Brände tropischer Torfwäldern können Treibhauseffekt verstärken

Feuer in tropischen Torfwäldern können erheblich zu einer Erwärmung des Erdklimas beitragen. In diesen Waldgebieten sind ungeheure Mengen Kohlenstoff gespeichert, die bei Bränden in Form des Treibhausgases CO2 freigesetzt werden. In den Jahren 1997 und 1998 vernichtete eine Feuerkatastrophe riesige Gebiete tropischen Regenwaldes in Südostasien. Besonders betroffen war Indonesien, wobei tropische Torfwälder bis etwa 40 Prozent der betroffenen Brandfläche ausmachten. Durch die Feuerkatastrophe wurden zwischen 13 und 40 Prozent des jährlich weltweit durch Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Erdöl, Kohle und Gas produzierten CO2 freigesetzt. Dr. Florian Siegert, Privatdozent für Ökologie am Department II der Fakultät für Biologie der LMU, gehört zu dem europäisch-indonesischen Forscherteam, das diese Studie als Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Nature (Bd. 420, 2002) präsentiert. „Unsere Ergebnisse sind so brisant, weil die Torfwälder Indonesiens seit August dieses Jahres, von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkt, wieder brennen“, so Siegert.

Zur Feuerkatastrophe der Jahre 1997 und 1998 in Südostasien kam es, weil El Niño die Voraussetzungen dafür schuf. Dieses Wetterphänomen tritt zyklisch auf und hat globale Auswirkungen. Es entsteht durch die großräumige Verschiebung von Meeresströmungen, besonders im Pazifik. Infolgedessen verringert sich in Südost-Asien und Australien die Niederschlagsmenge deutlich. Die dadurch bedingte Trockenheit erleichtert die Entstehung und Ausbreitung von Waldbränden. Auch in diesem Jahr ist das globale Wetter wieder durch El Niño beeinflusst, allerdings schwächer als in den Jahren 1997 und 1998.

Tropische Torfwälder sind ein bislang weitgehend unbekanntes Ökosystem. Feuer breitet sich dort als Schwelbrand aus, was aufgrund der unvollständigen Verbrennung dichten Rauch produziert. 3000 mal 5000 Kilometer maß die Rauchwolke, die sich 1997 und 1998 monatelang über Südostasien legte. Die wirtschaftlichen Schäden aufgrund der Rauchentwicklung wurden auf über zwei Milliarden Dollar geschätzt. „Ursache dieser Brände sind meist außer Kontrolle geratene Rodungsfeuer“, so Siegert.

In einer retrospektiv angelegten Studie werteten die Wissenschaftler Daten aus dieser Zeit aus. Die Kombination aus Techniken zur Erdbeobachtung mit Hilfe von Satelliten und umfangreichen Datenerhebungen vor Ort ermöglichte erst eine Aussage darüber, wie viel des klimarelevanten Treibhausgases CO2 durch Brände freigesetzt wird. Demnach wurden in diesen beiden Jahren bis zu 40 Prozent der Menge CO2 freigesetzt, die sonst innerhalb eines einzigen Jahres durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe in die Atmosphäre gelangt. Die Torfbrände sind damit eine Ursache für den größten Anstieg an CO2, der jemals beobachtet wurde. CO2 gilt als das Gas, das entscheidend für die globale Erwärmung der Erdatmosphäre ist. Wiederholte Brände in tropischen Torfwäldern haben damit das Potenzial, das Erdklima noch schneller zu erwärmen als bisher angenommen.

Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass derartige Brände erst durch das Zusammentreffen mehrerer Faktoren ein so dramatisches Ausmaß annehmen. Ungestörte Torfwälder brennen kaum, auch nicht nach mehreren Monaten Trockenheit, wie sie nur während eines besonders starken El Niños auftreten können. „Erst die Kombination von langer Trockenheit und einer falschen Entwicklungs- und Landnutzungspolitik führen in die Katastrophe“, berichtet Siegert. „Durch eine holzwirtschaftliche (Über-) Nutzung sowie die Trockenlegung der Torfsümpfe wird die natürliche Luft- und Bodenfeuchtigkeit so weit abgesenkt, dass der Torfboden Feuer fangen kann.“

Ansprechpartner:

PD Dr. rer. nat. Florian Siegert
Privatdozent Ökologie am Department II der Fakultät für Biologie und
Geschäftsführer der Remote Sensind Solutions GmbH (RSS GmbH)
Telefon: 089 / 5902 446 Fax: 089 / 5902 450
Mobil: 0172 / 6064514
Email: fsiegert@zi.biologie.uni-muenchen.de

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Cornelia Glees-zur Bonsen idw

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