Weiche Landung auf einem kosmischen Vagabunden

<b>Abb. 1:</b> "Operation Rosetta": Chef-Experimentator Dr. Helmut Rosenbauer, Direktor am Max-Planck-Institut für Aeronomie, mit der Landesonde, die im Jahr 2012 auf der Oberfläche des Kometen Wirtanen niedergehen soll. <br>Foto: Max-Planck-Gesellschaft/Filser

Europa startet aufregende Weltraummission „Rosetta“ zum Kometen „Wirtanen“ / Drei Max-Planck-Institute beteiligt / Pressekonferenz am 5. Dezember

Mitte Januar kommenden Jahres startet Europa seine bisher spannendste Weltraummission: „Rosetta“. Nach mehr als acht Jahre dauerndem Flug soll die Raumsonde den Kometen „Wirtanen“ erreichen und schließlich im Sommer 2012 ein Landegerät sanft auf seinem Kern absetzen. Wissenschaftler aus 14 europäischen Nationen sowie Forscher aus Kanada, USA und Australien sind ebenso wie die drei Max-Planck-Institute für Aeronomie (MPAe in Katlenburg-Lindau), Chemie (Mainz) und extraterrestrische Physik (Garching) an dem außergewöhnlichen Unternehmen beteiligt.

Kometen gelten als „kosmische Tiefkühltruhen“ aus Staub und Eis. Darin befinden sich nach Ansicht der Wissenschaftler unverfälschte Reste jener Urmaterie, aus der vor etwa 4,6 Milliarden Jahren unsere Sonne und die Planeten entstanden sind. Ehrgeiziges Ziel von „Rosetta“ ist herauszufinden, ob es Kometen waren, die das Leben auf die Erde gebracht haben.

Das himmlische Rendezvous findet in fast 800 Millionen Kilometer Abstand von der Erde statt – in jenem finsteren und eiskalten Randgebiet unseres Sonnensystems, in dem sich auch der Riesenplanet Jupiter bewegt. Ein lichtschnelles Funksignal dorthin ist fast 45 Minuten lang unterwegs.

Selbst Europas Superrakete „Ariane 5“ ist zu schwach, um die drei Tonnen schwere Raumsonde – davon mehr als die Hälfte an Treibstoff – auf direktem Weg zum Kometen zu schießen. Mit einer Art Weltraum-Billard muss „Rosetta“ deshalb mehrfach Schwung holen, um das ferne Ziel zu erreichen. Erst nahe Vorbeiflüge am Planeten Mars und zweimal an der Erde geben dem Raumfahrzeug so viel zusätzliche Geschwindigkeit, dass es bis zum Kometen Wirtanen vordringen kann. Auf dem Weg dorthin fliegt „Rosetta“ auch in wenigen tausend Kilometer Distanz an den beiden Kleinplaneten „4979 Otawara“ (im Juli 2006) und „104 Siwa“ (Juli 2008) vorbei.

Nach der mehrjährigen „Schleudertour“ durch unser Sonnensystem beginnt dann im November 2011 die entscheidende Phase: Rosetta schwenkt in eine immer enger werdende Umlaufbahn um den Kometen Wirtanen ein und beginnt mit Fernerkundungen. Dazu trägt die Raumsonde insgesamt elf Messinstrumente – darunter auch das vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Garching bei München, entwickelte „Cosima“-Massenspektrometer: Damit soll vor allem der vom Kometen wegfliegende Staub auf seine Bestandteile untersucht werden.

Wichtigste Aufgabe des vom Max-Planck-Institut für Aeronomie, Katlenburg-Lindau, gebauten Kamerasystems „Osiris“ ist es dann – neben wissenschaftlichen Untersuchungen – einen geeigneten Landeplatz für RoLand („Rosetta-Lander“) auf dem Kern des Kometen Wirtanen zu finden. Im Sommer 2012 folgt schließlich der Abstieg: Von der Raumsonde löst sich der Lander, der weitgehend vom Max-Planck-Institut für Aeronomie entwickelt wurde, und bewegt sich innerhalb von sechs Stunden auf den Kometen zu – ein waghalsiges Unternehmen. Denn der nur etwa einen Kilometer große Kern von Wirtanen besitzt eine so geringe Anziehungskraft, dass der auf der Erde rund 100 Kilogramm wiegende Rosetta-Lander nur noch zwei Gramm schwer ist. Eine kurz vor der Landung abgeschossene Harpune soll das Gerät mit einem Seil auf den Kometenkern herabziehen, damit sich die Bohrer in den drei Landebeinen in der Oberfläche festkrallen können.

Zum ersten Mal wird es damit möglich, den Stoff, aus dem unsere Welt einst entstanden ist, direkt zu analysieren. Insgesamt zehn Messeinrichtungen auf dem Rosetta-Lander, unter anderem auch das vom Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz, gebaute APX-Spektrometer – eine Weiterentwicklung der bei der amerikanischen Pathfinder-Mission 1997 auf dem Mars bewährten „Schnüffelnase“ des Sojourner-Fahrzeugs – sollen dabei helfen, dass Europas Wissenschaftler ihre Spitzenposition bei der Erforschung von Kometen weiter ausbauen.

Zu den wichtigsten Geräten gehört das vom Max-Planck-Institut für Aeronomie entwickelte COSAC-Experiment (Cometary Sampling and Composition). COSAC enthält zur Gasanalyse sowohl einen Gaschromatographen als auch ein Massenspektrometer und soll in der Kometenmaterie vor allem nach komplexen organischen Moleküle suchen und diese identifizieren. Diese Moleküle sind für die Forscher von besonderem Interesse, weil sie die präbiotischen Bausteine für das Leben auf der Erde und auf anderen Planeten sein könnten. Der Anteil dieser organischen Verbindungen an dem gesamten Kometenmaterial wird auf bis zu 30 Prozent geschätzt.

Achtung Pressekonferenz

Die wissenschaftlichen Ziele der Rosetta-Mission stehen im Mittelpunkt einer

Pressekonferenz am Donnerstag, 5. Dezember 2002, ab 10.30 Uhr,
im Ehrensaal des Deutschen Museums in München.

Dabei zeigt das Max-Planck-Institut für Aeronomie – neben zahlreichen anderen Exponaten – auch ein 1:1-Modell des Landers und seines „Innenlebens“. Wir würden uns sehr über Ihre Teilnahme freuen und bitten Sie um eine kurze Mitteilung an das

Pressereferat der Max-Planck-Gesellschaft
Tel.: 0 89 / 21 08 – 12 76
Fax: 0 89 / 21 08 – 12 07
E-Mail: presse@mpg-gv.mpg.de

Weitere Informationen erhalten Sie von

Dr. Norbert Krupp
Max-Planck-Institut für Aeronomie, Katlenburg-Lindau
Tel.: 0 55 56 / 9 79 – 1 54
Fax: 0 55 56 / 9 79 – 4 73
E-Mail: czechowsky@linmpi.mpg.de

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Max-Planck-Gesellschaft

Weitere Informationen:

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