Ethik in der Biomedizin
Prof. Dr. med. Axel Bauer vom Institut für Geschichte der Medizin der Universität Heidelberg schreibt in der neuesten Ausgabe der Wissenschaftszeitschrift UNIVERSITAS – Sind die derzeitige Diskussion über die Biowissenschaften und ihre ethischen Implikationen als gutes Zeichen für den moralischen Zustand unserer Reflexionskultur zu werten?
Prof. Dr. med. Axel Bauer vom Institut für Geschichte der Medizin der Universität Heidelberg schreibt in der neuesten Ausgabe der interdisziplinären Wissenschaftszeitschrift UNIVERSITAS (März 2001/ Schwerpunkt „Biowissenschaften“) über „Ethik in der Biomedizin“. Prof. Bauer stellt in seinem Beitrag fest, dass die rasanten Fortschritte der Genforschung zu einer Hochkonjunktur der Bioethik geführt haben, deren legitime gesellschaftliche Funktion und von bloßen Eigeninteressen geleitete Funktionalisierung oft dicht und schwer unterscheidbar beieinander liegen.
Bauer, der seit 1986 am Heidelberger Institut für Geschichte der Medizin tätig ist und dort seit 1992 als außerplanmäßiger Professor lehrt, stellt die Frage, ob die derzeit in allen Medien geführte Diskussion über die Biowissenschaften und deren ethische Implikationen als gutes Zeichen für den moralischen Zustand unserer wissenschaftlichen Reflexionskultur zu werten sind, oder ob das Gegenteil der Fall ist, und wir uns darüber Sorgen machen müssen, dass eine völlig amoralische Gesellschaft die Bioethik als kompensatorisches Surrogat zur Beruhigung ihres schlechten Gewissens benötigt.
„Schädliche Funktionalisierungstendenzen“
Bauer hat den Verdacht, dass je öfter und je intensiver fachspezifische wie auch andere gesellschaftliche Probleme seit einigen Jahren unter ethischen Aspekten beleuchtet werden, „schädliche Funktionalisierungstendenzen“ vorliegen und dass die im Prinzip zu fordernde Unabhängigkeit der Ethik als Disziplin oder der Ethiker als Person nur schwer zu realisieren ist. Häufig besteht eine innere oder äußere Abhängigkeit von Interessen, die die Expertise in eine fremdbestimmte Richtung lenken.
Bauer stellt die Frage, was diese Einsicht für die Praxis des zu führenden ethischen Diskurses über medizinische Forschung bedeutet. Er plädiert dafür, eine gesunde Skepsis zu bewahren, auch und gerade dann, wenn neuerdings allzu schnell und allzu oft das Stichwort Ethik fällt. Probleme werden seiner Ansicht nach nicht dadurch leichter lösbar, dass man sie zu ethischen Problemen erklärt und mitunter – so Bauer – werden sie dadurch gerade erst perpetuiert.
Weitere Beiträge im Schwerpunkt „Biowissenschaften“ der UNIVERSITAS, die seit Januar ihre Leser mit einer umfassenden Modernisierung und konzeptionellen Neugestaltung überrascht, stammen von der Biologin und unter anderem als Redakteurin des Heidelberger Forschungsmagazins „Ruperto Carola“ tätigen Wissenschaftsjournalistin Claudia Eberhard-Metzger (Die Macht der Gene), von Anja Haniel vom Institut für Technik-Theologie-Naturwissenschaften der LMU München (Therapeutisches Klonen), von Dr. Britta Urmoneit (Was ist Gentechnik?, Methoden und Werkzeuge der Molekularbiologie), von Wolfram Henn vom Institut für Humangenetik der Universität des Saarlands (Sind wir alle erbkrank?), und von Dr. Andreas Schrell und Nils Heide, die über die Patentierung genetischer Information schreiben.
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Tel. 06221 544816 , Fax 545457
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Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
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