Seekatzen und Borstenwürmer in Tiefsee entdeckt

Die Tiefsee zählt immer noch zu den am wenigsten bekannten Lebensräumen der Erde. Nun haben zwei Forschergruppen wieder neue bisher unbekannte Tierarten entdeckt. Einem Team von Wissenschaftlern der Universität von Göteborg ist es gelungen eine bisher unbekannte Borstenwurmart zu entdecken, die sich ausschließlich von Walkadavern am Meeresboden ernährt. Ein US-Forscherteam hat in der Tiefsee vor Kalifornien eine bisher unbekannte Seekatzen-Art entdeckt. Seekatzen sind Knorpelfische und gehören zu den ältesten Fischarten der Erde.

Wenn ein Wal stirbt und der Kadaver anschließend zum Meeresboden sinkt, liefert er in der Tiefseeregion große Mengen an Nahrung für verschiedene Lebewesen – angefangen von Haien bis hin zu Krebsen und Würmern am Boden. Einige dieser Tiere haben sich auf die Ernährung durch tote Meeressäuger spezialisiert, hat das Forscherteam um Helena Wiklund vom Department of Zoology http://www.zool.gu.se festgestellt. Ein einzelner toter Wal liefert der Tiefseeregion so viele Nährstoffe, wie sie sonst durch organisches Material in 2.000 Jahren anfallen. Mit Hilfe von Kameras haben die Schwedischen Forscher nun neun verschiedene Borstenwürmer entdeckt, die sich von Bakterien ernähren, die sich sehr rasch am Skelett von toten Walen bilden. Vier der neuen Würmer konnten die Forscher in Tiefen von rund 120 Metern vor der Küste von Strömstad in Westschweden entdecken, die anderen fünf in der Tiefsee vor der Küste von Kalifornien. DNA-Proben haben ergeben, dass die Borstenwürmer auch wenn sie von außen sehr ähnlich aussehen, sich genetisch zum Teil stark voneinander unterscheiden.

Die Analysen haben deutlich gezeigt, dass die Adaptierung der Ernährung von Walkadavern in den einzelnen Spezies verschiedenen evolutionären Pfaden gefolgt ist. Die Studie kommt auch zum Schluss, dass es sich bei einigen der Arten, die weltweit an verschiedenen Standorten leben, um so genannte Krypto-Spezies handelt. Die Entdeckung der schwedischen Forscher ist auch bedeutend für das Verständnis, wie sich Tiere auf der Erde ausgebreitet haben und wie viele verschiedene Arten auf dem Planeten hausen.

Forscher der California Academy of Sciences http://www.calacademy.org haben vor der Westküste Kaliforniens sie zwei neue Knorpelfischarten entdeckt, die man als „lebende Fossilien“ bezeichnen kann. Sie haben sich von ihren nächsten Verwandten, den Haien, vor fast 400 Mio. Jahren separat entwickelt. Die Fische – darunter Hydrolagus melanophasma – gehören zur Ordnung der Chimaeren (Seekatzen) und werden auch als Rattenfische, Hasenfische oder Geisterhaie bezeichnet. Eine Besonderheit der männlichen Fische ist, dass sie einfahrbare Sexual-Gliedmaßen an der Stirn und vor den Beckenflossen tragen. Einige der Seekatzen tragen einen giftigen Stachel vor der Rückenflosse. Ursprünglich war diese Fischgattung mit verschiedenen Spezies sehr häufig vertreten. Wie Dinosaurier haben sie sich seit ihrer Entwicklung kaum verändert. Der Lebensraum der meisten Arten ist allerdings auf die Tiefsee beschränkt, weshalb man bisher kaum Näheres über sie weiß.

Mit dem zunehmenden Interesse der Wissenschaft an der Erforschung der Tiefsee und neuen taxonomischen Methoden sind die „lebenden Fossilien“ wieder mehr ins Zentrum des Geschehens gerückt. In den vergangenen zehn Jahren wurden vor der Küste der Galapagos Inseln auch zwei neue Chimaeren-Arten beschrieben.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen

An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…

Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean

20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….

Resistente Bakterien in der Ostsee

Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…