Hallenbad und Supermarkt als Passivhäuser

Mitteleuropa ist Vorreiter im Passivbau. 13.500 der weltweit etwa 20.000 Passivhäuser stehen allein in Deutschland. Das spiegelte sich auch am Besucherinteresse an der internationalen Passivhaustagung wider, die am letzten Maiwochende in Dresden stattfand. „Große Delegationen aus Japan, den USA und Kanada kamen um zu sehen, wie der Fortschritt der Entwicklung bei uns läuft“, berichtet Tagungsorganisator Wolfgang Feist, Leiter des Passivhaus-Institutes, im pressetext-Interview.

Technisch ist die Passivbauweise bereits in allen Einsatzbereichen wie auch Klimazonen möglich, betont Feist. Dabei kommt mutigen Pilotprojekten hohe Bedeutung für die Weiterentwicklung zu. „Zu testen ist jeweils nicht nur, ob die Bauweise funktioniert, sondern auch, ob man sie ökonomisch vertreten und den Nutzern der Gebäude zumuten kann.“ Mehrere Beispiele dafür wurden auf der Tagung präsentiert.

Pilotprojekte Supermarkt und Hallenbad

Im irischen Tramore hat etwa die Handelskette Tesco den weltweit ersten Supermarkt nach Passivhaus-Kriterien errichtet. „Im Supermarkt ist nicht die Heizwärme, sondern die Kühlung der Waren das Problem. Kühlaggregate entziehen der Ware Wärme und leiten diese in die Raumluft des Supermarkts, was im Sommer oft eine Klimaanlage nötig macht.“ In Tramore wird die Wärme aber außen abgegeben und nur im Winter teilweise zur Heizung rückgeführt, zudem reduziert die Beleuchtung durch LED-Lampen die Wärmeproduktion. Insgesamt erreichte man so mit fünf Prozent höheren Baukosten eine Halbierung des Energieverbrauchs.

Doch auch in anderen Bereichen sprengen Pilotprojekte Grenzen. So bauen Bamberg und Lünen derzeit an Passivhaus-Hallenbädern. „Während früher Kaltwasser in Bädern üblich war, fordert der Komfortanspruch heute Wassertemperaturen um 30 Grad. Die dadurch höhere Verdunstung bringt enormen Wärmeverlust und hohe Luftfeuchtigkeit, der man durch energieaufwändige Entfeuchtung und hohe Luftwechselraten begegnet“, so Feist. Beim neuen Ansatz wird überschüssige latente Wärme per Wärmepumpe und Wärmerückgewinnung zurückgeholt und ins Beckenwasser rückgeführt. Dazu nutzt man Lüftungsgeräte, Solarthermik und Tageslicht effektiver.

Zufriedenheit in Passivbauten höher

Die meisten heutigen Passivhäuser sind allerdings Wohnbauten. Bei deren Bewohnern ist die Bauweise hoch akzeptiert, sagt Martin Treberspurg, Architekt und Experte für ressourcenorientiertes Bauen an der Universität für Bodenkultur Wien http://www.baunat.boku.ac.at/iki.htm im pressetext-Interview. „Studien zeigen, dass in passiven Wohnbauten über 80 Prozent der Bewohner ’sehr zufrieden’ sind. Bei vergleichbaren herkömmlichen Bauten sind es über 50 Prozent.“ Gründe dafür seien vor allem die bessere Luftqualität in den Innenräumen und die selbst im Winter konstante Temperatur.

Beide Experten erwarten für die Zukunft eine weitere Kostenreduktion. „Derzeit kostet der Bau eines Mehrfamilien-Passivhauses noch fünf bis acht Prozent mehr, bei Einfamilienhäusern zehn bis 15 Prozent. Da es stets mehr Anbieter und Produkte gibt, wird der Preis weiter sinken“, so Treberspurg. Damit der Einzelne die anfangs natürliche Skepsis überwinde, sei eigenes Erleben eines Passivhauses im Winter wichtig. Auch Feist sieht die Bauweise als Selbstläufer. „Die Entwicklung wird wie bei der Verglasung gehen. Heute ist in Deutschland jede vierte Neuverglasung dreischeibig, während dieser Anteil noch vor wenigen Jahren unter einem Prozent betrug.“

Fernziel: Das Haus als Stromkraftwerk

Auch bei Passivhäusern gebe es noch technisches Verbesserungspotenzial. „Zu erwarten sind etwa geringere Rahmen-Ansichtsbreiten von Fenstern, die mehr Licht eindringen lassen und somit die energetische Bilanz verbessern. Ähnliches gilt für die Lüftungstechnik, deren Einstellung bisher hohen handwerklichen Aufwand bedeutet. Die Geräte der Zukunft sollten es schaffen, sich selbst zu einzuregeln“, so Feist. Treberspurg erwartet die Weiterentwicklung der Plusenergiehäuser, die sogar überschüssige Energie erzeugen und verkaufen. „Da der Mehraufwand derzeit 40 bis 60 Prozent beträgt, gibt es in Österreich erst unter zehn Stück davon“, so der Wiener Architekt.

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Johannes Pernsteiner pressetext.deutschland

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