Womit haben wir das verdient? Weniger Geld bei besseren Leistungen
Frauen haben oftmals familiär bedingte Erwerbsunterbrechungen, Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, typische Frauenberufe sind schlechter bezahlt als charakteristische Männerberufe, Frauen besetzen seltener eine Führungsposition – die Fakten sind bekannt. Aber sind die Gehälter von Frauen und Männer wirklich gleich, wenn ihre Ausgangspositionen identisch sind? Werden Frauen und Männer einheitlich entlohnt, wenn sie die identische Stelle innehaben und die gleiche Erwerbsbiografie aufweisen?
Der Forschungsansatz der beiden Pforzheimerinnen ist klar: Wenn der Grund für den Gehaltsunterschied wirklich in der Erwerbsbiografie zu finden ist, müssten Frauen bei gleichem Studienabschluss und einem Vollzeitjob zumindest beim Berufseinstieg ein vergleichbares Gehalt beziehen wie ihre männlichen Konkurrenten Dass die Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern unter vergleichbaren Bedingungen auch heute noch nicht erreicht ist, zeigt die vorliegende Studie.
Grundlage der, in der Zeitschrift WSI-Mitteilungen der Hans-Böckler Stiftung, Ausgabe 06/2010 veröffentlichten Studie war eine Befragung von über 3.000 Absolventinnen und Absolventen der Pforzheimer Fakultät Wirtschaft und Recht. Die Umfrage im Zeitraum von 1998 bis 2008 ergab, dass weibliche Absolventen trotz besserer Noten, häufigerem Auslandsaufenthalt und größerem Engagement in studentischen Organisationen und trotz gleichem Studiengang ein um durchschnittlich acht Prozent geringeres Einstiegsgehalt erzielen als männliche Absolventen. Diese Unterschiede treten bei allen Studiengängen ohne Ausnahme auf. Im Mittel verdienen die Frauen so schon beim Berufseinstieg pro Jahr rund 3.000 € weniger als die Männer.
Da Teilzeit, Übernahme von Führungsaufgaben sowie Erwerbsunterbrechungen als Erklärungsansätze für die Gehaltsunterschiede der Pforzheimer Absolventen ausscheiden, müssen andere Ursachen identifiziert werden. Die Autorinnen können belegen, dass ein Teil der Gehaltsunterschiede auf der höheren Mobilität der männlichen Absolventen basiert. Als weitere Gründe vermuten sie eine Selbstselektion der Frauen, die eine anderen Lebensplanung vorziehen und eher auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie abzielen als auf ein möglichst hohes Gehalt. Die Autorinnen schließen aber auch eine Diskriminierung von Frauen nicht aus. Arbeitgeber könnten versucht sein, Frauen im Hinblick auf zukünftig zu erwartende Erwerbsausfälle schlichtweg weniger Geld anzubieten als Männern.
Die Autorinnen fordern eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch den Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten sowie eine in die Hochschule integrierte Karriereförderung für Frauen. Damit sollen die geschlechtsspezifischen Gehaltsunterschiede der zukünftigen Absolventen verringert und das Selbstbewusstsein der Frauen gestärkt werden.
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