Professionelle Intuition oder erlernbare Handlungskompetenz?
Institut Arbeit und Technik entwickelte Qualifizierungskonzept für Gestalter von Veränderungsprozessen
Bevor der Unternehmensberater mit dem Beraten anfängt, ist er selbst gut beraten, wenn er woanders „guten Rat“ einholt. Das soll künftig das Qualifizierungskonzept ProGRes ermöglichen, das am Institut Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) zur Unterstützung von Akteuren, die in Betrieben Reorganisationsprozesse verantwortlich vorantreiben, entwickelt wurde.
Die Organisation von Veränderungsprozessen im Unternehmen erfordert von den Prozessgestaltern umfangreiche fachliche und soziale Kompetenzen. Für den Beruf des „Beraters“ gibt es allerdings keine formalen Qualifikationskriterien, geschweige denn Ausbildungsgänge mit standardisierten Prüfungsabschlüssen. Die Berufsbezeichnung ist ungeschützt und wird zum Teil inflationär verwendet. „Die Auffassung ist weit verbreitet, dass ein externer Berater oder Prozessgestalter über das erforderliche Handwerkszeug lediglich aufgrund „professioneller Intuition“ verfüge“, stellten die IAT-Projektverantwortlichen, Sandra Kremer und Detlef Cords-Michalzik, fest.
Die Entwicklung der Kompetenzen zur Gestaltung von Veränderungsprozessen zu unterstützen und das Lernen zielgerichtet und systematisch zu gestalten ist die Aufgabe des vom Land NRW geförderten Projektes „Gestaltungskompetenz für betriebliche Reorganisationsprozesse: Entwicklung eines Qualifizierungskonzeptes für Prozessgestalter“. Als Basis der Projektarbeit wurde ein 4-Phasen-Modell entwickelt, das Veränderungsprozesse idealtypisch widerspiegelt, ohne jedoch einen „one-best-way“ vorzugeben. Leitbild ist dabei eine arbeitsorientierte und partizipativ ausgerichtete Modernisierung von Unternehmen. Das Qualifizierungskonzept berücksichtigt die Interessen und Rollen sowohl der – internen und externen – Prozessgestalter wie auch der Auftraggeber.
Das Curriculum entstand nicht am Schreibtisch, sondern in konkreter Zusammenarbeit mit Praktikern – Geschäftsführung, Managern und Betriebsräten von Unternehmen in Reorganisation, sowie nicht zuletzt mit Unternehmens- und Organisationsberatern, die meist am besten wussten, an welchen Kenntnissen und Fähigkeiten es ihnen mangelte. Dabei wurden auch die Ergebnisse aus abgeschlossenen und noch laufenden Projekten der Landesprogramme Quatro und Adapt ausgewertet und weiterentwickelt.
Der jetzt ausgearbeitete „Stundenplan“ umfasst ca. 45 Qualifizierungstage, die in anderthalb Jahren zu bewältigen sind. Die Teilnehmenden lernen Wissen über Organisationen und deren Veränderungen, im Projektmanagement befassen sie sich mit Planung, Steuerung und Controlling von Veränderungsprozessen, Fachthemen wie Recht, Qualitätsmanagement, Finanzen und Personal stehen auf dem Stundenplan ebenso wie Information und Kommunikation, Persönlichkeitsentwicklung und immer wieder: „die Rolle des Prozessgestalters“. Während der gesamten Maßnahme werden die Teilnehmenden begleitet und betreut – bzw. „gecoached“. Zum Abschluss – nach Präsentation der Hausarbeit, Darstellung der Eigenpositionierung einschließlich Stärken- und Schwächenanalyse und weiteren Fähigkeitsnachweisen gibt es ein Zertifikat.
Das Projekt tritt jetzt in die Umsetzungsphase. Zusammen mit einem Weiterbildungsträger – es werden noch interessierte Partner gesucht – soll das Qualifizierungskonzept in der Praxis erprobt und bei Bedarf weiterentwickelt werden. Geplant ist auch der Aufbau und die Pflege eines Erfahrungsaustausches für alle Akteure von Reorganisationsprozessen im Sinne einer kollegialen „Lernplattform“, um die Projektergebnisse langfristig sichern und weiterentwickeln zu können.
Für weitere Fragen stehen
Ihnen zur Verfügung:
Detlef Cords-Michalzik, Durchwahl: 0209/1707-228
Sandra Kremer, Durchwahl: 0209/1707-228
E-Mail: progres@iatge.de
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