Autonome Systeme stoßen auf ethische Hürden

Autonome Systeme wie fahrerlose Autos, robotische Gefährten oder intelligente Häuser werden in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich Anwendungsrealität, so die britische Royal Academy of Engineering (RAEng).

Daher fordert sie in dem Bericht „Autonomous Systems: Social, Legal & Ethical Issues“ eine umfassende Diskussion über soziale, rechtliche und ethische Fragen rund um den Einsatz solcher Systeme beispielsweise im Transport- und Betreuungsbereich. Denn wenngleich autonome Systeme viele Vorteile versprechen, ist so mancher wichtiger Punkt aus Sicht der Gelehrtengesellschaft bislang ungeklärt. So sei etwa fraglich, wer genau die Verantwortung trägt, wenn durch ein autonomes System Menschen zu Schaden kommen.

Robotische Fahrzeuge, die ganz ohne Fahrer auskommen wurden bereits im Rahmen der Grand Challenge der amerikanischen Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) erfolgreich erprobt. Bis vollautonome Autos die Straßen im Alltag erobern, wird es zwar noch dauern. Wie auch in anderen Anwendungsbereichen wird sich dann aber die Frage stellen, wer im Unfallsfall die Verantwortung trägt – etwa der Entwickler, der Hersteller, der Programmierer oder der Nutzer. Im Pflegebereich werden Roboter von Forschern beispielsweise als Gefährten autistischer Kinder als vielversprechend gesehen (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090219002/). Intelligente Häuser, die auf medizinische oder andere Bedürfnisse der Einwohner eingehen können, könnten wiederum die Betreuung älterer Personen erleichtern. Hier warnt die RAEng etwa davor, dass das zu ungewollter Isolation führen könnte. Auch stelle sich die Frage, ob Pfleglinge die Technologien verstehen und ihrer Nutzung sinnvoll zustimmen könnten.

„Unsere rechtlichen Strukturen und unser ethisches Denken stecken noch im Zeitalter der Automation – sie müssen aufholen, ehe unsere Sicherheit und Lebensqualität von autonomen Systemen profitieren kann“, meint Academy-Fellow Chris Elliott. Daher empfiehlt die Royal Academy of Engineering beispielsweise, frühzeitig ältere Personen zu konsultieren, um deren Erwartungen und Befürchtungen rund um neue Technologien zu verstehen, damit diese schon in der Entwicklungsphase berücksichtigt werden können.

„Der Report gibt einen guten und umfassenden Überblick vor allem zu den juristischen Problemen autonomer Systeme sowie zu einigen damit verbundenen ethischen“, urteilt Mathias Gutmann, Professor für Technikphilosophie an der Universität Karlsruhe http://www.uni-karlsruhe.de , auf Nachfrage von pressetext. Der Fokus liege auf anwendungsnahen Systemen im Feld des Verkehrs und der medizinischen sowie der pflegerischen Techniken. Ziel sei die Erkundung der Möglichkeiten der Implementierung solcher Techniken und der „richtigen“ Entgegnungen auf ethischem Gebiet, so der Experte.

„Es bleiben dabei aber grundsätzliche methodologische und anthropologische Fragen nach dem Verständnis von Autonomie, der Transformation des Autonomie- und Subjektbegriffes sowie der Veränderung der conditio humana ausgeblendet, sodaß die möglichen Folgen der Implementierung im wesentlichen als Problem der technischen Beherrschbarkeit thematisiert werden“, meint Gutmann. Die Gefahren solcher Einschränkungen und Engführungen hätten die Debatten um Großtechniken der letzten vierzig Jahre deutlich gemacht.

Media Contact

Thomas Pichler pressetext.deuschland

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Verkehr Logistik

Von allen Aktivitäten zur physischen Raum- und Zeitüberbrückung von Gütern und Personen, einschließlich deren Umgruppierung – beginnend beim Lieferanten, durch die betrieblichen Wertschöpfungsstufen, bis zur Auslieferung der Produkte beim Kunden, inklusive der Abfallentsorgung und des Recyclings.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Verkehrstelematik, Maut, Verkehrsmanagementsysteme, Routenplanung, Transrapid, Verkehrsinfrastruktur, Flugsicherheit, Transporttechnik, Transportlogistik, Produktionslogistik und Mobilität.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

3D-Tumormodell für Retinoblastomforschung mit Fokus auf Tumor-Umgebungs-Interaktionen.

Retinoblastom: Aufschlussreiche Untersuchung von Tumorzellen der Netzhaut

Ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und des Universitätsklinikums Essen hat ein neues Zellkulturmodell entwickelt, mit dem die Wechselwirkungen zwischen Tumorzellen und ihrer Umgebung beim Retinoblastom besser untersucht…

Private Brunnen als Notwasserversorgung zur Stärkung der Katastrophenresilienz.

Eine gut erledigte Aufgabe: Wie Hiroshimas Grundwasserstrategie bei der Bewältigung von Überschwemmungen half

Grundwasser und multilaterale Zusammenarbeit in den Wiederaufbaubemühungen milderten die Wasserkrise nach der Überschwemmung. Katastrophen in Chancen umwandeln Die Gesellschaft ist oft anfällig für Katastrophen, aber wie Menschen während und nach…

DNA Origami-Strukturen steuern biologische Membranen für gezielte Medikamentenabgabe

Die Zukunft gestalten: DNA-Nanoroboter, die synthetische Zellen modifizieren können

Wissenschaftler der Universität Stuttgart haben es geschafft, die Struktur und Funktion biologischer Membranen mithilfe von „DNA-Origami“ zu kontrollieren. Das von ihnen entwickelte System könnte den Transport großer therapeutischer Lasten in…