischen Belastung ausgesetzt werden, bleiben Genauigkeit und Stabilität erhalten.
Die vergleichsweise hohe Stabilität der neuen Reibwerkzeuge trägt letztlich auch zur deutlichen Steigerung der Standzeiten bei. Als achtschneidiges Werkzeug, eingesetzt in der Serienbearbeitung von Radträger-Hauptlagerbohrungen mit 72 mm Durchmesser in GGG40, werden 7500 Bohrungen mit der ersten Schneidkante bearbeitet, ehe eine Schneidenkompensation erforderlich ist. Diese lässt sich bei den neuen Reibwerkzeugen über eine stirnseitige Konusscheibe durch Expansion des Werkzeugkopfes im gesamten Toleranzbereich der Werkstücke mehrfach durchführen.
DJC kombiniert Schneidstoff DST mit der Schicht DBG
Zur Verwendung kommen DJC-Wendeschneidplatten. DJC ist eine Kombination des Schneidstoffes DST mit der Schicht DBG, einer Beschichtung mit sehr hoher Härte von etwa 3200 HV. So ausgestattet liegt die Gesamtstandzeit hochgerechnet auf zwei Schneidkanten bei über 20 000 Radträgern, was ein Vielfaches der Standzeit herkömmlicher Reibwerkzeuge bedeutet.
Das eigentlich Befreiende an der Reib-Revolution aus der Schweiz ist die komplett entfallende Wärmebehandlung und die damit zusammenhängende Werkzeuglogistik zur Neubestückung. In der Regel befindet sich dazu eine entsprechende Anzahl an Schwesterwerkzeugen im ständigen Kreislauf, was zusätzlich einen erhöhten Invest erfordert. Außerdem ist durch die thermische Belastung beim Löten die Anzahl der Nachbestückungen begrenzt.
Mehr Freiheit bei der Wahl optimaler Schneidstoffe und Beschichtungen
Die neue Wendeschneidplatten-Reibtechnik definiert nun Wirtschaftlichkeit bei der Bohrungs-Feinstbearbeitung neu. Sie vereinfacht die Werkzeugaufbereitung, reduziert Rüstzeiten und bietet die Freiheit bei der Wahl optimaler Schneidstoffe und Beschichtungen.
Stefan Reber ist Leiter Produktmanagement bei der Komet Dihart AG Precision Tools in CH-4657 Dulliken.
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