Europäisches Beratungsgremium präsentiert strategische Forschungsagenda für den Aufschwung für Luft- und Raumfahrt
Der von der Kommission unterstützte Rat für Luft- und Raumfahrtforschung in Europa (Advisory Council for Aeronautics Research in Europe, ACARE) präsentierte heute in Brüssel die Ergebnisse seines ersten Arbeitsjahres in Form einer umfassenden strategischen Forschungsagenda (SRA).
Zum ersten Mal in der Geschichte der EU haben Vertreter von Regierungen sowie aus Industrie und Forschung gemeinsam einen F&E-Plan für den Sektor Luft- und Raumfahrttechnik entwickelt und angenommen. Die Agenda befasst sich mit den Herausforderungen, vor denen die Luftfahrt in ihrer dritten Generation steht, in der Phase des nachhaltigen Wachstums. Trotz der Ereignisse des 11. September 2001 wird der Luftverkehr weiter zunehmen. Dies bedeutet auch mehr Lärm, Emissionen, Überlastungen des Luftraums, Verspätungen und Unannehmlichkeiten.
Ziel der strategischen Forschungsagenda ist eine Optimierung der Forschungsanstrengungen, um den Luftverkehr sauberer, geräuschärmer, erschwinglicher und in allgemeiner und technischer Hinsicht sicherer zu machen. In der Agenda werden Forschungsinvestitionen von bis zu 100 Mrd. € über einen Zeitraum von 20 Jahren gefordert. Außerdem wird plädiert für gemeinsame Forschungsprojekte mit Technologieplattformen für Erprobung und Annahme neuer Technologien sowie für großmaßstäbliche Forschungsprüfstände und technologische Gründerzentren.
“Durch höhere und besser angelegte Forschungsinvestitionen kann die europäische Luft- und Raumfahrttechnik zugleich auf den Bedarf der Gesellschaft reagieren und weltweit eine Führungsrolle übernehmen,” erklärte EU-Forschungskommissar Philippe Busquin. “Die strategische Forschungsagenda ist ein erster Schritt zur Umsetzung des Berichts “Vision 2020” für die Luft- und Raumfahrt vom Januar 2001. Sie schafft die Grundlagen für die Erreichung ehrgeiziger aber realistischer Ziele.
Innerhalb des sechsten Forschungsrahmenprogramms der EU (RP6 2003-2006) sind 1,075 Mrd. € für die Luft- und Raumfahrtforschung vorgesehen. Wir haben verschiedene Vorschläge für Forschungsthemen in diesem Bereich erhalten, was das Interesse der Beteiligten an einer Zusammenlegung der Ressourcen sowie an integrierten Projekten und Exzellenznetzen auf diesem Gebiet beweist. Wir haben fähige Ingenieure, hervorragende Forschungszentren und Unternehmen, die weltweit führend sind. Wir müssen uns jetzt organisieren und uns europaweit zusammenschließen, um auf EU-Ebene eine kritische Masse zu erreichen und den Sektor an die Weltspitze zu führen.”
Die ACARE-Agenda ist eine Reaktion auf den Bericht “STAR 21” – Luft- und Raumfahrtstrategie für das 21. Jahrhundert” vom Juli 2002, in dem untersucht wird, wie ein durchstrukturierter Markt und ein kohärenter politischer Rahmen für eine erfolgreiche europäische Luft- und Raumfahrtindustrie geschaffen werden können.
Bessere Qualität und mehr Effizienz
Wenn die Aufgaben gelöst werden, können Flugpassagiere zum Beispiel von niedrigeren Flugpreisen und einem breiteren Angebot profitieren. Zu den Zielen der Agenda im Bereich der Sicherheit gehört eine Verringerung der Unfallrate um 80% durch bessere Kontrolltechniken und einen reibungslosen Betrieb am Boden. Gegenstand der Forschung sollten ferner automatische Allwetter-Anflug- und Landesysteme, eigenverantwortliche Staffelung der Flugzeuge, 100%ige Korrektur menschlicher Fehler und automatischer Schutz vor Fehleinschätzungen mit Katastrophenfolge sein.
