Für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeits- und Privatleben

Wie lässt sich ein ausgewogenes konfliktarmes Verhältnis zwischen Arbeits- und Privatleben erreichen? Angesichts veränderter Arbeitsbedingungen und Lebensformen gewinnt diese Frage zunehmend an Bedeutung.

Mit welchen Konzepten und Instrumenten eine „Work-Life-Balance“ realisiert und nachhaltig in der Kultur von Unternehmen verankert werden kann, ist Thema eines breit angelegten Forschungsvorhabens an der Universität Heidelberg. Die Abteilung für Arbeits- und Organisationspsychologie unter der Leitung von Prof. Dr. Karlheinz Sonntag kooperiert dazu mit dem Unternehmen Daimler und weiteren Organisationen aus Industrie, öffentlicher Verwaltung, Justiz und Hochschule. Die dreieinhalbjährigen Arbeiten werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 740.000 Euro gefördert.

„Immer mehr Beschäftigte haben Schwierigkeiten, gestiegene berufliche Anforderungen an räumliche und zeitliche Flexibilität mit privaten und familiären Verpflichtungen zu vereinbaren“, betont Prof. Sonntag. „Einfluss darauf hat zum Beispiel eine unzureichende Betreuungsquote für Kinder, die im Widerspruch zu veränderten Geschlechterrollen steht und die Rückkehr in die Berufstätigkeit nach der Elternzeit zusätzlich erschwert.“ Angebote der Arbeitgeber wie Telearbeit, Kinderbetreuung, Teilzeitmodelle, Gesundheitsförderung oder Wiedereinstiegsprogramme sollen Beschäftigten helfen, die Balance zwischen „Work“ (Arbeit) und „Life“ (Leben) zu meistern. „Strategien und Maßnahmen müssen dabei als Teil der Unternehmenskultur verstanden werden“, fordert der Wissenschaftler. „Work-Life-Balance ist ein entscheidender Beitrag zur Qualität des Arbeitslebens; belegt ist auch der wirtschaftliche Nutzen.“

Im Rahmen ihres Forschungsprojekts wollen die Wissenschaftler herausfinden, welche Einflussgrößen und Wirkmechanismen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeits- und Privatleben in verschiedenen Zielgruppen bestimmen. Zugleich soll der konkrete Bedarf der Beschäftigten an unterstützenden Maßnahmen ermittelt werden. Darüber hinaus wird das Team von Prof. Sonntag untersuchen, wie bereits bestehende Angebote besser auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer zugeschnitten und Barrieren für ihre Nutzung beseitigt werden können. Prof. Sonntag: „Neben Einstellungen und Rollenverständnissen der Beschäftigten werden wir in diesem Zusammenhang vor allem die Rolle von Führungskräften in den Blick nehmen. Sie sind zentral für die Schaffung einer Unternehmenskultur, in der Work-Life-Balance nicht nur in Werten und Worten, sondern auch im Handeln nachhaltig verankert ist.“

Die Arbeits- und Organisationspsychologen werden dazu Untersuchungen bei ihren Verbundpartnern durchführen. Neben Daimler sind dies zwei weitere Unternehmen, die Stadt Fellbach, das Landgericht Heidelberg und die Universität Heidelberg selbst. Der Anwendungsnutzen für die Organisationen liegt in der Bereitstellung einer Toolbox „Management der Work-Life-Balance“, die Analyse- und Beschreibungsmethoden, Checklisten und Maßnahmenkataloge mit unterschiedlichen Vorgehensweisen anbietet. Um die kommenden Arbeitsschritte abzustimmen, werden die Projektteilnehmer zu einem sogenannten „Kick off-Meeting“ am 29. Januar 2010 in Stuttgart zusammenkommen. Das BMBF-geförderte Vorhaben ist dem Forschungsprogramm „Veränderungsfähigkeit: Balance von Flexibilität und Stabilität“ zugeordnet.

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