Cebit 2010: Historische Städte werden in 3-D-Welten zum Leben erweckt
Informatiker der Universität des Saarlandes und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) haben jetzt alte Ansichten der Festungsstadt Saarlouis digitalisiert. In mühevoller Kleinarbeit ist daraus eine 3-D-Welt geworden, die dem Betrachter einen virtuellen Spaziergang durch das historische Saarlouis ermöglicht.
Das Forschungsprojekt wird auf der Computermesse Cebit 2010 in Hannover vom 2. bis 6. März am saarländischen Forschungsstand (Halle 9, Stand B 43) vorgestellt.
Die saarländische Stadt Saarlouis wurde im 17. Jahrhundert von Sébastien de Vauban, dem Festungsbaumeister König Ludwigs XIV, gebaut. Noch heute stößt man beim Stadtrundgang an vielen Stellen auf die Spuren der alten Festungsanlage. Die Saarbrücker Informatiker erstellten davon ein 3-D-Modell, das sich so genau wie möglich der historischen Wirklichkeit annäherte. Das Team um Philipp Slusallek, Professor für Computergraphik der Universität des Saarlandes und wissenschaftlicher Direktor am DFKI, arbeitete dafür eng mit dem städtischen Museum von Saarlouis zusammen.
Aus alten Plänen, Skizzen und Kupferstichen rekonstruierten die Forscher nicht nur die Maße der Häuserfronten und die Gebäudeansichten, sondern auch die verwendeten Materialien und Farben. Anhand des 3-D-Modells kann man sich jetzt ganze Straßenzüge vor Augen führen und erkennt genau, wie weit sich die Festungsstadt ins Umland ausdehnte. In verschiedenen Ansichten wird außerdem dargestellt, wo später die alten Gemäuer mit den heutigen Häusern überbaut wurden.
Die naturgetreue Simulation des historischen Saarlouis soll den Stadtplanern helfen, die Festungssubstanz zu bewahren und behutsam für das moderne Stadtbild zu nutzen. „Wir wollen aber auch der Bevölkerung die Möglichkeit geben, die einzigartige Geschichte der ehemaligen Festungsstadt virtuell zu erleben und die vertrauten Winkel quasi mit historischer Brille zu erwandern“, sagt Projektleiter Georg Demme. Sein Ziel ist es, das naturgetreue 3-D-Modell noch mehr mit Leben zu füllen. Mit so genannten Agentensystemen sollen historisch gekleidete Figuren gesteuert werden, die nicht nur das Stadtbild bevölkern, sondern auch dem menschlichen Betrachter die Stadt zeigen und erklären können. Außerdem wäre es möglich, die einzelnen Gebäude mit audiovisuellen Informationen oder schriftlichen Zeugnissen der Vergangenheit zu ergänzen, die der virtuelle Spaziergänger dann per Mausklick abrufen kann.
„Damit können Museen ihre historischen Bestände dem Publikum noch viel spannender vermitteln. Aber auch im Städtebau können Bürger intensiver an den Planungen beteiligt werden, wenn sie über die 3-D-Visualisierung ein genaueres Bild von der historischen Bausubstanz erhalten“, nennt Professor Slusallek mögliche Anwendungen. Bislang wurden virtuelle Umgebungen vor allem in der Industrie für die Produktentwicklung genutzt. „Durch die fortschreitende Digitalisierung der architektonischen Entwürfe fällt es leichter, auch von Gebäuden und ganzen Städten detaillierte, dreidimensionale Modelle zu erstellen. Daher werden solche realitätsgetreuen Simulationen zunehmend auch für Städteplaner und Architekten interessant“, meint der Saarbrücker Informatiker.
Fragen beantworten:
Prof. Dr. Philipp Slusallek
Tel. 0681 / 302-5377 oder -3830
Tel. 0511 / 89 49 70 37 (Cebit-Messetelefon)
E-Mail: slusallek@cs.uni-sb.de
Georg Demme
DFKI-Forschungsbereich Agenten und Simulierte Realität
Tel. 0681 / 302-3834
E-Mail: Georg.Demme@dfki.de
Friederike Meyer zu Tittingdorf
Tel. 0681 / 302-3610
Mobil 0151 / 11 37 16 32
Hinweis für Hörfunk-Journalisten: Sie können Telefoninterviews in Studioqualität mit Wissenschaftlern der Universität des Saarlandes führen. Interviewwünsche bitte an die Pressestelle (0681/302-3610) richten.
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