Mildere Winter, trockenere Sommer: Klimastudie zeigt Anpassungsbedarf in Sachsen-Anhalt auf

Der Klimawandel könnte in einigen Regionen des Bundeslandes Sachsen-Anhalt die Trockenheit im Sommer verschärfen und die Neubildung von Grundwasser mindern. Das geht aus der PIK-Studie „Klimawandel in Sachsen-Anhalt“ vor, die am heutigen Mittwoch dem Landesumweltminister Hermann Onko Aeikens übergeben wurde. Während die Forstwirtschaft zunächst profitieren könnte, muss in der Landwirtschaft mit leicht abnehmenden Erträgen gerechnet werden. Wasser könnte in Sachsen-Anhalt zu einer kostbaren Ressource werden.

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat für Sachsen-Anhalt mögliche Auswirkungen des Klimawandels auf verschiedene Regionen und Wirtschaftsbereiche untersucht. „Unabhängig von allen Bemühungen, die Klimaerwärmung durch die Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen zu bremsen, ist ein Temperaturanstieg unvermeidbar und auch jetzt schon festzustellen“, sagte Aeikens. Das habe Auswirkungen auf viele wichtige Bereiche wie die Wasserverfügbarkeit und die Landwirtschaft. „Darauf müssen wir uns einstellen, ohne unnötig zu dramatisieren“, so Aeikens weiter.

Die Wissenschaftler vom PIK untersuchten, wie sich drei unterschiedliche globale Klimaszenarien auf Sachsen-Anhalt auswirken könnten. Dazu wurden die Projektionen für die Zeithorizonte 2025, 2055 und 2085 mit dem Referenzzeitraum 1961 bis 1990 verglichen. Die Studie zeigt auf, wo in den Bereichen Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Forstwirtschaft und Naturschutz zukünftig Handlungsbedarf besteht.

Die Studie zeigt, dass der Klimawandel voraussichtlich im größten Teil des Landes – mit Ausnahme des Harzes – den Niederschlag vermindern und die Verdunstung aus Böden und Vegetation steigern wird. „Diese Veränderungen der Wasserverfügbarkeit erfordern ein nachhaltiges Management der vorhandenen Ressourcen“, sagt Jürgen Kropp, der Leiter der Studie. Wahrscheinlich wird künftig weniger Grundwasser verfügbar sein.

„Der Waldbestand kann sich in der ersten Hälfte des Jahrhunderts wegen der verlängerten Wachstumsphase positiv entwickeln“, sagt Kropp. Nach 2070 kann die Produktivität der Pflanzen jedoch abnehmen. In der Landwirtschaft könne sich der Düngeeffekt einer erhöhten Konzentration von Kohlendioxid positiv auswirken und die Erträge steigern. Dies ist jedoch nur bei ausreichender Versorgung mit Nährstoffen gewährleistet. Zunehmender Wasserstress kann diese Zuwächse durchaus wieder zunichte machen. „Problemen dieser Art kann man sich jedoch, z.B. durch intelligentes Management, stellen“, sagt Kropp. In der Landwirtschaft sei das etwa die Auswahl geeigneter Sorten für den Anbau in einem trockeneren Klima.

Positiv könnte sich der Klimawandel auf den Weinbau auswirken. Höhere Temperaturen seien bessere Anbaubedingungen für Weintrauben. Die Winzer Sachsen-Anhalts könnten zudem ihr Rebsortenspektrum etwa um Sauvignon blanc erweitern.

„Die Ergebnisse der Vulnerabilitätsstudie werden nun in die Entwürfe von Anpassungsstrategie und Aktionsplan eingearbeitet“, sagt Minister Aeikens. Bereits während der Erarbeitung der Vulnerabilitätsstudie haben sich die Wissenschaftler des PIK intensiv mit Fachleuten im Land ausgetauscht. „Wir haben das Ziel, die beiden Endfassungen im 2. Quartal 2010 zu veröffentlichen. Ich betone aber auch, dass beides ‚lebendige’ Dokumente bleiben werden“, so Aeikens weiter. Wenn neue Erkenntnisse vorliegen, wird die Strategie angepasst. Neue Maßnahmen können auch weiterhin im Aktionsplan aufgenommen werden.

Studie: „Klimawandel in Sachsen-Anhalt“
www.klimawandel.sachsen-anhalt.de
www.pik-potsdam.de/nsp
Weitere Informationen:
Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt
Brigitte Schwabe-Hagedorn, Tel.: +49 391 567 16 88, E-Mail: klimawandel@mlu.sachsen-anhalt.de

Pressestelle, Tel.: +49 391 567 19 50, E-Mail: PR@mlu.sachsen-anhalt.de

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Jürgen Kropp, Tel. +49 331 288 25 26, E-Mail: kropp@pik-potsdam.de
Pressestelle, Tel: +49 331 288 25 07, E-Mail: presse@pik-potsdam.de

Media Contact

PIK Pressestelle PIK Potsdam

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Sensoren für „Ladezustand“ biologischer Zellen

Ein Team um den Pflanzenbiotechnologen Prof. Dr. Markus Schwarzländer von der Universität Münster und den Biochemiker Prof. Dr. Bruce Morgan von der Universität des Saarlandes hat Biosensoren entwickelt, mit denen…

3D-Tumormodelle für Bauchspeicheldrüsenkrebsforschung an der Universität Halle

Organoide, Innovation und Hoffnung

Transformation der Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) bleibt eine der schwierigsten Krebsarten, die es zu behandeln gilt, was weltweite Bemühungen zur Erforschung neuer therapeutischer Ansätze anspornt. Eine solche bahnbrechende Initiative…

Leuchtende Zellkerne geben Schlüsselgene preis

Bonner Forscher zeigen, wie Gene, die für Krankheiten relevant sind, leichter identifiziert werden können. Die Identifizierung von Genen, die an der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind, ist eine der großen…