Die Agenda soll außerdem Wege aufzeigen, wie das System bis zum Jahr 2020 eine Verdreifachung des Aufkommens an Passagieren, Fracht und Verkehr gegenüber den Zahlen von 2000 verkraften kann. Ein weiteres Ziel besteht darin, die Wartezeiten der Passagiere in Flughäfen auf unter 15 Minuten bei Kurzstreckenflügen und unter 30 Minuten bei Langstreckenflügen zu verkürzen. Außerdem soll erreicht werden, dass 99% aller Flüge unter allen Witterungsverhältnissen innerhalb von 15 Minuten nach der planmäßigen Abflugzeit starten.
Weniger Umweltbelastung und mehr Sicherheit im Flugverkehr
Auch die ökologischen Herausforderungen sind beträchtlich, vor allem vor dem Hintergrund der globalen Erwärmung. Daher sollen laut der Forschungsagenda Lärm, Treibstoffverbrauch und CO2-Emissionen jeweils um 50% gesenkt werden und die Stickoxidemissionen um 80%. Die Reduzierung der CO2-Emissionen soll mit Hilfe von Forschungen in den Bereichen Aerodynamik, Gewichtsverringerung und Verbesserung der Konfiguration bestehender Technologie erreicht werden. Die Forschungen sollten sich auf neuartige Flugzeugkonzepte wie „Nurflügler“ und alternative Flugzeugtreibstoffe wie z.B. Wasserstoff konzentrieren.
Im Bereich der Sicherheit empfiehlt die Agenda internsivere Forschungsanstrengungen zum Ausfall von Navigations- und Flugsicherungssystemen durch feindliche Eingriffe. Andere Schwerpunktbereiche sind die Kaperung von Flugzeugen am Boden oder in der Luft. Ziel der Agenda ist es, die Zahl der erfolgreichen Kaperungen auf Null zu reduzieren. Dazu werden umfangreiche Forschungsanstrengungen zu allen drei Komponenten des Luftverkehrs empfohlen: Flugzeug, Flughafen und Navigation. Beispiel: wie lässt sich ein Flugzeug vollständig vom Boden aus kontrollieren und sicher zur Landung bringen?
Erhaltung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
In der Agenda wird die Bedeutung einer besseren Forschungsinfrastruktur, einer wettbewerbsfähigen Zulieferkette, einer lückenlosen Zertifizierung, eines Qualifikationsverfahrens für die rasche Einführung neuer Technologien, eines leistungsfähigen Ausbildungssystems sowie transeuropäischer Synergien hervorgehoben. Diese Komponenten tragen dazu bei, ein attraktives Umfeld für Investitionen zu schaffen und Europa ebenso wettbewerbsfähig zu machen wie andere Länder und Wirtschaftsregionen.
In der Agenda wird auch die Notwendigkeit betont, die europäische Luft- und Raumfahrtindustrie in einen globalen Kontext zu stellen. Die Vereinigten Staaten investieren doppelt so viel in die nichtmilitärische Luft- und Raumfahrtforschung und vierzehnmal so viel in die militärische Forschung wie die EU. In der Agenda wird eine gesunde Mischung aus Zusammenarbeit und Wettbewerb mit den USA auf der Grundlage von Exzellenz und freiem Handel empfohlen.
Bereit für die Zukunft
Die Agenda ist kein starrer langfristiger Plan. Sie soll vielmehr alle 2 bis 3 Jahre vor der Veröffentlichung neuer Ausgaben der Agenda überprüft werden, so dass neue Information hinzugefügt werden können. Das bedeutet auch, dass die Agenda flexibel ist und sich veränderten Umständen anpassen lässt. In Zukunft sollen ausgewählte Aspekte der Agenda genauer analysiert werden, um Akteure bei ihren Entscheidungen für und Investitionen in bestimmte Forschungsprogramme zu unterstützen. Außerdem sind spezifische Studien zu ausgewählten Aspekten der Agenda vorgesehen, um Entscheidungsträger zu unterstützen.
ACARE: Mitglieder und Auftrag
ACARE wurde letztes Jahr auf dem Pariser Luftfahrtsalon ins Leben gerufen. Das Gremium hat 30 Mitglieder, zu denen Vertreter von EU-Mitgliedstaaten, von EUROCONTROL, der Kommission, der Luft- und Raumfahrtindustrie der EU und von Nutzern gehören. ACARE kommt mehrmals jährlich zusammen, hauptsächlich mit dem Ziel, die strategische Forschungsagenda im Bereich der Luft- und Raumfahrt festzulegen und umzusetzen.
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