Roboter zu dumm für Cocktail-Konversationen
Humanoide Roboterprotoypen tun sich immer noch schwer, auf natürliche Weise mit Menschen zu kommunizieren und zu interagieren. Ein von der Europäischen Kommission mit 2,6 Mio. Euro gesponsertes Forschungsprojekt namens HUMAVIPS will in den kommenden drei Jahren Audio- und Videosensorik mit entsprechender Software so einsetzen, dass sich Robotern neue Möglichkeiten in der Interaktion mit Menschen eröffnen.
Denn nicht nur die Interpretation von Bedeutungsnuancen der menschlichen Kommunikation gilt derzeit noch als unüberwindbares Hindernis. Auch war es Robotern bisher fast unmöglich, in einem Raum von mehreren sprechenden Personen zwischen irrelevanten Hintergrundgeräuschen das tatsächlich interagierende Gegenüber auszumachen. Die in der 1:1-Kommunikation zwischen Robotern und Menschen erreichten Fortschritte sind in einem lärmerfüllten Raum mit mehreren Personen folglich nichtig.
Körpersprache auch Kommunikation
„Ein großer Teil der Kommunikation findet nicht nur über die gesprochene Sprache, sondern auch über Gesten, Blickkontakt und andere körpersprachlichen Hinweise statt. Diese visuellen Hinweise müssen bei der Weiterentwicklung von humanoiden Robotern berücksichtigt werden“, erklärt der am Projekt beteiligte Jean-Marc Odobez vom Schweizer Forschungsinstitut Idiap http://www.idiap.ch im Gespräch mit pressetext. „Wir Menschen sind sehr gut darin, zur richtigen Zeit zu lächeln, mit dem Kopf zu nicken sowie zusätzliche Bedeutungen aus formulierten Sätzen herauszulesen. Das einem Roboter beizubringen, ist eine enorme Herausforderung, die wir noch nicht annähernd gelöst haben“, so Odobez.
Bisher werten Roboter die über Kamera gesammelten visuellen Daten lediglich für Navigationszwecke bzw. die reibungslose Fortbewegung in einem Raum aus. Die über Mikrofon gesammelten Audiodaten, sprich Sprache oder Geräusche, werden von Robotern hingegen analysiert, um Anweisungen entgegenzunehmen oder ein Gespräch mit dem Gegenüber zu führen. Mit der Verknüpfung beider Sensorik analog zur menschlichen Kommunikation betrete man in der humanoiden Roboterforschung Neuland, so Projektleiter Radu Horaud vom Forschungsinstitut Inria http://www.inria.fr .
Sprache von Hintergrundgeräuschen unterscheiden
„Neurophysiologische Experimente zeigen ganz deutlich, dass die für das Hören verantwortlichen Regionen im menschlichen Gehirn weitaus stärker stimuliert werden, wenn gleichzeitig Bewegungsaspekte involviert sind“, erklärt Horaud. Am Ende des dreijährigen Projekts soll der Roboter in einem Raum mit vier oder fünf Menschen die Anzahl der sprechenden Personen bestimmen und menschliche Sprache von Hintergrundgeräuschen unterscheiden können. „Wenn der Roboter dann noch in der Lage ist, auf einen der Menschen selbstständig zuzugehen, dessen Aufmerksamkeit zu gewinnen und schließlich mit diesem zu kommunizieren, wäre das schon ein großartiger Erfolg“ sagt Horaud.
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