Europaweite Umfrage spiegelt widersprüchliches Image der Bahn
Bahnfahren: Umweltfreundlich, sicher – unpünktlich?
Sicherheit und Umweltfreundlichkeit sind die Aushängeschilder der Bahn vor allem in Deutschland: Für 79 Prozent der Deutschen ist die Bahn das umweltfreundlichste, für 43 Prozent das sicherste Verkehrsmittel. Dagegen hält nur ein Viertel (24 Prozent) der Befragten die Bahn für das pünktlichste Verkehrsmittel. Dieses Ergebnis liefert die aktuelle Meinungsumfrage des Thalys Explorer / IPSOS1 zum Thema „Verkehrsmittel im europäischen Vergleich“. Mit 42 Prozent liegt das Auto in der Einschätzung der Pünktlichkeit vorn. „Wer durchschnittlich mehr als 2 Stunden pro Woche im Stau steht und trotzdem glaubt, das Auto sei ‚pünktlich, verwechselt Pünktlichkeit mit der Unabhängigkeit von Fahrplänen“, kommentiert Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene die Meinungsumfrage. Das sichere und umweltfreundliche Image der Bahn entspricht genau den Fakten, die vermeintliche Unpünktlichkeit dagegen ist eine subjektive Einschätzung, die nicht zutrifft: Die Bahn ist im Vergleich zu Auto und Flugzeug auch das zuverlässigste Verkehrsmittel.
Die Bahn als nachhaltiges Verkehrsmittel
Die meisten Deutschen erkennen die Vorteile des Schienenverkehrs – vor allem wenn es um das umweltfreundliche und sichere Image der Bahn geht. Trotzdem steht Bahnfahren in den Köpfen vieler Reisender noch immer für satte Verspätungen und Verzicht auf Flexibilität. Dieses ambivalente Image bestätigt die aktuelle Umfrage des Forschungsinstituts Thalys Explorer für den gesamten Europäischen Schienenverkehr: Zwei Drittel der Europäer (69 Prozent) teilen die Meinung, auf der Schiene am umweltfreundlichsten zu reisen. Dies gilt vor allem für die Deutschen: 79 Prozent betonen die umweltschonenden Vorteile des Schienenverkehrs. Die Allianz pro Schiene, ein breites Bündnis aus Non-Profit-Organisationen und Wirtschaftsunternehmen, das sich für eine Stärkung des Schienenverkehrs einsetzt, bestätigt die Richtigkeit des nachhaltigen Images der Bahn. „Der Autoverkehr produziert pro Personenkilometer viermal mehr klimaschädliches Kohlendioxid als der Schienenverkehr“, unterstreicht Geschäftsführer Dirk Flege. Weniger gut schneidet die Bahn in der Meinungsumfrage ab, wenn es um ihre wahrgenommene Pünktlichkeit geht: Für 44 Prozent der Europäer ist das Auto das pünktlichste Verkehrsmittel, die Bahn steht mit 23 Prozent an letzter Stelle. Besonders bahnkritisch sind die Engländer: Nur 7 Prozent glauben an eine planmäßige Ankunft und Abfahrt mit der Bahn. Eine Ausnahme bilden lediglich die Spanier: Für 42 Prozent ist der Schienenverkehr in seiner Pünktlichkeit ungeschlagen.
Mit dem Auto: durchschnittlich zwei Stunden im Stau
Dazu die Allianz pro Schiene: Die vermeintliche Unpünktlichkeit der Bahn ist eine subjektive Wahrnehmung und deckt sich nicht mit der Realität. Tatsächlich ist die Bahn das zuverlässigste Verkehrssystem. Denn die Pünktlichkeit der Bahn in Deutschland liegt bei durchschnittlich 90 Prozent, die Anschlusssicherheit im Fernverkehr mit bis zu 96 Prozent sogar noch höher. Flege kommentiert: „Der Zugverkehr lässt sich an seinen eigenen präzisen Fahrplänen messen. Bahnreisende empfinden wenige Minuten Abweichung oft schon als Unzuverlässigkeit – im Auto ist das völlig normal. Autofahrer setzen sich selten eine Ankunftszeit, die auf die Minute festgelegt ist.“ Dabei stehen Autofahrer – nach eigenen Angaben, die eine internationale Umfrage Ende 2001 ermittelt hat – europaweit durchschnittlich mehr als 2 Stunden pro Woche im Stau, in einigen Ländern sogar erheblich länger.
In puncto Sicherheit spalten sich die Meinungen in Europa
Die Niederländer und die Briten sind nicht von der Sicherheit der Bahn überzeugt: Für 57 Prozent der Niederländer ist das Auto das sicherste Fortbewegungsmittel. Die Bahn liegt mit 14 Prozent abgeschlagen an letzter Stelle. Ein ähnlich unsicheres Image hat der Schienenverkehr in England. Nur 21 Prozent halten die Bahn für das sicherste Transportmittel. In Deutschland schneidet die Schiene dagegen besonders gut ab: Für 43 Prozent reist man mit der Bahn am sichersten. „Die Deutschen haben Recht. Das Risiko, im Straßenverkehr tödlich zu verunglücken, ist nach der letzten deutschen Unfallstatistik 37mal höher als bei einer Bahnfahrt“, erläutert Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Flege.
Verkehr ist ein Wachstumsmarkt in Europa
Der Verkehr in Europa wächst. Zu diesem Ergebnis kommt auch die aktuelle Studie des Thalys Explorer: 73 Prozent der Europäer – davon 67 Prozent der Deutschen – geben an, in den nächsten Jahren mehr reisen zu wollen. 30 Prozent der Deutschen möchten darüber hinaus in der Zukunft mehr ins europäische Ausland reisen. Dazu die Allianz pro Schiene: Die geäußerte Reiselust deckt sich mit allen wissenschaftlichen Prognosen über das steigende Verkehrsvolumen in Europa. Um den wachsenden Ansprüchen an die Mobilität gerecht zu werden, darf die Bahn als das nachhaltigere Verkehrsmittel nicht länger von der Politik zugunsten des Autoverkehrs vernachlässigt werden. „Kein Verkehrsträger allein – weder die Straße noch die Schiene – wird das zukünftige Verkehrsaufkommen bewältigen können. Wenn die EU den Verkehrskollaps vermeiden will, muss sie faire Wettbewerbsbedingungen für die Schiene schaffen: sowohl zwischen den Ländern als auch zwischen Auto, Bahn und Flugzeug“, so Geschäftsführer Flege. Für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr fordert das Schienenbündnis deshalb eine konsequente Marktöffnung in Europa und den Abbau von technischen und betrieblichen Zugangshindernissen, sowie eine europaweite Harmonisierung der Besteuerung der Bahnen und eine steuerliche Gleichbehandlung aller Verkehrsträger.
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